Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 123
sagen: Ich glaube, eines der besten Klimaschutzprogramme ist auch eine
Stadt der kurzen Wege! Wir sind heute leider in der Situation, dass wir von
manchen Teilen in Wien, um zu den Arbeitsplätzen oder dorthin zu gelangen, wo
eben die Dichte der Arbeitsplätze angesiedelt ist, sehr lange Wege haben. Es
ist in den Stadtrandgebieten, wo die großen Betriebe angesiedelt sind,
beziehungsweise zunehmend auch im Umland von Wien, wohin sie auswandern, die
verkehrsmäßige Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht ausreichend.
Das heißt, es sitzt nicht jeder aus Jux und Tollerei in seinem Auto, sondern es
sind viele Arbeitnehmer dazu gezwungen, auch im Sinn der Abwicklung ihres
Alltags einen PKW zu benützen, um an ihre Arbeitsstelle zu kommen.
Hier wäre es auch notwendig - und deswegen habe ich das gesagt -, den
Umweltschutz und Klimaschutz nicht allein und isoliert im Umweltbereich zu
sehen, sondern natürlich in Vernetzung mit den zuständigen anderen Ressorts,
hier eben dem Bereich der Wirtschaft, dass es wieder verstärkt - was ja auch
eine wichtige soziale Komponente ist - zu einer Arbeitsplatzansiedlung kommt,
nämlich einer Ansiedlung qualifizierter Arbeitsplätze - ich rede jetzt nicht
von den Strukturen, die derzeit in weiten Bereichen vorhanden sind -, zur
Ansiedlung qualifizierter Arbeitsplätze etwa auch in den Bezirken, wo sie
massiv ausgedünnt sind, etwa in den Gürtel-anrainenden Bezirken im Westen
Wiens. Derzeit ist es so, dass viele von Ottakring, von Dornbach oder sonst wo
bis Vösendorf, in den 22. Bezirk oder an den Rand des 22. Bezirks
fahren müssen, um dort ihren Arbeitsplatz aufzusuchen.
Wenn man dann noch dazu will, dass eine Familie zu gleichen Teilen
Familienarbeit leistet, oder wenn man die Situation der Alleinerzieher
berücksichtigt, dann sind es in vielen Fällen überhaupt unzumutbare Wege. Ich
glaube, eine Stadt der kurzen Wege, was die Nahversorgung betrifft, was die
Arbeitsplatzsituation und die Schulanlagen betrifft, trägt ganz wesentlich zum
Klimaschutz bei.
Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir werden, wie schon
gesagt, dieses Programm, so wie es uns hier und heute vorliegt, wohlwollend zur
Kenntnis nehmen. Wir hoffen natürlich, das wir vieles im Verband - das kann
nicht das Umweltressort allein bewältigen, wir geben hier die Rahmenbedingungen
vor, wir geben die Leitlinien vor -, in Zusammenarbeit mit den anderen Ressorts
weiterentwickeln und durchführen können.
Wir müssen aber auch sehen, dass gerade Klimaschutz ein Bereich ist,
der einfach keine Grenzen hat. So wie Wien sich durchaus sehr ambitioniert
gegen den Ausbau grenznaher Atomkraftwerke stellt, wie Wien überhaupt eine
Haltung gegen Atomkraft hat, so würde ich auch dringend ersuchen, dass wir gerade
im Bereich des Emissionshandels eine klare Haltung einnehmen, auch dort, wo man
als Stadt und Land Wien das Wort erheben kann, um, wie soll man sagen, diesem
Handel mit Verschmutzungsrechten quer über den Globus Einhalt zu gebieten, wo
es möglich ist. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort
gemeldet ist Herr GR Mag Chorherr. Ich erteile es ihm.
GR Mag Christoph Chorherr
(Grüner Klub im Rathaus): Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Kurz vor Weihnachten reden wir nicht über einen nebensächlichen,
alltäglichen Tagesordnungspunkt, sondern über einen, wo in diesen Stunden in
Kopenhagen eine Umweltkonferenz stattfindet. Wenn ich nicht falsch informiert
bin, haben noch nie so viele Staatsoberhäupter an einer Umweltkonferenz
teilgenommen, weil inzwischen unstrittig ist, dass es sich hier wirklich um ein
Menschheitsthema handelt, weil sich, wenn wir mit unserer Gesellschaft, mit
unserem Verkehr so weitermachen wie bisher, die Lebensbedingungen auf der Erde
dramatisch verschlechtern werden.
Um es gleich zu sagen: Es geht jetzt nicht darum, wie sozusagen
Extremisten der verschiedensten Seiten sagen, entweder geht die Welt unter oder
es ist ohnehin alles ein Schmäh. Es scheint extrem evident, dass durch den
weiteren Zuwachs von Treibhausgasen und angesichts der Tatsache, dass 90
Millionen Menschen auf der Erde jährlich dazukommen, die Ernährungssituation
gefährdet ist, Stürme die Folge sind, alle möglichen Beeinträchtigungen
stattfinden und auch der Meeresspiegel steigen wird.
Das wird möglicherweise für uns in Wien kein Problem sein, wohl aber
für Länder wie Bangladesch und Ägypten (GR Heinz Hufnagl: Auch Holland! - GR
Dr Kurt Stürzenbecher: Niederlande!) oder auch Holland. Ich nenne
Bangladesch und Ägypten deswegen, weil sie über keinerlei Ressourcen verfügen,
um dann möglicherweise dutzenden Millionen Umweltflüchtlingen Heimat zu geben.
Ich fürchte, wir werden diese Auswirkungen spüren, und darum wird jetzt
intensiv darüber nachgedacht. Die letzten Meldungen aus Kopenhagen, soweit ich
sie verfolgt habe, waren, dass möglicherweise vertagt wird, dass man sich auf
keine zahlenmäßigen Ergebnisse einigen kann.
Vor diesem Hintergrund diskutieren wir das Wiener Klimaschutzprogramm.
Vorweg einige sehr positive Anmerkungen zur Vorgangsweise: Im Unterschied zu
einem anderen Tagesordnungspunkt, auf den ich heute nicht mehr eingehe, ist
jetzt sehr intensiv diskutiert worden, mit allen Fraktionen, mit Experten. Ich
möchte mich da bei der Klimaschutzkoordinationsstelle und vor allem bei Frau Dr
Fohler-Norek für ihr Engagement in dieser Frage bedanken. Sie hatte ein sehr
großes Engagement, aber auch die Grenzen, die ihr sozusagen ihr Amt setzt.
Wenn wir heute eine gemeinsame Beurteilung haben und trotzdem nicht
alle gleich abstimmen werden, dann hat das folgende Ursache. Ich kann mich an
eine Diskussion erinnern, die wir auch im Büro noch gegen Schluss mit der Frau
Umweltstadträtin hatten, wo ich angesichts dessen, was die Ziele des Wiener
Klimaschutzprogramms II sind, und dessen, was passieren muss, gesagt habe:
Leute, das ist zu wenig!
Ich möchte hier nur einen Entwurf oder einen
Vorschlag zeigen, den die UNO vor wenigen Tagen Kopenhagen offiziell
übermittelt hat. Die UNO hat übermittelt, dass nur dann die Begrenzung der
weiteren
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular