Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 123
2006 vorgelegten Entwurf wurde eindeutig die Verkehrspolitik der Stadt
Wien aufgefordert, einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz in dieser Stadt
zu leisten. Nun ist diese Aufforderung, wenn überhaupt, nur in abgeschwächter
Form in der KliP I-Evaluierung enthalten. Aber sie hat dadurch nichts von
ihrer Gültigkeit verloren. Wenn ich denke, auf wie vielen Seiten im KliP I
und im Masterplan eine Reduzierung des Verkehrs in Wien angekündigt worden ist,
dann genügt mir schon ein Blick aus dem Fenster, um hier das Gegenteil zu
sehen. Gerade im Verkehr sind wir meilenweit von den Klimaschutzzielen
entfernt. Das ist ein jahrelanges Versäumnis der Stadtregierung, das sich jetzt
in der Klimaschutzbilanz enorm rächt.
Im Verkehrsbereich hat es eigentlich bis jetzt hauptsächlich nur
unerledigte Versprechungen gegeben. Die Liste ist sehr lang. Sie reicht von
einem Carsharing, das immer noch nicht durchgesetzt ist, über die Garagen, die
man nicht errichtet hat, contra Grün. Und von bisher noch immer nicht neu
geschaffenen Straßenbahnlinien fehlen noch Logistikzentren. In Summe bedeuten
diese Versäumnisse für diese Stadt zusätzliche CO2-Emissionen, die
das Erreichen des Klimaschutzes in noch sehr weite Ferne rücken lassen. Es ist
angesichts dieser Tatsachen endlich an der Zeit, dass sich die Wiener
Stadtregierung entschließt, den Verkehr zu ökologisieren. Gerade aus der Sicht
eines Mandatars eines Bezirks, der unter der Zunahme des Verkehrs in den letzten
Jahren sehr stark gelitten hat, sind daher wirklich rasche Maßnahmen zur
Verkehrsoptimierung zu fordern. Wenn man sich die Verkehrsentwicklung in der
Donaustadt, vor allem jene durch die zunehmende Zahl der Einpendler, anschaut,
dann verdeutlicht sich einem die Notwendigkeit dieser Forderung eindeutig. Noch
dazu kommt, dass die Seestadt Aspern, und das ist wirklich das größte
Stadterweiterungsprogramm der nächsten Jahre in Wien, jetzt glücklicherweise in
ein konkretes Stadium tritt. Die Freude darüber wird ein wenig durch die
Befürchtung eines weiteren und zusätzlichen Verkehrsaufkommens aber getrübt.
Wenn hier nicht Entlastungsmaßnahmen durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs
und des Straßenverkehrs gesetzt werden, kann ich nicht der Meinung von meinem
Vorredner sein, dass wir hier einen Rückbau auf eine Bundesstraße, sprich B3d,
machen, sondern ich kann nur sagen, wir müssen das so schnell als möglich
realisieren. Und ich habe heute schon in der Fragestunde gehört, wie sich StR
Schicker in Bezug auf die ASFINAG artikuliert hat. Es kann nicht sein, dass
hier ein Kostenvoranschlag existiert, der sich um zwei Drittel des Volumens
verschätzt hat. Hier muss man unbedingt mit der ASFINAG diskutieren, nämlich
über den Umstand, dass man für die Seestadt Aspern eine Autobahnanbindung
benötigen wird, um ein größeres Verkehrsdesaster in unserem Bezirk abzuhalten.
Herr Maresch sagt von Autokolonnen. Ich kann nur sagen, ich fahre fast
täglich Richtung Rathaus, Richtung Kagran, Richtung Bezirk hinein. Und wenn ich
sage, hinein, wir wohnen am Rande der Stadt, dann kann ich Ihnen sagen, dass
wir tagtäglich, jeden Tag in der Früh zirka zwei Stunden einen wirklichen
Kolonnenverkehr haben, der sich erstreckt von Groß-Enzersdorf kommend, auf der
anderen Seite über Breitenlee hereinkommend, jeden Tag gibt es eine
Staukolonne. Da frage ich mich, warum die GRÜNEN hier sagen, CO2-Rückstellung
und keine Autobahn. Ich frage mich, wenn wir das nicht bauen, werden wir dort
niemals dieses Problem lösen. (GR Mag Rüdiger Maresch: Sie stauen sich im
17. auch!)) Glaube mir, die brauchen wir, lieber Rüdiger, du kannst sicher
sein ... Ich habe einen anderen Zugang zu diesem Projekt beziehungsweise
du hast einen anderen Zugang dazu. Du wohnst im 17., ich wohne im 22. Ich habe
das bei mir tagtäglich, also mir kann niemand etwas über den Bezirk erzählen,
auch du nicht. (GR Mag Rüdiger Maresch: Sie stauen sich aber auch im 17.!)
Ja, aber das sind kleine Staus gegen unsere. Danke.
Wir waren von Anfang an der Meinung, (Aufregung bei GR Mag Rüdiger
Maresch.), dass dies eine ganz wichtige Voraussetzung für das Gesamtprojekt
ist. Und wir waren von Anfang an der Meinung, dass die Seestadt nur dann Sinn
macht, wenn ein Verkehrskonzept realisiert wird, das den Namen auch verdient.
Für den größten peripheren Bezirk in Wien ist es eine Zukunftsfrage, wie in
diesem Zusammenhang mit der Pendlerfrage umgegangen wird. Das
Bevölkerungswachstum im Speckgürtel von Wien bringt nämlich bekanntlicherweise
einen ständigen Verkehrszuwachs, der bewältigt werden muss, sonst sind auf
diese Weise weitere CO2-Zuwächse vorprogrammiert.
Ich möchte hier auch einen dringenden Appell an den zuständigen
Stadtrat richten, hier die Aktivitäten in der ostregionalen Kooperation
beispielsweise beim Stadtentwicklungs- und Umlandsmanagement dort hin zu
richten und von der Phase der Ist-Bestandsaufnahme und jener der
Absichtserklärungen endlich in die der konkreten Maßnahmen überzugehen. Es ist
nämlich dringend erforderlich, gemeinsam mit Niederösterreich ein
Verkehrskonzept zu erarbeiten, das hilft, die zunehmende Verkehrslawine aus dem
Umland und damit weitere Belastungen durch den CO2-Ausstoß in den
Griff zu bekommen. CO2 macht nämlich genauso wenig vor den
Landesgrenzen halt wie der Verkehr.
Der zweite große Schlüsselbereich in der CO2-Reduktionsstrategie
ist der Energiebereich. Hier hat man in der Gebäudesanierung in einigen
Bereichen schon Teilerfolge erzielt, wobei das wirkliche Tempo der
Wärmedämmsanierung durchaus noch erhöht werden könnte. Es ist mittlerweile
schon etwas wie Allgemeinwissen, dass die Investitionen in die wärmetechnische
Gebäudesanierung zu den wirkungsvollsten CO2-Reduktionsmaßnahmen
gehören. Doch der Klimaschutz im Energiebereich beschränkt sich nicht nur auf
die Gebäudesanierung, also auf den
Energieeinsatz, sondern auch auf die Erzeugung. Nur ein verstärkter Einsatz der
gesamten erneuerbaren Energie ist der Garant für die CO2-neutrale
Energieversorgung für Wien, die wir im Kampf gegen die Erderwärmung dringend
benötigen.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular