Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 101
Mit dem vorliegenden Budget – so es beschlossen wird, schade, dass es
nur von der Sozialdemokratie beschlossen wird! – können wir diesen Weg
weitergehen, und es wäre sehr hilfreich, wenn alle, die in diesem Bereich
ständig „Feuer!“ rufen, einmal genau diesen Tatsachen ins Auge sehen würden!
Es stimmt: Es gibt noch nicht für alle Kinder einen Betreuungsplatz in
Wien. Das ist einer der zehn Punkt des ÖVP-Forderungspaketes, dass es für alle
Kinder einen Betreuungsplatz in Wien geben soll. – Ich habe überhaupt kein
Problem mit dieser Forderung! Das ist auch unser Ziel!
Ich möchte nur festhalten: Kein Bundesland in Österreich ist so nahe an
diesem Wert wie Wien, und wir bauen das permanent aus und machen weiter, und
niemand war noch so nahe an diesem Wert wie Wien.
Die VertreterInnen von FPÖ und ÖVP wären in diesem Zusammenhang gut
beraten, sich selbst einmal daran zu erinnern, dass es die schwarz-blaue
Bundesregierung war, welche die Kindergartenmilliarde abgeschafft hat. (Zwischenruf
von GR Mag Wolfgang Jung. – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Das war und ist der einzige Rückschlag beim Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen.
Das ist Ihr Offenbarungseid! Sie haben die Bundesförderung für den Ausbau von
Kindergartenplätzen abgeschafft. Seit es Sozialdemokraten in der Regierung
gibt, gibt es diese wieder. Das ist doch für Wählerinnen und Wähler eine
relativ leichte Rechnung! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der
FPÖ.)
Darüber hinaus möchte ich allen Oppositionsparteien in diesem
Zusammenhang einmal eine andere Logikaufgabe ans Herz legen: Sie sagen, es gäbe
nicht genug Kinderbetreuungsplätze. Gekauft! Das haben wir gerade besprochen.
Ich sehe das auch so. Aber deswegen wird ja permanent ausgebaut. Das ist eine
sehr legitime Forderung, und niemand hier schasselt Pädagoginnen und Pädagogen
ab!
Sie sagen auch: Es soll kleinere Gruppen geben. – Wir alle wissen:
Durch den Ausbau von Plätzen österreichweit gibt es einen Mangel an
Pädagoginnen und Pädagogen. An welcher Schraube wollen Sie also drehen? Soll es
mehr Plätze oder kleinere Gruppen geben? Sie sollten den Wählerinnen und
Wählern einfach einmal sagen, was Sie eigentlich wollen! Sagen Sie doch, dass
Ihre eigenen Forderungen bei der momentan beengten Situation nicht
zusammengehen! Familien in unserer Stadt brauchen Lösungen und nicht billigen
Aktionismus!
Eine solche Lösung ist die Ausbildungsoffensive. Ich habe es gerade
erwähnt. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Den Engpass beim Personal hat die
Stadt nicht verschlafen, wie von Ihnen immer wieder behauptet wird. Vielmehr
haben Sie verschlafen, dass wir seit 2008 massiv zusätzliche
Ausbildungslehrgänge anbieten. Es waren über 500 ... (Zwischenruf von
GR Mag Wolfgang Jung.) Nicht angenommen? Das verstehe ich
überhaupt nicht!
Wir machen im Februar 2010 wieder drei Lehrgänge auf, weil alle voll
sind, und diese werden selbstverständlich angenommen! Wien ist bis jetzt das
einzige Bundesland, das irgendetwas tut! Es ist also wirklich Chuzpe, hier zu
sitzen und zu sagen, dass der Engpass bei den PädagogInnen verschlafen wurde,
obwohl Wien das einzige Bundesland in dieser Republik ist, das irgendetwas
gemacht hat, und zwar seit drei Jahren, und es wird laufend ausgebaut, und die
Plätze werden alle ausgefüllt. (GR Mag Wolfgang Jung: Die
Geburtenraten sind schon seit geraumer Zeit bekannt!)
All das ist nur billiger Aktionismus! Das zeigt, worum es Ihnen geht!
Es geht Ihnen nicht um eine Verbesserung der Situation für Kinder, und es geht
Ihnen schon gar nicht um eine Verbesserung der Situation für die PädagogInnen,
sondern es geht Ihnen um billige Stimmungsmache! (Beifall bei der SPÖ.)
Herr GR Margulies hat das gestern auch bestätigt, als er gesagt
hat – ich zitiere aus seiner Rede, die ich mir kommen lassen habe: „Das
sage ich ganz bewusst: Nur weil selbst ich der Meinung bin, dass das Wiener
Kinderbetreuungswesen besser ist als in allen Bundesländern, heißt es nicht,
dass es nicht Verbesserungen geben kann." – Das sehe ich ganz
genauso, auch den Satz mit den Verbesserungen, liebe Claudia! (Zwischenruf
von GRin Claudia Smolik.) Ich würde mich nur freuen, wenn alle hier im Haus
vertretenen Parteien ihre Verantwortung für Verbesserungen auch in anderen
Bundesländern und auf Bundesebene wahrnehmen würden! (Zwischenrufe bei der
FPÖ.)
Lassen Sie mich zwei Beispiele bringen, warum eine Regelung auf
Bundesebene so wichtig wäre. (Der Redner
zeigt eine Graphik.) Das sind die Krippenplätze in Österreich. Zu Ihrer
Hilfe: Der von Ihnen aus rechte Balken symbolisiert Wien, und alle anderen
Balken zusammen sind ungefähr so hoch. Neben diesem rechten Balken ist ein
Loch. Das ist kein Fehler in der Graphik, sondern das ist Vorarlberg. (Zwischenrufe
bei den GRÜNEN.) Im Zuge der Art 15a B-VG-Vereinbarung sind Kriterien
festgelegt worden, ob ein Kindergartenplatz mit einer Vollberufstätigkeit von
Eltern vereinbar ist oder nicht.
Die blauen Balken sind die Kinderbetreuungsplätze, die es in einem
Bundesland gibt. Die grünen – man sieht sie kaum, man sieht sie nur
da – sind die mit einer Vollberufstätigkeit vereinbaren Plätze. In Wien
sind es 84 Prozent, im österreichischen Durchschnitt sind es
26 Prozent, einigen Bundesländer liegen darunter. Und es ist nicht
einzusehen, dass Kinder so unterschiedliche Chancen haben, nur weil sie in
verschiedenen Bundesländern geboren sind! Das sehen auch andere so. Wir sehen
das auch so, und wir haben bereits einmal einen Antrag von Claudia Smolik für
ein Bundesrahmengesetz im Kindergartenbereich angenommen. Heute gibt es einen
neuen Antrag mit mir gemeinsam. Das sieht auch Eva Glawischnig so, als sie vor
drei Tagen in einer Aussendung sagte: „Kinderbetreuung muss Sache des Bundes
werden.“
Trotzdem tun heute alle so, als wäre die Situation in Wien so besonders
problematisch und als wären die Versäumnisse immer auf unserer Seite, obwohl
kein anderes Bundesland einen so großen Schritt gemacht hat: Das geht für mich
nicht zusammen!
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