Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 93 von 123
sehr geehrten Damen und Herren!
Ihr Einverständnis vorausgesetzt, werde ich
gleich ein paar Worte zum Eisring Süd verlieren, denn im Kern meiner Aussage
ähneln sich die beiden Projekte sehr stark. Es geht hier wieder einmal um die
heute so sehr strapazierte Bürgermitbestimmung.
Wenn mir Herr GR Deutsch sagt, dass der
Bürger verstärkt an der Gestaltung teilhaben darf und dass das dann auch
umgesetzt wird, dann sind das genau zwei Beispiele, bei denen man sich von
SPÖ-Seite massiv widerspricht.
Bei der Heubergstättenstraße haben die
Bewohner 600 Unterschriften gesammelt, weil sie nicht wollten, dass in ihrem
relativ kleinen Areal ein Gebäude eines Zuwandererfonds errichtet wird. Jetzt stellt
sich die Situation dort aber so dar, dass sowohl ein Zubau als auch
ganzjähriges Wohnen, abhängig voneinander, möglich sein werden. – Wir im
Bezirk haben schon versucht, das zu trennen, indem man dem ganzjährigen Wohnen
zwar sehr wohl zustimmt, dem zweiten Teil mit diesem Zuwandererheim im Sinne
der Bürger hingegen nicht. Das wurde jedoch im Bezirk nicht so gehandhabt, und
auch mein Antrag, den ich dazu eingebracht habe, wurde in dieser Form nicht
berücksichtigt.
Besonders unrühmlich ist Ihr Herr Bezirksvorsteher-Stellvertreter
Kaindl bei der Versammlung der Bürgerinitiative aufgetreten: Als die Bewohner
wissen wollten, ob jetzt das Zuwandererheim kommt oder nicht, hat er gemeint,
dass er ja nicht weiß, wie seine Kollegen abstimmen. – Ich meine, das ist
schon sehr grotesk! Wenn bei der SPÖ etwas so und so bestimmt ist, dann wird es
offenbar auch so gemacht! Wir haben solche Fälle jetzt leider schon zur Genüge
kennengelernt. Die Ausschreibung über die Änderung des Flächenwidmungsplanes
wurde am gegenüberliegenden Gartenzaun angeschlagen, und ganz zufällig hat eine
Bewohnerin gesehnen, dass das für sie nicht unwichtig ist, weil es dabei um die
Änderung der Flächenwidmung in diesem Areal geht.
Wir haben schon sehr oft darüber diskutiert,
ob es nicht eine andere Möglichkeit der Zustellung gibt. Ich glaube nämlich,
dass gerade solche Dinge sehr wichtig sind und jeder ein Recht hat, sich
diesbezüglich zu artikulieren. Das ist dort jedenfalls nicht geschehen. Jetzt
hat der Bezirk die Stellungnahme abgegeben, dass dieses Zuwandererheim nicht
errichtet werden soll. Auf Grund dieser Bürgerinitiative wurde besonders schlau
vorgegangen. Zuerst sollte es in der Mitte stehen, dann hat man es einfach in
den Süden verlegt. Aber das war nicht das Thema, sondern das Thema war, dass
man das dort generell nicht haben wollte. Allerdings wissen wir, dass die SPÖ
vieles vor der Wahl versprochen hat, was nach der Wahl ganz anders war, und
daher trauen wir diesem Frieden jetzt nicht. Deshalb werden wir dieses Stück
ablehnen.
Ich wollte noch ein Wort zu Herrn GR Kenesei
sagen, der jetzt nicht da ist. Er hat sich da nämlich auch merkwürdig
eingebracht, indem er vorher Stimmung gemacht hat, dass das Zuwandererheim auf
jeden Fall kommen muss und wir es unter allen Umständen bauen. Als sich dann
die Bürgerinitiative versammelt hat, hat er dort gesagt: Welches Interesse soll
ich daran haben, dass das Haus dort gebaut wird? – Das war schon ein
bisschen dubios! Aber Herr Hoch wird dann vielleicht erklären, worum es geht.
Ich werde jetzt aus Zeitgründen gleich im
Anschluss auch ein Wort zum Eisring Süd verlieren: Betreffend Eisring Süd hat
man sich ursprünglich wirklich bemüht und Veranstaltungsabende und so weiter
gemacht, damit die Bürger sich einbringen können. Tatsache ist, dass es dort
auch eine Umfrage gab. Jetzt wird aber genau das getan, was die Bürger nicht
wollen, es wird nämlich ein Einkaufszentrum gebaut. Dabei kommt es zur massiven
Vernichtung der Grünflächen, die Sportflächen werden nicht in dem Ausmaß
erhalten, wie es sich die BürgerInnen gewünscht haben, und es kommt zu einer
äußerst dichten Verbauung des gesamten Gebietes. (Zwischenruf von GRin
Kathrin Gaal)
Frau Kollegin Gaal! Ich schätze Sie wirklich
sehr! Aber man darf im Hinblick auf 2 000 Unterschriften von Bürgern nicht
einfach sagen, dass das nicht stimmt! Um 2 000 Unterschriften zu erhalten,
muss man viel laufen, und es waren wirklich viele Menschen unterwegs, um diesen
Willen klar zu artikulieren. Und das wollen Sie jetzt einfach nicht anerkennen!
Ich verstehe das einfach nicht! Davon ist nur ein Grätzl betroffen, trotzdem
haben 2 000 BürgerInnen das unterschrieben. Daher ist Ihr Verhalten
einfach nicht in Ordnung!
Man sollte auch betreffend den Eisring Süd
mehr auf die Bürger eingehen! Wir haben schon oft darüber gesprochen! Die
Wohnverbauung dürfte nicht so dicht sein, es müsste auch ein großes
Freiraumareal geben. Wir haben schon darüber gesprochen, dass die Grünräume in
dieser Stadt massiv schrumpfen, und ich glaube, dass das nicht überall
notwendig ist! Der 10. Bezirk wird jetzt ohnehin betreffend Reduzierung
der Grünräume sehr bedrängt, man denke an den Monte Laa oder an den Wienerberg,
und jetzt nimmt man uns auch noch den Grünraum beim Eisring Süd! Ich meine, wir
sollten daher die Sensibilität gegenüber den Bürgern, über die wir heute so
viel gesprochen haben, auch diesfalls an den Tag legen!
Hinsichtlich der 2 000 Unterschriften
gibt es noch eine kleine Groteske: Als man diese Herrn StR Schicker als
zweifelsohne zuständigen Stadtrat übergeben wollte, hat er gemeint, dass er sie
sicherlich nicht übernimmt. Darauf hat man sich an Herrn StR Oxonitsch gewandt
hat, weil das Ganze ja auch mit Sport und Jugend zu tun hat. Auch dieser
meinte, dass ihn das nichts angehe und dass er das nicht übernehme. Letztlich
ging man zu Herrn StR Ludwig, aber
auch dieser wollte nichts davon wissen, dass 2 000 BürgerInnen dagegen
sind, obwohl es dabei auch zu einer massiven Wohnverbauung kommt.
Man hat die Unterschriften jetzt bei einem
Mitarbeiter abgegeben. Ob das jedoch die richtige Form ist, wenn man von
Bürgerbefragungen spricht, wagen wir zu bezweifeln! – Wir lehnen beide
Plandokumente ab. (Beifall bei der FPÖ.)
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