Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 93
Henriette Frank und David Lasar eingebrachte, an den Herrn
Bürgermeister gerichtete Dringliche Anfrage betreffend „Kriminalitätsalarm in
Wien" vom Fragesteller mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte
über den Gegenstand stattfinde.
Gemäß § 37 Abs 5 der Geschäftsordnung hat auf Verlangen
vor der mündlichen Begründung die Verlesung der Dringlichen Anfrage zu
erfolgen. Dieses Verlangen wurde auch gestellt. Daher ersuche ich den Schriftführer,
GR Mahdalik, um Verlesung dieser Dringlichen Anfrage.
Schriftführer GR Anton Mahdalik: „Im Jahr 2009 sind in
Österreich 591 597 Strafdelikte angezeigt worden, um 3,3 Prozent
mehr als 2008. Die größte Zunahme im Bundesländervergleich gab es mit einem
Plus von 7,33 Prozent und insgesamt
228 593 Straftaten ..." (GR Robert Parzer spricht neben
dem Schriftführersitz.)
Kannst du das nachher erzählen? (GR Robert Parzer: Entschuldigung! -
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Ein Multi-Tasking-Fähiger! - Weitere
Zwischenrufe.) Ich bin keine Frau!
„... - 626 Straftaten pro Tag! - in der Bundeshauptstadt Wien, wo
die Bevölkerung ganz besonders unter der steigenden Einbruchskriminalität zu
leiden hat.
‚Es war ein harter Job', sagte Franz Lang, Direktor des
Bundeskriminalamts - BK, gegenüber der APA am 18. Jänner dieses Jahres im
Rückblick auf: ‚ein durchwachsenes, sehr schwieriges Jahr 2009.’
Die Welle an Einbruchsdiebstählen in Wohnungen und Privathäuser hat das
Sicherheitsgefühl der Bevölkerung stark beeinträchtigt. Schon 2008 hatte es
bundesweit 11 553 Fälle von Wohnungseinbrüchen gegeben, 2009 ist die Zahl
auf 12 259 gestiegen. Bei Einbrüchen in Einfamilienhäuser wuchs die
Fallzahl von 5 627 auf 7 459. ‚Es gibt kaum jemanden mehr, der keine
Betroffenen im Verwandten- und Bekanntenkreis hat', gab Lang zu. ‚Der
Österreicher ist hier am wehrlosesten und irritiertesten.' Dazu kommt, dass der
Opferschutz in Wien völlig unzureichend ausgebaut ist, viele der Opfer bleiben
traumatisiert zurück.
Die Aufklärungsquote ist extrem niedrig: 5,4 Prozent der
Einbruchsdiebstähle in Wohnungen wurden geklärt. Bei den Hauseinbrüchen waren
es 9,1 Prozent. Das geht aus der Kriminalstatistik 2009 hervor, die vor
Kurzem im Bundeskriminalamt - BK präsentiert wurde.
Die Anzahl der Wohnungseinbrüche ist 2009 um 6,1 Prozent
angewachsen, jene bei Einbrüchen in Wohnhäuser sogar um 32,6 Prozent. Der
Brennpunkt dieser dramatischen Kriminalitätsentwicklung befindet sich in Wien,
wo es insgesamt eine Steigerung von rund 70 Prozent gab.
‚Es stimmt, viele Tätergruppen kommen aus jenen Ländern, die von der
Visa-Liberalisierung profitieren', räumt Alexander Marakovits, Sprecher des
Bundeskriminalamts, ein – Klammer: Tageszeitung ‚Heute’ vom 19. Jänner
2010.
Wenig optimistisch schaut auch Ex-Sicherheitsbüro-Chef Max Edelbacher
in die nahe Zukunft. ‚Der Balkan ist eine arme Region mit hoher
Jugendarbeitslosigkeit. Die Nähe und die Tatsache, dass viele hier Verwandte
haben, machen Österreich sehr interessant' – Klammer: Tageszeitung ‚Heute’ vom
19. Jänner 2010.
Eine weitere Gefahr sei der Zuzug von so genannten Klima- und
Polit-Flüchtlingen aus Afrika und Ex-Ostblock-Ländern. ‚Ich rechne auch 2010
mit hoher importierter Kriminalität.', sagte Edelbacher.
Im Vorjahr lag der Anteil von Fremden bei allen aufgeklärten Verbrechen
laut veröffentlichten Statistiken bei 28 Prozent. Dabei gehen laut Polizei
71 Prozent der Wohnhauseinbrüche auf deren Konto. Die Zahl dieser Fälle
ist bundesweit besonders stark gestiegen: von 5 627 auf 7 459 -
Klammer: plus 32,6 Prozent. In Niederösterreich betrugt die Steigerung
30 Prozent, in Wien sogar 70 Prozent!
Wiens Hauptprobleme sind neben dem explodierenden Bettlerunwesen die
PKW-Diebstähle von knapp 1 780 auf 2 800 - Klammer: plus 57 Prozent
- angestiegen - und die Zahl der Geldbörsendiebstähle. Diese explodierte in der
Bundeshauptstadt von 10 000 auf 16 000 - Klammer: plus
160 Prozent.
Seit 19. Dezember 2009 gilt Visa-Freiheit für Serbien,
Montenegro und Mazedonien - die Heimat vieler Tätergruppen. Ihr starkes
Auftreten führen Experten - neben offenen Grenzen - darauf zurück, dass sich
immer mehr Fremde illegal in Wien aufhalten, die aber trotz Aufenthaltsverbot
nicht abgeschoben werden - Klammer: können.
Fremdenpolizeichef Wilfried Kovarnik klagt seit Jahren darüber, dass
sich zahlreiche ausländische Straftäter mit Tricks wie Scheinehen, falschen
Papieren, immer wieder aufs Neue gestellten Asylansuchen oder Hungerstreiks
erfolgreich der Abschiebung widersetzen - dies oft über viele Jahre.
Die Zahlen sprechen für sich. So wurden laut Fremdenpolizeibilanz
bereits im Jahr 2008 über 3 026 - meist rechtskräftig verurteilte - Fremde
so genannte ‚aufenthaltsbeendende Maßnahmen' verhängt. Tatsächlich abgeschoben
wurden aber nur 700. Zählt man dazu jene knapp 400, die dem Bescheid freiwillig
Folge leisteten und von sich aus heimkehrten, bleibt immer noch eine Differenz
von fast 2 000 Straftätern - Klammer: pro Jahr! -, die illegal im Land
bleiben und kaum eine andere Einnahmequelle haben als Kriminalität!
Wien ist besonders von diesen Problemen betroffen, überschreitet die
Bundeshauptstadt doch ganz bewusst die laut 15a-Vereinbarung festgelegte
Aufnahmequote der Bundesländer für Asylwerber.
In Österreich befinden sich derzeit 32 012 Flüchtlinge in der
Grundversorgung. Nach einer aktuellen Statistik des Innenministeriums auf eine
parlamentarische Anfrage der FPÖ sind davon lediglich 706 Personen tatsächlich
asylberechtigt.
1 102 fallen unter den Status ‚subsidiär schutzberechtigt', sind
also Personen, die keinen Flüchtlingsstatus bekommen, aber auch nicht
abgeschoben werden können. Bezüglich der Aufnahmequote liegt Wien um
32,5 Prozent über dem Soll. (Bgm
Dr Michael Häupl: Was sollen wir machen? Bäckerschupfen?)
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