Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 123
Obwohl daran kein Weg vorbeiführt, ist die
Wiener Energiepolitik noch immer rückwärts gewandt und fördert den Einsatz
erneuerbarer Energien viel zu wenig. Mein Kollege Roman Stiftner hat mit der
Solarenergie wohl den größten Hoffnungsmarkt bei der ökologisierten
Energieerzeugung bereits angesprochen. Hier hat Wien noch viel aufzuholen. Das
Gleiche gilt für die Bereiche Biomasse, Regeltechnik und die Energiegewinnung
aus der Erdwärme. Wichtiger Ansatzpunkt in diesem Zusammenhang ist einmal die
Förderung. Man muss es ja nicht wie die BZÖ/FPÖ-Abspaltung in Kärnten machen
und sich einfach hinstellen und den Bürgerinnen und Bürgern einen 100 EUR
Schein in die Hand drücken. Aber die direkte Förderung von Maßnahmen, die
BürgerInnen und Wirtschaft für eine energietechnische Sanierung aufwenden, muss
in Wien stärker und effizienter gefördert werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Für diesen Zweck muss man einfach die
Förderungen neu überdenken und vor allem viel aktiver mit der Förderberatung an
die Energiekunden herantreten. Manchmal hat man direkt den Eindruck, dass die
Stadt Wien und ihre Unternehmen nicht sehr interessiert daran sind, die
BürgerInnen über die Möglichkeit der persönlichen Ökologisierung ihres
Energieverbrauchs zu informieren. Dies muss anders werden. Grund ist die
Ökologisierung und die Energieversorgung. (GR Ernst Nevrivy unterhält sich
etwas lauter mit einigen Gemeinderäten.) Herr Nevrivy? Danke. (GR Ernst
Nevrivy: Bin ich zu laut?) Ich wollte dir nur sagen, dass du erst redest,
wenn ich nicht mehr rede. (GR Ernst Nevrivy: Jetzt passe ich auf!) Danke.
Sehr lieb, Ernst.
Für uns ist die Ökologisierung und die
Energieversorgung Wiens keine Holschuld des Bürgers, sondern eine Bringschuld
der Stadt Wien. Ich kann nicht sagen, dass wir in den letzten Jahren mit allem,
was mit dem KliP I zu tun hatte, einverstanden waren. Doch eines ist klar:
Das Programm ...
Jetzt muss ich direkt lachen, weil du auf
einmal so aufpasst. (GR Ernst Nevrivy: Na ja, ich passe sehr gut auf!) Das
Programm ist so, dass das KliP II, das wir heute beschließen werden, zwar
eine gute Tradition mit den Inhalten des KliP I fortsetzt, das ist
erfreulich, nur eines soll nicht fortgesetzt werden: Die Umsetzungsschauarten, die
wir in den letzten Jahren gehabt haben. Wenn man sich nämlich berechtigterweise
entschließt, einen Beitrag zum „Stopp Klimawandel“ zu leisten, dann sollte
dieser auch wirklich mit Erfolgen verbunden sein. Wir gestehen den Autoren des
KliP II durchaus den Willen zum Erfolg für den Klimaschutz zu. Woran es
beim KliP II beim ersten Mal gefehlt hat und woran es diesmal nicht fehlen
darf, das ist die Unterstützung der gesamten Stadtregierung für dieses
wesentliche Projekt. Das ist der Vorbehalt und Vermerk für unsere Zustimmung.
Das möchte ich heute anbringen und eine
weitere Zustimmung zu Ihrer Klimaschutzpolitik machen wir in Zukunft sicherlich
verstärkt von den Erfolgen des heute beschlossenen KliP II abhängig. Denn
uns geht es darum, dass mit konkreten Maßnahmen Wiens ein Beitrag im Kampf
gegen die Erderwärmung geleistet wird. Und was sonst als das KliP II
könnte dazu in der Lage sein? Deshalb geben wir dem KliP II unsere
Zustimmung. - Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Als Nächster am Wort ist Herr GR Valentin. Ich erteile es ihm.
GR Erich Valentin (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Frau Stadträtin!
Was ich sehr, sehr positiv an der heutigen Debatte finde, und da schaue
ich ganz besonders den Kollegen Chorherr an, ist, dass es eine erfreulich wenig
parteipolitische Debatte ist. Das ist einmal auch, was die Dimension dessen,
was wir heute diskutieren, eine erfreuliche Sicht.
Vor wenigen Wochen, meine Damen und Herren, war eine Aktivistin aus
Tuvalu in Wien. Tuvalu, ich habe selbst meine Geografiekenntnisse erst kürzlich
auch deshalb auf den Letztstand gebracht, ist eine Insel im Pazifik. Diese
Frau, diese Aktivistin aus Tuvalu, hat einen ganz besonderen Zugang zum
Klimaschutz. Nachdem die höchste Erhebung von Tuvalu zirka 4, 5 m hat
und das Wasser Zentimeter für Zentimeter steigt, bedeutet dieses Steigen des
Wasserspiegels für diese Frau, für die Familien dort, für die Kinder, für die
alten Menschen ein Ende ihrer Lebensgrundlage. Die kämpfen dort in der Tat mit
Sandsäcken um ihre tägliche Existenz. Und da knüpfe ich an das an, was heute
bereits gesagt wurde. Klimaschutz und das Leben oder das Nichtleben mit der Erderwärmung
ist eine unheimlich soziale Frage und hat eine unheimlich soziale Dimension. Es
hat global die Dimension, dass diejenigen, die reich sind so wie wir, so wie
die Europäer, so wie die Nordamerikaner, mit den Einschränkungen leben und sich
ihre Gesundheit, ihre Freiheit, ihr Überleben kaufen. Die, die nicht auf der
sonnigen Seite, wirtschaftlich gesehen, der Erde leben, die krepieren dabei.
Wenn wir jetzt hier die Diskussion führen, dann
sollte das einmal mehr eingespiegelt sein. Es sollte einmal mehr eingespiegelt
sein, und da bin ich auch dem Kollegen Chorherr sehr dankbar, dass wir auf
einer sehr elitären Warte Klimaschutz diskutieren und dass es für andere, wenn
es um Klimaschutz geht, um das nackte Überleben geht und manchmal nicht einmal
das. Das ist eine Seite, die man betrachten sollte. Die andere Seite, die man
betrachten sollte, ist die Frage: Wo stehen wir? Und wenn wir diese 30 bis
40 Prozent globale Einsparung sehen - und das ist der Punkt, wo ich gerne
mit dem Kollegen Chorherr in eine intellektuelle Diskussion oder eine Abwägung
der Interessen gehen würde, dass ich sage, auf der einen Seite gibt es Städte
in Europa, die noch bei 10, 11, 12 Tonnen CO2-Emission pro Kopf
liegen und andere Städte wie beispielsweise Wien, die sich sehr früh zu einem
Klimaschutzprogramm entschlossen haben und das auch weitgehendst engagiert,
würde ich sagen, durchgeführt haben, bei 5,5 Tonnen liegen. Und wenn ich jetzt
sage, es gibt Städte in Europa, die bei 12 Tonnen liegen und in Wirklichkeit
noch
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