Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 123
Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend): Ich
möchte nur die Pause nützen und sagen, dass die FPÖ die Anträge noch nicht
eingebracht hat. (StR Johann Herzog: Ich kann sie als Stadtrat nicht
einbringen! Sie werden später eingebracht!) Danke.
GRin Mag Maria Vassilakou (fortsetzend): Das ist
aus dem einfachen Grund fair, als es keinen Sinn macht, verkehrspolitische
Konzepte in Frage zu stellen, die andernorts mit großem Erfolg eingesetzt
werden und die darüber hinaus aus Klimaschutzgründen relativ dringend – um
es höflich zu formulieren – naheliegen, zumal Wien nach wie vor um
27 Prozent über dem Kyoto-Ziel liegt. Wir wären also schlussendlich
aufgefordert, eine nüchterne, sachliche und faire Diskussion zu führen und die
Wienerinnen und Wiener am Ende abstimmen zu lassen, ob sie tatsächlich damit
einverstanden sind beziehungsweise ob sie sich das vorstellen können oder
nicht. (Zwischenruf von Amtsf StR Christian Oxonitsch) Sei mir nicht böse! –
Danke.
An dieser Stelle danke ich auch für diese Intervention, denn einen
Punkt hatte ich vergessen: Waren es nicht wir, die gesagt haben, dass das
unausgegorene Konzepte sind? Das sind ja großteils nur Überschriften! Auf diese
Art und Weise kann man doch Leute etwa zur City-Maut und vielem anderem mehr
nicht befragen, weil überhaupt nicht klar ist, was dahintersteckt!
Und was sagt der Herr Bürgermeister dazu? – Er sagt, dass er nicht
daran denkt, die Expertinnen und Experten damit zu befassen, bevor er wisse,
wie die Bevölkerung dazu stünde. Er will also ohnedies nur die Stimmung
erheben! Herr Bürgermeister! Dann geben Sie doch eine Umfrage in Auftrag! Das
wird sich die SPÖ ja noch leisten können! Aber das ist doch nicht die Art und
Weise, wie man mit dem demokratischen Instrument einer Volksbefragung umgeht!
Ich bringe auch einen Beschlussantrag im Zusammenhang mit dem
verpflichtenden Hundehaltekurs ein und betone einmal mehr, dass der
verpflichtende Hundeführschein nur für so genannte Kampfhunde entsprechend
einer Liste, die beispielsweise den deutschen Schäferhund nicht enthält, eine
Maßnahme ist, die nicht greift. Sie treten da mit etwas an die Wienerinnen und
Wiener herantreten, wovon Sie jetzt schon wissen müssten, dass es ziemlich bald
ad absurdum geführt und von den Experten und Expertinnen zerpflückt werden
wird.
Ich möchte noch einen Antrag im Zusammenhang mit dem Verbot des Kleinen
Glücksspiels einbringen. – Lange Zeit hat es geheißen, dass eine sechste
Frage möglich wäre. Auf einmal hat sich die Sozialdemokratie jedoch
entschlossen, dass fünf Fragen reichen. Sie führt im Übrigen diesbezüglich auch
Scheingespräche mit den Oppositionsparteien. Super! Gut gemacht!
Ich bringe hiermit unseren Vorschlag für eine sechste Frage betreffend
das Verbot des Kleinen Glücksspiels ein. Sie sagen die ganze Zeit, dass Sie
auch nicht damit einverstanden sind, dass die Straßen verschandelt werden, dass
es einen Wildwuchs von Spielhöllen an jeder Ecke gibt und dass in diesem
Zusammenhang Existenzen vernichtet werden. – Sie haben jetzt die
Möglichkeit, das Volk sagen zu lassen, was es davon hält! Und Sie werden sehen,
dass wir auch diesen Antrag betreffend Textgestaltung alles andere als
manipulativ gehalten haben.
Last but not least möchte ich auch einen Antrag praktischer Natur
einbringen. Wenn im Februar schon eine Volksbefragung abgehalten wird, dann
würde es auch Sinn machen, sämtliche AnrainerInnenbefragungen, die derzeit
anstehen, aber noch nicht fix terminisiert sind, gleichzeitig damit abzuhalten.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Meine Damen und Herren! Ich möchte mit Folgendem abschließen: Als ich
gestern relativ fassungslos die Kritik vorgebracht habe, dass diese Texte
teilweise falsch sind, teilweise der Wahrheit nicht entsprechen, aber teilweise
auch, wie gesagt, ein bestimmtes Verhalten suggerieren, lautete die Antwort
darauf: Warum regst du dich auf? Das ist die Wahrheit!
Das ist in der Tat etwas, was mir in 13 Jahren in diesem Haus bei
nahezu jeder Sitzung verkündet wird und ich zu hören bekomme! Wenn seitens der
Opposition Kritik vorgebracht wird, habe ich nie – nicht ein einziges
Mal! – erlebt, dass man auf diese Kritik eingeht, sachlich darüber
diskutiert und versucht, das Beste für die Zukunft der Stadt daraus zu machen.
Ganz im Gegenteil! Es wird immer wieder, wie das Amen im Gebet, betont, dass
alles super ist und super funktioniert, dass es überhaupt keine Probleme gibt
und dass das die Wahrheit ist.
Meine Damen und Herren! Das ist die Wahrheit der SPÖ! Das ist die Art
und Weise, wie die SPÖ sich diese Stadt vorstellt und wie sie sich Demokratie in
Wien vorstellt! Das ist eine riesige Blase, in der eigentlich nur die SPÖ
existiert und in der die Oppositionsparteien nicht vorhanden sind. (Zwischenrufe
bei der SPÖ.)
Genau genommen könnte die sechste Frage samt Einleitungssatz lauten:
Sämtliche führende Experten der SPÖ sind der Meinung, dass die SPÖ großartig
arbeitet. Wahlen kosten 100 Millionen EUR und bedeuten alle fünf
Jahre mühsame Arbeit für die SPÖ. Sind Sie dafür, dass Wahlen abgeschafft
werden? (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Das ist unerhört! – Weitere
lebhafte Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren! Ich sage Ihnen an dieser Stelle: Wenn Sie sich
so den Umgang mit dieser Stadt und mit der Opposition vorstellen, dann leben
Sie allein in Ihrer Blase der Alleinherrschaft und beschließen Ihre
Volksbefragung allein!
Wir werden jedenfalls nicht in diesem Saal sitzen und mit Ihnen
beschließen, und zwar aus einem vollkommen klaren Grund. (Zwischenrufe bei
der SPÖ.) Ja! Die direkte Demokratie ist ein hohes Gut, für das die GRÜNEN
jahrelang gekämpft haben und für das sie immer noch in jedem Grätzl und bei
vielen Gelegenheiten jährlich in Wien kämpfen. Aber wir machen nicht mit, wenn
dieses Instrument auf diese Art und Weise missbraucht wird! Wir stimmen auch
nicht dagegen, weil man, wenn schon nach 15 Jahren endlich wieder einmal die
Wienerinnen und Wiener befragt werden sollen, meines Erachtens nicht einfach a
priori sagen soll, dass die Volksbefragung gar nicht stattfinden soll.
Aber ...
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