Gemeinderat,
57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 111
(Beginn um 9.01 Uhr.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Die Sitzung des Wiener Gemeinderates ist eröffnet.
Entschuldigt für die heutige Sitzung während des gesamten Tages sind
Frau GRin Cammerlander, Frau GRin Klicka, Frau GRin Schubert und Frau GRin
Schrödl. Entschuldigt ab 16 Uhr ist Herr VBgm Dr Michael Ludwig, der
sich ab diesem Zeitpunkt auf einer Dienstreise befindet; die Klubs wurden in
der Präsidialkonferenz hievon entsprechend informiert.
Ich darf Sie bitten, sich von den Plätzen zu erheben. (Alle
Anwesenden erheben sich von den Plätzen.)
Vorigen Samstag erreichte uns die traurige Mitteilung, dass
Bundesministerin a D und Bürgerin von Wien Prof Johanna Dohnal
wenige Tage nach ihrem 71. Geburtstag verstorben ist.
Johanna Dohnal erlebte eine nicht immer leichte Kindheit, die ihr Leben
jedoch sehr prägte. Sie erlernte den Beruf einer Industriekauffrau und begann
sehr früh ihr politisches Engagement bei den Wiener Kinderfreunden und in der
SPÖ der Bezirksorganisation Penzing.
Von Mai 1969 bis Juli 1973 war sie Mitglied der Penzinger
Bezirksvertretung. Von Juli 1973 bis Oktober 1979 war sie Mitglied des Wiener
Landtages und Gemeinderates. In dieser Funktion setzte sie sich vor allem für
die Ausweitung der Sozialdienste und die Forcierung der Sexualaufklärung an den
Schulen ein. 1978 wurde auf Initiative von Johanna Dohnal das erste Frauenhaus
Österreichs hier in Wien in Betrieb genommen.
Im November 1979 wurde sie als Staatssekretärin für allgemeine
Frauenfragen im Bundeskanzleramt angelobt. Und von 1980 an wurde Johanna Dohnal
mit der Abwicklung des von Dr Bruno Kreisky ins Leben gerufenen
Nationalfonds „Hilfe für Kinder der Dritten Welt" betraut. Ich möchte auch
darauf hinweisen, dass sie von 1983 bis 1991 die Koordinatorin des
überparteilichen Hilfskomitees für Nicaragua war. Von 1990 bis April 1995 war
sie Bundesministerin für Frauenangelegenheiten im Bundeskanzleramt.
Johanna Dohnal hat mit ihrem unvergleichbaren Einsatz die
österreichischen Gesetze im Zusammenhang mit mehr Chancengleichheit für Frauen
und Beseitigung von Frauendiskriminierung besonders stark beeinflusst. Das
Selbstbestimmungsrecht für Frauen, die Öffnung von traditionellen
männerdominierten Berufen für Frauen und die Schaffung eines engmaschigen
Netzes an frauenspezifischen Beratungseinrichtungen und Frauenvereinen war
beispielhaft aufgezählt Teil ihrer großen Initiativen. Viele Frauen und Mädchen
allen Alters, jeder Herkunft und jedes Bildungsstandes profitierten und
profitieren von diesen gesellschaftspolitischen Änderungen.
Johanna Dohnal war und ist wegen ihrer Hartnäckigkeit, auch oftmals
ihrer Kompromisslosigkeit, um das gesteckte Ziel zu erreichen, ihres
entschiedenen Auftretens gegen Alltagsfaschismus und gegen das, wie sie selbst
sagte, kollektive Vergessen für viele Menschen weit über unser Land
hinausgehend ein Vorbild. Viele von uns – und da bin ich überzeugt, nicht nur
Frauen – werden ihr Wirken fortsetzen. Johanna Dohnal stand immer auf der Seite
jener Menschen, die in unserer Gesellschaft besonders ungerecht behandelt
wurden und leider auch noch werden.
In Würdigung ihrer großartigen Leistungen für Wien wurde Johanna Dohnal
im Jahr 2005 zur Bürgerin der Stadt Wien ernannt. Unser Gedenken und unser
Empfinden sind bei den Familienmitgliedern von Johanna Dohnal, ihrer Tochter
und ihrer Lebenspartnerin. Wir wollen ihr stets ein ehrendes Andenken bewahren.
(Die Anwesenden verharren einige Zeit in stummer Trauer.)
Ich danke. (Die Plätze werden wieder eingenommen.)
Bevor wir mit der Fragestunde beginnen, möchte ich auf ein Thema
zurückkommen, das wir bei der letzten Gemeinderatssitzung behandelt haben und das
uns beschäftigt hat, nämlich die Wortmeldung von Herrn StR Ellensohn bei der
Dringlichen Anfrage an den Herrn Bürgermeister, wo er am Beginn seiner Rede
behauptete, dass die FPÖ einen großen Beitrag zur Kriminalität leistet. In
Folge begründete er dies, indem er mehrere Funktionäre der FPÖ anführte und
deren Vergehen beschrieb. Da ich davon ausgehe, dass vielleicht die eine oder
andere Person nicht im Saal anwesend ist, werde ich ausschließlich Zitate aus
dieser Rede bringen, damit man auch meine Schlussfolgerung dann entsprechend
versteht.
Genannt hatte er Karlheinz Klement, er soll dreimal aus der FPÖ
ausgeschlossen worden sein und behauptet haben, das jüdische Volk hätte aus dem
Holocaust nichts gelernt und brauche eine zweite Lektion. Er wurde wegen
Volksverhetzung verurteilt.
Dipl-Ing Fröhlich, ehemaliger Bezirksrat – ich sage jetzt nur die
Stichworte –: Holocaust-Leugnung, rechtskräftig verurteilt.
Susanne Winter, Nationalrätin, ehemalige Stadträtin in Graz:
rechtskräftig verurteilt wegen Verhetzung und Herabwürdigung von religiösen
Lehren.
Michael Winter: wegen der Behauptung, alle Muslime seien Sodomisten,
rechtskräftig verurteilt.
John Gudenus: rechtskräftig verurteilt wegen Wiederbetätigung.
Peter Rosenstingl, ehemaliger FPÖ-Nationalrat: gewerbsmäßiger Betrug,
Untreue, Gesamtschaden von über 50 Millionen Schilling.
Ferdinand Spielberger, Stadtrat in Graz: rechtskräftig verurteilt wegen
sexueller Übergriffe an Sekretärinnen.
Ernest Windholz: verurteilt wegen Körperverletzung.
Wolfgang Haberler: verurteilt wegen schweren Betrugs, Missbrauchs
fremder Ausweise und falscher Zeugenaussage.
Und schlussendlich – alle, die genannt wurden, will ich nicht nennen –:
Harald Weiß, Stadtparteiobmann von Wiener Neustadt: Da zitierte Ellensohn aus
einer niederösterreichischen ÖVP-Zeitung, wobei Verdacht nach § 207a –
pornographische Darstellung mit Jugendlichen – gegeben sei.
Das sind Zitate aus dem Redebeitrag von StR Ellensohn.
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