Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 123
Hauptbahnhof. Sie haben jetzt noch die Möglichkeit, sich dazu zu
entschließen.
Wir fordern Sie, und zwar den zuständigen amtsführenden Stadtrat für
Stadtentwicklung und Verkehr in Absprache mit der amtsführenden Stadträtin für
Finanzen, auf, der regionalen und internationalen Bedeutung des Hauptbahnhofes
sowie den wachsenden Passagierzahlen Rechnung zu tragen und für eine
verkehrstechnische Erschließung durch eine zweite U-Bahn-Anbindung zu sorgen.
Damit komme ich zum dritten Antrag, der nun auch den provisorischen
Ostbahnhof betrifft. Diejenigen, die dort schon tätig waren, haben dort
sicherlich bemerken können, dass dieser Zugang zum provisorischen Ostbahnhof,
der nun immerhin in etwa drei Jahre lang so sein wird, absolut nicht
barrierefrei ist und den geh- und sehbehinderten Menschen enorme
Schwierigkeiten auferlegt.
Wir stellen daher den Antrag: Die amtsführende Stadträtin für Finanzen
und der amtsführende Stadtrat für Stadtentwicklung und Verkehr werden
aufgefordert, mit den Wiener Linien und den ÖBB Gespräche dahin gehend
aufzunehmen, dass als Sofortmaßnahme ein Begleitdienst für geh- und
sehbehinderte Menschen von den Straßenbahn-, Bus- und S-Bahn-Stationen zum
Ostbahnhof und in die Gegenrichtung eingerichtet wird und gleichzeitig ein
Gipfel von Vertretern der Stadt Wien, Wiener Linien, der ÖBB und der
Behindertenverbände einberufen wird, um gemeinsam mit den Betroffenen bauliche
und verkehrstechnische Maßnahmen in diesem Bereich zu erarbeiten.
Somit komme ich in den letzten 15 Sekunden zum letzten Antrag, wo
ich die Ehre habe, für meine Kolleginnen Karin Praniess-Kastner und Ingrid
Korosec einen Antrag betreffend die Ausarbeitung eines Wiener Aktionsplanes zur
Umsetzung der Bestimmungen der UN-Behindertenrechtskonvention einzubringen.
Wir ersuchen den Gemeinderat, sich für die Schaffung eines Wiener
Aktionsplanes zur Umsetzung der Bestimmungen der UN-Konvention von Menschen mit
Behinderungen durch die Wiener Landesregierung auszusprechen. Zu diesem Zweck
möge unter Einbeziehung der Interessenvertretung der behinderten Menschen ein
Wiener Aktionsplan zur Anpassung der landesgesetzlichen Vorschriften an die
Bestimmungen der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen
ausgearbeitet und bis längstens 26. Oktober 2010 dem Wiener Landtag
vorgelegt werden.
In formeller Hinsicht ersuchen wir um die Zuweisung dieses Antrages an
den Herrn Bürgermeister und an die Geschäftsgruppe für Gesundheit und Soziales.
- Ich bedanke mich. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Als Nächster am Wort ist Herr GR Ing Meidlinger. Ich erteile es ihm.
GR Ing Christian Meidlinger
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Präsident Dr Moser!
Ich möchte mich beim Dank an den Rechnungshof meiner Vorrednerin und
meinen Vorrednern anschließen.
Ich bin auch immer wieder überrascht, dass sich die ÖVP hier hinstellt
und einfach vergisst und verdrängt, was in der Vergangenheit war, als die ÖVP
in Regierungsverantwortung war und wie sie mit den Menschen in diesem Land
umgegangen ist. Es war die ÖVP in ihrer schwarz-blau-bunten Zeit, die ein
eigenes Sozialplangesetz beschlossen hat, damit sie Kolleginnen und Kollegen,
wohlverdiente Beamtinnen und Beamte aus dem Dienst getrieben hat. Es war auch
die ÖVP dafür mitverantwortlich, als die gesamten Maßnahmen im ASVG beschlossen
wurden, wo es um den Murks geht, den wir bei der Schwerstarbeiterregelung
haben, wo wir die Langzeitversichertenregelung haben, die mittlerweile zweimal
repariert werden musste, die im kommenden Jahr wahrscheinlich ein drittes Mal
repariert werden muss und damit auch die Berechnungen für die Zukunft, die in
50 Jahre gehen, im Rechnungshofbericht auch verzerrt dargestellt sind. Es war,
wie gesagt, die ÖVP, die bei dem System der sozialen Kälte mitgetan hat. Das
ist nicht der Weg, den Wien gegangen ist und das ist nicht der Weg, den die Wiener
Sozialdemokratie hier gehen wird! (Beifall bei der SPÖ.)
Wien ist nicht vergleichbar mit dem Bund und mit anderen Bundesländern.
Wir haben in Wien über 200 Berufsgruppen, die sich halt in der Kompaktheit und
mit den Problemen nur in Wien wiederfinden. Ob das Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter beim Kanal, bei der Müllabfuhr oder Straßenbahnfahrer sind, die
auch schon erwähnt wurden, sind das Tätigkeiten, die nicht mit den Ländern oder
mit dem Bund vergleichbar sind, sondern mit Kommunen. Schon der für die Sozialdemokratie
unverdächtige Präsident Mödlhammer hat gesagt: „Hören Sie auf mit
Pauschalvorwürfen an Bedienstetengruppen, die nichts dafür können!" Auch
in Wien ist die Pragmatisierungsquote, wie in allen Kommunen, rückläufig. Es
findet kaum eine Neupragmatisierung statt.
Lassen Sie mich auch noch kurz auf die Arbeitsbedingungen eingehen. Die
Stadt Wien hat sich natürlich weiterentwickelt und es sind heute Kolleginnen
und Kollegen in einem pensionsfähigen Alter, wo die Arbeitsbedingungen am
Beginn einfach ganz anders und viel schlechter waren, weil einfach Materialien
anders waren, weil Dienstbekleidung, Schutzbekleidung anders war. Bleiben wir
beim Beispiel der Müllabfuhr. Dort hat es halt vor 20, 25 Jahren noch viele
Müllgefäße gegeben, die aus Metall waren. Damals wurde die Mülltrennung noch
nicht so forciert, das heißt, der Müll war schwerer und die Arbeitsbedingungen
waren schwieriger. Es war damals beim technischen Arbeitnehmerschutz, aber auch
beim gesamten Arbeitnehmerschutz, nicht das State of the Art, was es heute ist.
Hier gibt es viele Fortschritte, gibt es viel, wo die Stadt Wien viel für ihre
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investiert.
Es überrascht mich auch, wenn man sich hier
hinstellt und immer wieder von der Gesundheitsförderung spricht und in
Wirklichkeit dort, wo man die Möglichkeit hat, zum Beispiel bei der Frage eines
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