Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 123
Es gibt in Wien ungefähr pro Jahr 15 000 bis 16 000 Kinder
und ich glaube, 8 Eltern-Kind-Zentren. Ich bin der Meinung, das ist für
15 000, 16 000 Kinder zu wenig, um wirklich präventiv Maßnahmen zu
setzen. Die Stadt Zürich zum Beispiel setzt auf eine wirklich flächendeckende
Elternbildung. Die haben einfach entwickelt, dass alle möglichen Organisationen
eine hochwertige Elternbildung, möglichst niederschwellig - das haben ja auch
Sie angesprochen, also schon in den Kindergärten, in Zusammenarbeit mit
Kinderärzten und so weiter -, also dort wo die Menschen abgeholt werden können,
kostenlos anbieten. Das wird auch von der Stadt intensivst beworben, und das
wird von der Stadt als Imageprojekt wirklich intensivst vorangetrieben.
Jetzt ist meine Frage an Sie, - denn ich bin der Meinung, alles, was
wir verhindern können, ist jedenfalls sinnvoller, als es nachher zu reparieren
– ob Sie sich vorstellen können, dass Sie flächendeckend in Wien Elternbildungsmaßnahmen
unterstützen, sodass Eltern diese Maßnahmen auch kostenlos besuchen und da
begleitet werden können und können Sie sich vorstellen, auch ein solches
Präventionsprojekt flächendeckend in Wien zu initiieren, also umfassende
Elternbildung als ersten Schritt zum Schutz der Kinder?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Christian Oxonitsch: Es ist ja offensichtlich
so, wenn man gewisse Maßnahmen irgendwann einmal als Standard in der Stadt hat,
dass sie anscheinend ein wenig in Vergessenheit geraten. Denn gerade auch im
Bereich der Elternbildung hat sowohl die MAG ELF ihre Angebotspalette,
aber auch viele von der MAG ELF entsprechend geförderte Institutionen
haben sie, in sehr unterschiedlichsten Ausprägungen, aber gerade auch zum
Beispiel das Hilfswerk – es ist Ihnen ja nicht ganz unbekannt - bieten hier
Angebote an, die Kinderfreunde tun das und viele andere Institutionen auch. Die
MAG ELF wird in diesem Zusammenhang in ihrem Angebotsportfolio und, wie
ich auch gesagt habe, verstärkt in der Zukunft eben gerade diesen
Präventivaspekt im Bereich der Eltern-Kind-Zentren abdecken, sodass ich glaube,
wir haben hier ein sehr gutes, flächendeckendes Netz.
Wir wollen das, wie ich in der Anfragebeantwortung gesagt habe, auch
verstärken, insofern eben gerade diesen präventiven Charakter, auch
vielleicht,, bevor das Kind zur Welt kommt, um hier auch verstärkt feststellen
zu können, wo es Familien mit einem erhöhten Betreuungsbedarf gibt, um hier
nicht die Ressourcen, die man zur Verfügung hat, möglicherweise falsch
einzusetzen. Denn wir wissen, vielfach kommen die Gefährdungsmeldungen ja dann,
wenn es de facto zu spät ist und wesentlich härtere Maßnahmen gesetzt werden
müssen, und deshalb ist gerade auf diesen Bereich der aufsuchenden, der
niederschwelligen Arbeit, aber auch der Elternbildungsarbeit in den
Eltern-Kind-Zentren in Zukunft ein verstärktes Augenmerk zu richten, es ist
aber auch die Zusammenarbeit und Kooperation mit den vielen engagierten
Vereinen in den verschiedenen Bereichen weiterhin fortzusetzen. Und wir haben
ja gerade auch im Bereich der MAG ELF über 400 Sozialarbeiterinnen und
Sozialarbeiter, 700 SozialpädagogInnen, die auch in Eltern-Kind-Zentren zu
einem Teil, aber auch in der aufsuchenden Jugendwohlfahrtsarbeit, ihre
Tätigkeit verrichten, sodass ich glaube, dass wir tatsächlich ein sehr gutes
Netz haben. Zu verbessern ist es immer, und einen Beitrag dazu wird
letztendlich auch die Neuorganisation im Bereich der Eltern-Kind-Zentren
liefern.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. Die nächste
Zusatzfrage wird vom GR Mag Gudenus gestellt, bitte schön.
GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Guten Morgen, Herr Stadtrat!
Zuerst einmal vielen Dank für Ihre ausführliche Eingangsfragebeantwortung,
die ja sehr viele Zusatzfragen eigentlich antizipiert hat und daher fast keine
Frage mehr offen bleibt. Ich möchte nun zu meinem Thema der Jugendwohlfahrt
zurückkehren, das wir schon vor zwei, drei Jahren angesprochen haben. Die
Gemeinde Wien hat ja da für Aufsehen gesorgt, indem auf Plakaten für
homosexuelle Pflegeeltern geworben wurde. Meine Frage an sie ist: Wird daran
gedacht, dieses auszubauen, nämlich die Tatsache, dass homosexuelle Paare als
Pflegeeltern eingesetzt werden?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Christian Oxonitsch: Ja, wir werden diesen
bewährten Weg auch fortsetzen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 4. Zusatzfrage wird
von Frau GRin Smolik gestellt.
GRin Claudia Smolik (Grüner Klub im Rathaus): Herr
Stadtrat!
Jetzt ist mir schon klar, dass die Zielgruppe in den
Eltern-Kind-Zentren eine sehr durchwachsene ist und dass man versucht, an jene
heranzukommen, die vielleicht die Angebote bis jetzt noch nicht sehr stark
angenommen haben beziehungsweise die immer mehr in Gefahr laufen, mit ihrem
Familienleben nicht mehr ganz zu Rande zu kommen, durch welche Gründe auch
immer.
Jetzt haben wir aber auch Menschen, die die
Eltern-Kind-Zentren als eine sehr positive Einrichtung wahrnehmen, diese als
positiven Kontakt mit dem Jugendamt auch wahrnehmen, es sehr schätzen, in
Präventionsmaßnahmen und nicht in Gefahrensituation mit dem Jugendamt in
Kontakt zu kommen, sondern eben auch in spielerischer Art und Weise in einer
entspannten Atmosphäre, und denen sagt man jetzt in den Regionalstellen:
„Danke, ihr könnt ja zu Privaten gehen.“ Jetzt gehören diese Menschen
vielleicht auch zu Menschen, die sich private Angebote zum Teil leisten können,
aber viele können sich die privaten Angebote, die Sie ja auch angesprochen
haben, eben nicht leisten. Was wird jetzt diesen Menschen angeboten, die in
diesen Lern-, Spiel-, Krabbel-, Kreativgruppen mit ihren Kindern waren, wenn
sie das private Angebot nicht annehmen können, das heißt, überlässt man sie
wieder ihrer Einsamkeit mit ihren Kindern, beziehungsweise überlässt man sie
ihrem
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