Gemeinderat,
54. Sitzung vom 25.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 57
ein positives Signal, denn sie zeigen, dass die Wirtschaft floriert.
Andererseits kommt es im Zusammenhang mit Baustelleneinrichtungen immer wieder
zu Beschwerden der Bevölkerung. Welche Initiativen setzten Sie, um
Behinderungen und Regelverletzungen zu reduzieren?)
Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Sehr geehrter Herr
Gemeinderat!
Ich möchte einleitend zu dieser Frage festhalten, dass die Überprüfung
der Einhaltung der Straßenverkehrsordnung eine Aufgabe der Polizei ist. Dazu
zählt auch die Einhaltung des § 90 der Straßenverkehrsvorschrift, nämlich,
ob Baustellen so eingerichtet sind, wie sie verordnet sind, ob die
Verkehrsorganisation dort so eingerichtet ist, wie sie verordnet ist. Wir haben
über die letzten Jahre hindurch aber feststellen müssen, dass die Wiener
Polizei derartig schlecht mit Personal ausgestattet ist - das sagt selbst das
Ministerium -, dass über tausend Polizisten zu wenig in Wien sind. Daher findet
diese Überwachung nicht statt.
Die Stadt Wien hat daher bei der MA 46 die Hotline „Straße und
Verkehr" eingerichtet, wo Wienerinnen und Wiener oder jeder Mann und jede
Frau, die Anliegen einzubringen haben, sich melden und darüber informieren können,
dass es offensichtlich eine Baustelleneinrichtung gibt, die nicht passt, die zu
groß ist, die falsch in Benützung ist oder dass eine Baustelle überhaupt ohne
jegliche Genehmigung eingerichtet worden ist. Diese Maßnahmen werden durch
fliegende Einrichtungen der MA 46 kontrolliert. Die Baustellenkontrolle
ist mit mehreren Fahrzeugen unterwegs. Ich kann Ihnen sagen, es sind ungefähr
10 Prozent aller Wiener Baustellen, die von dieser fliegenden Kontrolle
eingesehen, besichtigt, kontrolliert, redimensioniert, bestraft oder überhaupt
zurückgeführt werden.
Wir haben insgesamt etwa 14 000 Baustellen pro Jahr und es
ist etwa ein Anteil von 80 Prozent der Anmerkungen, die von den
Wienerinnen und Wienern über die Hotline „Straße und Verkehr"
hereinkommen. Innerhalb eines Tages werden diese Anliegen der Bürgerinnen und
Bürger in der Regel bearbeitet. Es ist so, dass allein durch die Kontrollen die
Baustelleneinrichtungen sofort, blitzartig, zurückgeführt werden, sodass
Bestrafungen ausbleiben können. Wir hatten aber im heurigen Jahr auch
22 Beanstandungen, die zu keinem Erfolg geführt haben. Hier ist es zur
Strafanzeige und in dem einen oder anderen Fall dann sogar zur amtlichen
Räumung der Baustelle gekommen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 1. Zusatzfrage wird
von GR Mahdalik gestellt.
GR Anton Mahdalik (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Die Baustellenkontrolle der MA 46, die es Ihren Worten nach gibt,
dürfte nicht Angst und Schrecken unter den Bauunternehmern verbreiten. Das weiß
jeder Bürger aus jahrelanger Erfahrung. Ich habe mir vor Kurzem selbst den
Rudolfsplatz angesehen, wo zwischen 50 und 100 Parkplätze permanent durch
eine großräumige Baustelle vernichtet sind. Dort hat man tagelang keinen
Arbeiter gesehen. Es sind zwei Fahrzeuge, eines aus der Slowakei, eines aus
Ungarn, dort gestanden, auch tagelang verwaist, die vielleicht dem Polier oder
sonstigen Arbeitern gehört haben. Also gearbeitet wurde auf dieser Baustelle
nicht. Das ist nur ein Beispiel für viele in ganz Wien, wo Parkplätze
vernichtet werden und die Anrainer, obwohl sie ihr Parkpickerl teuer bezahlen,
am Abend eine dreiviertel Stunde auf der Suche nach einem Parkplatz um die
Blöcke kurven müssen.
Die FPÖ hat schon einmal den Vorschlag gebracht, dass jene Bezirksräte,
die in Vertretung des Bezirksvorstehers die Kommissionierung der Baustellen
erledigen und dafür, glaube ich, 50 EUR kassieren, eine begleitende
Kontrolle, aber zumindest eine Endkontrolle übernehmen. Sie schauen an dem und
dem Termin, wo die Baustelle beendet werden sollte, ob sie tatsächlich auch
weggeräumt ist.
Sind Sie dafür, dass dieser Vorschlag diskutiert und umgesetzt wird?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Herr Gemeinderat!
Zunächst ist es sonnenklar, dass bei 14 000 Baustellen die
Kontrolle nicht durch die Polizei erfolgen kann. Das erwarte ich mir gar nicht,
dass die Polizei tagtäglich 14 000 Baustellen kontrolliert. Ich kann es
auch nicht erwarten, dass meine Bediensteten das tun. Hier sind wir auf die
Zusammenarbeit mit der Bevölkerung angewiesen. Wenn Sie die Bezirksräte zu
einem Teil der Bevölkerung zählen, was ich hoffe, dass Sie das tun, dann wäre
das ein Vorschlag, der eigentlich von einem gewählten Mandatar selbsttätig
erfüllt werden kann. Also wenn Sie Ihren Mandataren die Anregung mitgeben, dass
die freiheitlichen Mandatare in den Bezirken die Baustellenkontrolle
durchführen, die Hotline „Straße und Verkehr" unter 599 95 anrufen
und Probleme bekannt geben, sind wir dann sehr gerne behilflich, mit der
MA 46 die Problemlagen zu erledigen.
Aber dass auf Baustellen auch wirklich gearbeitet wird, ist ein anderes
Thema. Das liegt sehr wohl in der Aufgabe des Bauherrn und auch sehr wohl in
der Aufgabe der Poliere, das dort zu klären. Dabei ist, wenn in einer gewissen
Dauer der Baustelle die Tätigkeit erledigt werden kann, wohl alles in Ordnung.
Nur wenn es über diese genehmigte Zeit hinausgeht, sind wir für das Wegräumen
und tun das auch.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 2. Zusatzfrage wird
von GR Mag Maresch gestellt.
GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im Rathaus):
Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Eine ganz kurze Replik zu der Antwort zum Kollegen Mahdalik: Ich hoffe,
Ihre Aufforderung, dass sich die Bezirksrätinnen und Bezirksräte darum kümmern
sollten, richtet sich auch an die eigene Partei, weil in den meisten Bezirken
SPÖ-Mehrheiten oder absolute Mehrheiten herrschen und Augenscheinsverhandlungen
in diesem Bereich fast nur von SPÖ-BezirksrätInnen durchgeführt werden.
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