Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 101
sehr für direkte Demokratie, aber für eine ordentliche direkte
Demokratie, nicht für Suggestivfragen und nicht dafür, dass Bedienstete im Wege
der Dienstaufsicht angehalten werden, Ihnen gefällige Gutachten zu erstellen,
die Sie im nächsten Wahlkampf verarbeiten können! Das hat mit direkter
Demokratie nichts zu tun! Das ist die Politisierung der Schule, gegen die wir
uns aufs Schärfste verwehren! (Beifall
bei der ÖVP. - GR Franz Ekkamp: Was ist denn mit Niederösterreich?)
Es gibt aber auch durchaus hoffnungsvolle Signale seitens der SPÖ. Ich
muss wirklich sagen, ich bin stolz auf unseren Bundeskanzler, dass er sich als
Politiker und nicht als Jurist, weil über die juristische Qualität mancher
Urteile, auch wenn sie von Höchstgerichten kommen, kann man trefflich streiten,
ganz klar für das Kreuz in den Schulen ausgesprochen hat. Das nötigt uns, und
damit haben wir auch überhaupt kein Problem, den Respekt auszudrücken. Für den
Fall der Fälle, dass der Europäische Menschenrechtsgerichtshof, der es nicht
der Mühe wert findet, Menschenrechtsverbrechen in Tschetschenien zu
kritisieren, in den Schulkreuzen eine Beeinträchtigung der Menschenrechte
findet, werden wir mit dem Bundeskanzler gemeinsam diese Regelungen im
Verfassungsrang beschließen, damit sie hieb- und stichfest sind und wir uns von
Straßburg nicht etwas Gegenteiliges verordnen lassen! (Beifall bei der ÖVP.)
Ein weiterer Punkt der Geschäftsgruppe, der uns schon auch gewisse
Sorgen bereitet, ist die überbordende Inseratenlawine. Wir sind durchaus dem
Herrn StR Oxonitsch positiv entgegengetreten und klimatisch hat sich auch sehr
viel zum Guten gewendet, aber einen gewissen schnoddrigen Umgang mit dem
berechtigten Wissensbedürfnis der Opposition kann man auch dem StR Oxonitsch
nicht absprechen. Vielleicht ist das ansteckend, vielleicht ist das sozusagen
irgendwie mit dem Büro verbunden, das weiß ich nicht. Allenfalls kann man einen
Wünschelrutengeher bitten, vielleicht diesbezüglich Untersuchungen
durchzuführen. Wenn wir wissen wollen, wie viele Inserate die Stadt Wien zu
allen möglichen Themen geschalten hat, heißt es, man ist nicht bereit, die
wertvolle Arbeitszeit der Mitarbeiter, auf die man dann unter Umständen wieder
verzichten kann, weil man sie einfach in Frühpension schickt, damit zu
vergeuden, indem man sagt, man schickt sie in die Archive, um irgendwelche
Inseratenrechnungen ausfindig zu machen. Da muss ich schon sagen, so kann es
wohl nicht sein! Jeder, der ein bisschen Grundkenntnisse in der Buchhaltung
hat, weiß, dass es eine Einnahmen-/Ausgabenrechnung geben muss. Jedes Inserat
muss wohl auch belegt werden. Es müssten sich also in den Archiven, die man
heutzutage auf Knopfdruck hervorkramen kann, durchaus auch Inseratenrechnungen
der Stadt Wien finden.
Eine der wenigen Informationen, die wir wissen wollten, wie viel die
Bewerbung des Gratiskindergartens gekostet hat, hat dann doch eine Zahl zutage
gefördert, immerhin 1,4 Millionen EUR für die Bewerbung des
Gratiskindergartens, der ohnehin in allen Medien gratis beworben wird. Jetzt
frage ich mich: Könnte man diese 1,4 Millionen EUR, die man in die
Bewerbung eines Instituts, das ohnehin durch alle Medien gegangen ist, gesteckt
hat, nicht dazu verwenden, die Rahmenbedingungen, die Arbeitsbedingungen, die
Entlohnung der Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen zu verbessern? Meine
Fraktion ist der Ansicht, dass diese 1,4 Millionen EUR besser bei den
Kindergärtnerinnen und Kindergärtnern als in einer Inseratenschlacht im
Boulevard angelegt worden wären! (Beifall bei der ÖVP.)
Ein weiterer Punkt in der Bildungsdebatte, der mir sehr wichtig ist,
weil unser Wissenschaftsminister immer wieder damit in Beziehung gebracht wird,
ist die Art und Weise, wie die Stadt Wien mit unseren Fachhochschulen umgeht.
Es ist schon richtig, dass das Fachhochschulwesen in erster Linie
Bundesangelegenheit ist. Es ist aber genauso wichtig, dass alle anderen
Bundesländer außerhalb Wiens auf ihre Fachhochschulen irrsinnig stolz sind und
auch namhafte Geldbeträge verwenden, damit die Fachhochschulen dort sind, wo
sie ihre Standorte haben. Wien ist da relativ zaghaft. Das aktuelle
Rahmenübereinkommen über die Fachhochschul-Kofinanzierung durch Wien läuft Ende
dieses Jahres aus. Wir haben nur mehr einen Gemeinderat im Dezember, denn auf
der morgigen Tagesordnung ist nichts enthalten, dass man hier ein
Follow-up-Programm für die Fachhochschul-Kofinanzierung einbringen kann. Das
ist für eine Fachhochschule, die auf Jahre im Vorhinein planen muss, auch kein
angenehmer Zustand. Es ist immer einfacher, sich auf eine übergeordnete
Gebietskörperschaft zu berufen, als selbst Geld in die Hand zu nehmen. Aber
nachdem der Eindruck hier entstehen musste, dass das Geld ohnehin abgeschafft
ist, meine ich doch, es ist besser, in wirkliche Zukunftssektoren zu
investieren. Das fängt beim Kindergarten an, geht über das Schulwesen weiter
und endet dann im tertiären Bildungssektor. Ich frage mich ernsthaft, warum es
noch kein weiteres Rahmenprogramm für die Fachhochschul-Kofinanzierung in Wien
gibt. Ich bin sehr darauf gespannt, ob es in der Dezember-Sitzung auf der
Tagesordnung sein wird. Auch hier ist ein massiver Handlungsbedarf da. Sie
haben auch bei der Debatte um die Exzellenzuniversität gesehen, dass selbst ein
mittelbar oder wenig attraktiver Standort wie Maria Gugging das Rennen machen
kann, wenn in Wien nicht angezogen wird. Ich bitte Sie wirklich, reden Sie
nicht nur von einer Bildungslawine und meinen die sozialistische Nivellierung
nach unten, sondern nehmen Sie auch entsprechendes Geld in die Hand, damit der
tertiäre Bildungssektor in Wien gute Rahmenbedingungen vorfindet, wie es für
eine Bundeshauptstadt eigentlich üblich ist! (Beifall bei der SPÖ.)
Ich möchte noch einen letzten
Punkt ansprechen. In unseren Zuständigkeitsbereich fallen auch sehr viele
Subventionen an Jugendvereine. Wir sind bis dato nicht müde geworden zu
fordern, dass diese Jugendorganisationen, die im Detail durchaus ehrenwerte und
gute Arbeit leisten - das möchte ich gar nicht in Abrede stellen - möglichst
auch entparteipolitisiert werden. Es macht einfach keinen schlanken Fuß, wenn
Gemeinderäte, die
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