Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 123
Geschäftsführung und Aufsichtsrat oft zu spät informiert.
Zusatzaufträge und Überschreitungen der Vergabesummen erfolgten unter Umgehung
der für die Genehmigung innerhalb der Wiener Linien festgesetzten
Zuständigkeiten und Informationspflichten. Das System des Qualitätsmanagements
wurde nur zu einem geringen Grad umgesetzt, die internen Kontrollsysteme zur
Sicherung der Sparsamkeit und Effizienz versagten." - Also doch harte
Worte des Rechnungshofes.
Dazu korrespondierend wird weiter hinten, auf Seite 24 zur
Wahrnehmung der Bauherrenfunktion, wo das näher untersucht wird, festgestellt:
„Die Vielzahl der vom RH festgestellten ... Fehlleistungen, insbesondere im
Bereich der Bauabwicklung, zeigen einen geringen Grad der Umsetzung des
Qualitätsmanagementsystems und lassen den Schluss zu, dass die internen
Kontrollsysteme zur Sicherung der Sparsamkeit und Effizienz versagten." -
Also das wird wiederholt.
Ich erspare Ihnen jetzt, die genaue Auflistung aller Fehler, die darin
aufgeführt werden, vorzulesen. Das können Sie selbst machen. Sie können - so
wie ich - den Bericht aufmerksam studieren. Ich werde mir aber trotzdem
erlauben, vielleicht das eine oder andere näher auszuführen. Vorab kann man sagen,
unterm Strich bleibt die Empfehlung des Rechnungshofes nach einem
systematischen Controlling und nach einem aussagekräftigen Berichtswesen übrig.
Man sollte meinen, das sollte in einem modernen Unternehmen dieser
Größenordnung eigentlich selbstverständlich sein.
Meine Damen und Herren, der Rechnungshof rechnet auch vor, dass die
Fehler in der Projektabwicklung Mehrkosten und Fehlverrechnungen im Ausmaß -
wir haben es schon gehört - von rund 8,95 Millionen EUR verursachten.
Interessant sind auch die Ausführungen zu vorgenommenen Leistungsänderungen und
bei Zusatzangeboten. Hier konstatiert der Rechnungshof Einsparungspotenziale,
die nicht wahrgenommen wurden, in der Höhe von zumindest
3,25 Millionen EUR. Auch bei den Rohbau- und Baumeisterarbeiten
wurden die vorher schon angeführten Mängel deutlich aufgezeigt.
Dazu möchte ich Ihnen auch nicht ersparen, eines noch vorzulesen, weil
es doch auch ein gewisses Kuriosum darstellt: „Festgestellt wird, dass das
Verhältnis zwischen dem Aushubmaterial," - also bei den Rohbauarbeiten,
beim Weiterbetreiben der Tunnel – „das zu entsorgen war, und den Volumina, die
für den Tunnelbau im Bauabschnitt U2-Taborstraße verrechnet wurden, unplausibel
und physikalisch unmöglich waren." - Also dieses Verhältnis hat von Anfang
an nicht zusammengepasst. Angemerkt wird auch: „Selbst die von den Wiener
Linien akzeptierte Fehlerbandbreite bedeutete Mehrkosten von bis zu
1,11 Millionen EUR." - Also da geht es doch um Beträge, die
nicht unentscheidend sind.
Kritik findet sich dann weiters unter anderem auch bezüglich der
Qualität der Angebotsprüfungen, der Vertragsgestaltungen, hinsichtlich der
Leistungsverzeichnisse beim Anlagenbau und auch hinsichtlich der notwendig
gewordenen Enteignungen und Grundeinlösungen.
Meine Damen und Herren, es ist klar, dass bei Abwicklungen von
Großprojekten, und der U-Bahn-Ausbau ist immer ein Großprojekt, denn das sind
riesige Vorgangsweisen und große Projekte, immer wieder etwas Unvorhergesehenes
passieren kann und verschiedene Problemstellungen plötzlich auftreten können.
Das ist klar. Dass es auch die eine oder andere Problemstellung gibt, die nicht
ganz fein gelöst werden kann, wird selbstverständlich sein.
Fairerweise muss man auch konstatieren und festhalten, es wurde ein
Ziel erreicht, das nicht unwichtig ist. Es wird auch ausgewiesen und der
Rechnungshof weist darauf hin, die Zeitvorgabe wurde eingehalten, nämlich das
unbedingt notwendige Fertigwerden der U2 bis zum Stadion vor Beginn der
Fußball-Europameisterschaft. Das wurde eingehalten und wurde erreicht.
Trotzdem ist meiner Meinung nach allerdings eine derartige Fülle von
selbst verschuldeten Unzulänglichkeiten festzustellen, die in weiterer Folge -
wir haben es schon gehört - Mehrkosten von rund 9 Millionen EUR
verursacht haben. Das ist schon außerordentlich. Man muss sagen, das zeigt ein
gewisses Bild der Gebarung und der Geschäftsführung der Wiener Linien, das,
sagen wir einmal, äußerst unzufriedenstellend und äußerst unbefriedigend ist.
Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen diese Kritikpunkte des
Rechnungshofes ernst nehmen und die Empfehlungen des Rechnungshofes umsetzen
werden, damit wir beim nächsten U-Bahn-Ausbau nicht wieder einen
Rechnungshofbericht bekommen, wo von Versagen und von Millionen Mehrkosten die
Rede sein wird. - Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste am Wort ist Frau
GRin Puller. Ich erteile es ihr.
GRin Ingrid Puller (Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr
Präsident!
Ich schlage in dieselbe Kerbe wie mein Kollege, Herr Kowarik. Auch ich
möchte ein paar Worte zur Postnummer 135 verlieren.
Und zwar bin ich der Meinung, dass ein wichtiger Punkt ist, wie eine
öffentliche Stelle, in diesem Fall die Wiener Linien, die der
Rechnungshofkontrolle unterliegt, mit einem Prüfbericht des Rechnungshofes
umgeht. Herr Kowarik hat im weiteren Sinne vergessen, die Stellungnahme der
Geschäftsführung der Wiener Linien zu zitieren. Diese sieht so aus, dass sich der
erste Teil wie eine Budgetrede der SPÖ und der zweite Teil wie eine
Stellungnahme einer beleidigten Leberwurst, genauer gesagt, einer Stellungnahme
von drei beleidigten Leberwürsten, nämlich der Geschäftsführung der Wiener
Linien, anhört.
Diese Stellungnahme möchte ich gerne zitieren: „Die
Wiener Linien setzen seit mittlerweile vier Jahrzehnten gemeinsam mit
Dienststellen des Magistrates den U-Bahn-Neubau in Wien um. Die im Zuge dieses
langfristigen aufwendigen Investitionsprojektes erbauten Anlagen erfüllen
höchste technische und betriebliche Anforderungen. Im Ausland werden sie daher
vielfach als richtungsweisendes Vorbild gesehen. Ermöglicht wird dies
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