Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 123
„Wie kann man eine Zahl anzweifeln, die vom Bürgermeister genannt
wird.“(GR Mag Wolfgang Gerstl: Unglaublich! Unglaublich! – Heiterkeit bei GR
Robert Parzer. - Beifall bei der ÖVP.)
Jetzt wird Ihnen der Wähler nicht erst im Oktober die Antwort geben. Er
wird Ihnen auch schon im Zuge dieser Volksbefragung jetzt die Antwort geben,
denn Sie, verehrte Damen und Herren von der Sozialdemokratie, haben den Bogen
überspannt, und zwar eindeutig mit diesen fünf peinlichen Fragen. Und da habe
ich mich noch gar nicht mit der Frage 5 beschäftigt, die nicht weniger als
unernst ist und auch völlig ungeeignet für eine Fragestellung. Erstens einmal
ist sie semantisch höchst fragwürdig formuliert und zum anderen konterkariert
sie die Begründung in Ihrem Antrag weiter vorne geradezu. In Ihrer Begründung
schreiben Sie: „Es geht um wirksame Maßnahmen gegen die Gefährdung durch so
genannte Kampfhunde.“ Applaus, Applaus, keine Frage, selbstverständlich, wann immer
es eine Gefährdung in dieser Stadt wodurch auch immer gibt, hat die Stadt die
Verpflichtung, hier einzuschreiten. Gefahrenabwehr ist die vornehmste Aufgabe
der Stadt. Dazu bedarf es keiner Volksbefragung. Diese Maßnahmen müssen Sie
schon alleine treffen. (Beifall bei der ÖVP.) Sie lassen ja den Bürger
jetzt völlig alleine mit der Beantwortung Ihrer Frage, ob es einen
verpflichtenden Hundeführerschein für die Kampfhunde geben soll oder nicht,
denn wenn ihm der Hundeführerschein zu wenig erscheint, dann könnte er ja mit
Nein abstimmen, weil er ja gegen diese Gefährdung viel wirksamere Maßnahmen
haben möchte. Auf der anderen Seite wird er vielleicht doch mit Ja abstimmen,
weil er ein Zeichen setzen will, dass es zu wirksamen Maßnahmen gegen die
Gefährdung kommt. Er darf es sich aussuchen. Er will natürlich wirksame
Maßnahmen gegen eine Gefährdung haben. Mit dieser Fragestellung und mit der
Beantwortung ist eine Lösung nicht zu finden. Sie versagen leider Gottes wieder
bei einer Gefahrenabwehr in dieser Stadt.
Es ist sehr viel Richtiges von meinen Kolleginnen und Kollegen von den
anderen Oppositionsparteien schon gesagt worden und ich möchte mich jetzt
wirklich nicht mit allen Alternativanträgen auseinandersetzen. Einer, der mir
wirklich geeignet erscheint, und der auch eine offene Fragestellung vorsieht,
ist jener der GRÜNEN: „Soll das Kleine Glücksspiel abgeschafft werden: Ja oder
Nein?“ Eine Frage, die sicherlich geeignet ist, gestellt zu werden und die wir
uns auch vorstellen können. Bei dem einen oder anderen Antrag der anderen
beiden Oppositionsparteien ist das nicht der Fall.
Auf zwei eigene Anträge darf ich noch kurz eingehen. Unser Klubobmann
hat sie bereits eingebracht. Einmal geht es um die Stadtwache und einmal geht
es um die Grätzelbelebung. Wissen Sie, das sind wirklich Themen, wo die Bürger
kompetent wären, ihre Meinung dazu zu sagen und wo sich die Bürger auch Tag für
Tag fragen, warum es in dieser Stadt so ausschaut und warum man nicht 17
Ordnungsdienste zusammenfassen kann.
Bei der Grätzelbelebung haben wir ja wirklich das Problem, dass ganze
Straßenzüge und Grätzel verwahrlosen. Es ist ja wirklich eine Schande, wenn man
die Westeinfahrt von Schönbrunn über die Schönbrunner Straße bis zum Karlsplatz
hinein fährt und links und rechts habe ich 200 verwahrloste Geschäftslokale mit
Graffiti-Schmierereien von oben bis unten, mit Auslagen, die zuplakatiert sind,
mit Auslagen, die zum Teil sogar schon mit Holz zugenagelt sind. Es spottet ja
jeder Beschreibung, wie es in Stadtteilen von Wien ausschaut. Den Bürgern ist
es ein unglaubliches Anliegen und es wäre wahnsinnig notwendig, hier dagegen
vorzugehen. Mit unserer Fragestellung hätten wir ein Mittel gefunden. (Beifall
bei der ÖVP.)
Die Bürger greifen sich schon an den Kopf, was die 17 Ordnungsdienste
in Wien betrifft, warum man nicht endlich eine Vereinheitlichung schaffen kann.
Es kennen sich ja mittlerweile nicht einmal mehr die SPÖ-Gemeinderäte aus und
sogar der Bürgermeister hat sich in einer Pressekonferenz schon verhaspeln
müssen. Das ist auch nicht verwunderlich bei „Waste Watchern“, Blaukapplern,
Weißkapplern, Schülerlotsen, Rathauswache, „Help U“, U-Bahn-Aufsicht,
Parkwächtern, Ordnungsberatern, „Night Watcher“, Schwarzkappler, Linienservice,
Naturwacht, Fischereiaufsichtsorganen, Platzmeistern, Grillaufsicht und SAM.
Sehr geehrte Damen und Herren, das ist ein Schildbürgerstreich, mit dem Sie uns
hier Tag für Tag konfrontieren! Sie erfüllen Ihre Aufgaben nicht, für mehr
Ordnung und Sicherheit in dieser Stadt zu sorgen. (Beifall bei der ÖVP.)
Und es kostet ein unglaubliches Geld, es ist nicht sinnvoll. Notwendige
Synergieeffekte treten nicht ein, wenn derjenige, der nur auf die
Windschutzscheibe des parkenden Autos schauen darf, das mit Scheuklappen tun
muss und nicht auf den Gehsteig daneben oder auf die Grünanlage daneben blicken
darf. Das können Sie niemandem erklären, das verstehen die Wienerinnen und
Wiener nicht! (Beifall bei der ÖVP.)
Sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ! Sie glauben, Sie haben mit
dieser Volksbefragung eine gute Idee gehabt. Sie haben diese Idee nach
18 Jahren aus der Not heraus wieder einmal geboren. Es wird Sie aus Ihrer
Not nicht befreien. „Am Abend wird der Faule fleißig.“, heißt es im Volksmund.
Aber manchmal ist es dann auch zu spät! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist der
Herr GR Deutsch. Ich erteile es ihm.
GR Christian Deutsch (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Als Sozialdemokraten bekennen wir uns dazu, dass die
Wienerinnen und Wiener verstärkt in den demokratischen Meinungsbildungsprozess
einbezogen werden und damit aktiv an der Gestaltung der Stadt, der Bezirke und
auch der Grätzel teilnehmen können (Heiterkeit bei den GRen Mag Wolfgang
Gerstl und Dkfm Dr Fritz Aichinger. - Beifall bei der SPÖ.), denn die
Bürgerinnen und Bürger sollen und wollen auch die Möglichkeit haben, zusätzlich
zur repräsentativen Demokratie auch auf dem Weg der direkten Demokratie bei
Entscheidungen mitzuwirken. Bgm Dr Michael Häupl hat bereits
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