Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 123
geprägt war, sondern das ein klares Bekenntnis zu einer ersten
staatlichen, öffentlichen Säule darstellt. Die Verantwortung wurde nicht auf
den Kapitalmarkt abgeschoben.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wien hat vor allem auch ein
System geschaffen, das Frauen nicht benachteiligt. Was haben nämlich der Bund
und viele Länder getan? – Man hat im Hinblick auf die
Durchrechnungszeiträume plötzlich begonnen, in die Vergangenheit einzugreifen.
Frauen, die damals in Karenz gingen oder Teilzeit gearbeitet haben, haben diese
Möglichkeiten in gutem Glauben hinsichtlich des geltenden Pensionsrechts in
Anspruch genommen. Wien greift jetzt jedoch nicht rückwirkend ein, da viele
Tausende beziehungsweise Abertausende von Frauen diese Zeiten jetzt ja nicht
mehr gestalten können, weil sie in der Vergangenheit liegen. Damals haben sie
in gutem Glauben anderes angenommen, und jetzt können sie nichts mehr
verändern. Dabei hat Wien nicht mitgemacht! Ich glaube, im Hinblick darauf sind
die längeren Übergangsfristen und die längeren Übergangszeiten in Wien
gerechtfertigt!
Wenn wir uns anschauen, dass am Ende des Tages in Wien für einen
Akademiker 55,5 Prozent des Letztbezugs herauskommen, im Bund auf Grund der
schwarz-blauen Regelungen hingegen nur 38 Prozent, dann können wir
feststellen, dass wir hier kein System haben, das Skandale produziert, sondern
ein System, auf das wir als Wienerinnen und Wiener sehr stolz sein können. Und
wir sind stolz darauf!
Wir werden hier an den Grundpfeilern des Systems auch weiterhin
festhalten. (Zwischenruf von GRin Ingrid Korosec.) Natürlich gehört das
bezahlt, aber die Kolleginnen und Kollegen leisten auch ihre entsprechenden
Beiträge, vergessen Sie das nicht! Wenn man das mit dem Bund vergleicht, wo es
plötzlich eine Höchstbeitragsgrundlage gibt und man zu Zusatzversicherungen auf
dem privaten Kapitalmarkt übergeht, dann bin ich sehr froh darüber, dass wir
das in der starken ersten Säule machen! (Beifall bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir werden aber natürlich auch
die Empfehlungen des Rechnungshofes ernst nehmen. Wir werden diese – wie
berichtet – evaluieren und uns zum Beispiel die Einführung eines
Pensionskontos ansehen. Das werden wir natürlich alles überprüfen, und ich
möchte mich beim Rechnungshof noch einmal recht herzlich dafür bedanken. –
Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet ist Herr
Rechnungshofpräsident Dr Josef Moser. Ich bitte ihn zum Rednerpult.
Präsident des Rechnungshofes Dr Josef Moser: Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Hoher Gemeinderat!
Ich möchte mich zunächst dafür bedanken, dass auf der Tagesordnung
wiederum eine Vielzahl von Berichten des Rechnungshofes stehen, nämlich neun an
der Zahl. Sie beinhalten neun Prüfungsergebnisse, den EU-Finanzmittelbericht
und Ergebnisse der Nachfrageverfahren.
Eine Schwerpunktprüfung zu den Wiener Linien, fünf
Querschnittsprüfungen, unter anderem betreffend die Beamtenpensionen und zwei
Follow-up-Überprüfungen betreffend das Parkraummanagement beziehungsweise die
Kunsthalle Wien, die in der Debatte auch angesprochen wurden. Außerdem haben
wir auch eine Stichprobenprüfung auf der Tagesordnung, nämlich jene betreffend
die Franziska-Papp-Stiftung.
Dadurch kommen sehr eindeutig und klar das Prüfspektrum und
gleichzeitig auch die Strategie des Rechnungshofes zum Ausdruck.
In diesem Zusammenhang möchte ich erwähnen, dass das Prüfklima gerade
in Wien sehr gut ist. Das kommt auch im Rahmen der Debatte zum Ausdruck, und
ich möchte mich für die positiven Wortmeldungen bedanken, die Sie der Arbeit
des Rechnungshofes entgegengebracht haben!
Ich komme zunächst zur Wortmeldung von Herrn GR Stürzenbecher. –
Es ist richtig: Der Rechnungshof ist keine letzte Instanz. Der Rechnungshof hat
nicht ex cathedra zu sprechen, sondern der Rechnungshof hat mit seiner
Expertise zu überzeugen. Sie werden aber auch im Rahmen der Debatte sehen, dass
wir keine Diskussion scheuen und dass wir auch Gutachten nicht scheuen! Ich werde
versuchen, im Rahmen meiner Wortmeldung sehr wohl klarzulegen, dass die
Expertise des Rechnungshofes immer auf Sachverhalten aufbaut und imstande ist,
im Rahmen der Diskussion zu bestehen. Darum geht es, das ist die Qualität,
welche die Arbeit des Rechnungshofes nach sich ziehen soll! (Beifall bei der ÖVP.)
Das gute Prüfklima zeigt sich aber nicht nur in der Debatte, sondern
auch am Grad der Umsetzung der Empfehlungen des Rechnungshofes. Ich möchte
erwähnen, dass im Jahr 2007 von den 82 Empfehlungen 61 Prozent umgesetzt
wurden beziehungsweise sich in Umsetzung befinden. Ein Nachfrageverfahren, das
wir im Jahr 2008 durchgeführt haben, hat ergeben, inwieweit die geprüften
Stellen die Empfehlungen aus dem Jahr 2007 umgesetzt haben, und dass
61 Prozent umgesetzt wurden beziehungsweise sich in Umsetzung befinden,
ist – wie gesagt – eine gute Bilanz.
Das geht auch Hand in Hand mit den Follow-up-Prüfungen, in deren Rahmen
wir geprüft haben, ob die geprüften Stellen das, was sie bekundet haben, auch wirklich
in die Tat umgesetzt haben. Das zeigt etwa die Follow-up-Prüfung betreffend
Parkraummanagement: Von sieben Empfehlungen wurden fünf vollständig umgesetzt,
und zwei befinden sich in Umsetzung. Bei der Kunsthalle Wien wurden von fünf
Empfehlungen zwei umgesetzt, und drei befinden sich in Umsetzung.
Diese Follow-up-Prüfungen bewirken im Interesse der
Steuerzahler mehr Effizienz, eine Qualitätssteigerung und eine Optimierung der
Prozesse, gleichzeitig aber auch eine effizientere und bürgernähere Aufgabenwahrnehmung.
Sie zeigen aber auch auf, dass es zweckmäßig und notwendig wäre, dass auch die
noch offenen Empfehlungen gut umgesetzt werden, weil dadurch vorhandene
Potenziale besser ausgeschöpft werden und Gelder in anderen Bereichen
sinnvoller eingesetzt
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