Gemeinderat,
54. Sitzung vom 25.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 57
Das mag in manchen Fällen sehr, sehr berechtigt sein. Es ist auch
wirklich nicht ganz einfach, eine Struktur anzupassen innerhalb kurzer Zeit,
wenn unerwartet Einnahmen entfallen. Aber nichtsdestotrotz meinen wir, dass das
viele Institutionen in dieser Stadt trifft und dass es Sinn macht, hier
strukturiert und systematisch vorzugehen und nicht den Eindruck von nicht
nachvollziehbarer Willkür entstehen zu lassen.
Deshalb hoffen wir, dass, auch wenn unser Antrag gestern abgelehnt
wurde, der Herr Kulturstadtrat ein Modell präsentieren wird, an dem
nachvollziehbar wird, nach welchen Kriterien Institutionen in dieser Stadt
Zuschüsse bekommen aus Krisengründen. – Vielen Dank. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Herr GR Dr Wolf, bitte.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Auch ich kann es kurz machen. Ich bin zwar immer einer Meinung mit
Marie Ringler, in dem Fall nicht. Wir werden die zusätzliche Subvention für das
KunstHausWien in Höhe von 150 000 EUR ablehnen, und ich will ihnen
kurz begründen, warum.
Das KunstHausWien hat heuer bereits 350 000 Eur Subvention bekommen, also insgesamt
500 000 EUR. Interessant ist das deshalb, weil ganz anderes
versprochen wurde. Am 27. April 2007 hat StR Mailath-Pokorny gemeinsam mit
Finanzstadträtin Renate Brauner eine Pressekonferenz gegeben, bei der die
Übernahme des KunstHausWien ab 1. Juli 2007 angekündigt wurde, und die
Frau StRin Brauner hat Folgendes wörtlich gesagt: „Ich gehe davon aus, dass die
Wien Holding das KunstHaus ebenso erfolgreich führen wird wie den gesamten
Kulturcluster des Konzerns, dem derzeit zum Beispiel die Vereinigten Bühnen
Wien, das Mozarthaus oder die Wiener Stadthalle Gruppe angehören."
In dem Fall hat sie recht gehabt. Tatsächlich führt die Wien Holding
die Geschäfte im KunstHaus so erfolgreich wie bei den Vereinigten Bühnen Wien
und dem Mozarthaus, beide massive Zuschussbetriebe. 50 Millionen wird der
Abgang heuer wohl betragen bei den Vereinigten Bühnen Wien, und auch das
Mozarthaus ist, nachdem das PPP-Modell entsorgt wurde, auch auf Subventionen
der Stadt Wien angewiesen.
Und da stellt sich schon die Frage, was diese Holding eigentlich als
kommerzielles Unternehmen macht. Es wird mit der Krise argumentiert. Die Krise
ist unbestritten, aber wozu braucht man eine Holding, ein kommerzielles
Unternehmen, wenn alle Defizite stets dann wieder von der Stadt Wien gezahlt
werden?
Hier stimmt etwas nicht, hier passt etwas nicht, offenbar ist hier eine
falsche Geschäftspolitik am Werk. Das hat mit der Krise nur bedingt zu tun, und
das ist der Grund, warum wir ablehnen: Weil wir mit dieser Subventionspolitik
eines kommerziellen Unternehmens in die falsche Richtung gehen. – Danke schön. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Frau GRin Schinner.
GRin Katharina Schinner (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Ich möchte vielleicht zu Beginn zwei Sätze zum KunstHausWien sagen, die
man sich, glaube ich, auch immer wieder vor Augen führen muss. Einerseits
beruht die Strategie des KunstHausWien auf zwei Säulen, und ich denke, dass die
Hundertwasser-Ausstellung, die uns ja jetzt schon über viele Jahre begleitet,
gezeigt hat, was das für ein Tourismusmagnet ist, wie stark diese Ausstellung
besucht wird und was es auch für uns darstellt, so eine Ausstellung in unserer
Stadt zu haben. Ich denke, das ist wichtig.
Der zweite Punkte, wo sich das KunstHausWien mittlerweile einen sehr
starken Namen gemacht hat und einen starken Schwerpunkt hat, ist die
Fotografie. Auch hier gibt es wirklich international bekannteste Ausstellungen,
die über die Grenzen unserer Stadt hinaus Anerkennung finden. Das sollte man
auf jeden Fall auch sehen, denn ich denke, das KunstHausWien ist für uns alle
eine Einrichtung, die man sich aus unserer Stadt nicht wegdenken möchte.
Es ist aber so – und ich erlebe das sozusagen auch in meiner Arbeit im
Wirtschaftsverband und in der Wirtschaftskammer –, dass es dann, wenn
wirtschaftlich schwierige Zeiten auf uns zukommen – und die sind jetzt im
letzten Jahr auf uns zugekommen, die sind sozusagen nach diesem Budget für das
KunstHausWien hereingebrochen –, dass es dann einerseits, wie wir es sehr oft
sehen bei vielen Betrieben in unserer Stadt, bei vielen kleinen Unternehmen,
eben auch so sein kann, dass es auch eine Institution wie das KunstHausWien
treffen kann.
Dort war es zum Beispiel so, dass der Museums-Shop immer ein sehr
starker Rückhalt und ein sehr starkes Fundament für das Museum war, aber
plötzlich gibt es hier Veränderungen, weil die Touristen einfach sparen, weil
es nicht mehr so viele Touristen gibt, die kommen, sodass man das
schlussendlich spürt. Das andere ist eben auch, dass es plötzlich weniger
Besucher in der Ausstellung gibt.
Diese Faktoren haben einfach dazu beigetragen, dass eine Entwicklung in
Gang gesetzt wurde, die schlussendlich jetzt dazu geführt hat, dass es hier
einer zusätzlichen Förderung bedarf.
Ich glaube, wir sollten die Dinge immer sehr realistisch sehen, denn
ich denke, die Kunst in unserer Stadt muss uns wichtig sein, ich denke, das
KunstHausWien muss uns wichtig sein. Ich glaube, es zeigt auch von großem
Format, wenn man in schwierigen Zeiten dazu steht, denn es werden wieder
bessere Zeiten kommen, und es ist jetzt, glaube ich, ein gemeinsamer Schritt,
einen Weg des Miteinanders zu gehen. Es sind jetzt sicherlich große Summen im
Spiel, die in den nächsten Jahren von der Subvention her wieder
heruntergefahren werden.
Ich denke, dass es hier eine gute Strategie gibt,
dass
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