Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 101
dann vorbei, wenn die Aktienkurse steigen, sondern sie ist dann vorbei,
wenn die Arbeitslosigkeit zurückgeht. Das ist unsere Antwort auf die Krise
einerseits, aber auch auf die Frage der eigenständigen Existenzsicherung von
Frauen in dieser Stadt andererseits. (Beifall
bei der SPÖ.)
Es geht nicht nur darum, dass man sich durchschnittliche Einkommen
anschaut und schaut, ob diese passen oder nicht oder wie groß der
Einkommensunterschied ist, obwohl das ganz wichtig ist und als erster Punkt auf
unserer Agenda steht, sondern es geht auch darum, im Sinne dessen, dass Frauen
in dieser Stadt sicher leben sollen, darauf ein Augenmerk zu legen, wie es denn
mit den tatsächlichen Möglichkeiten der Teilhabe von Frauen in dieser Stadt
steht.
Welche Teilhabe am Sozialleben steht ihnen zur Verfügung? Welchen
tatsächlichen Zugang zu Dienstleistungen in dieser Stadt haben sie? Welchen
Zugang zum Arbeitsmarkt und zur Bildung haben sie? – Denn nur diese Zugänge
und die gerechte Teilhabe sind letztlich auch ein Garant dafür, dass diese
Unabhängigkeit tatsächlich gegeben ist.
Wenn ich sage, dass Selbstbestimmtheit eines der großen Ziele ist, dann
geht es natürlich auch darum zu schauen, dass Frauen ihre Rechte und ihre
Möglichkeiten kennen. Das heißt, wir brauchen in unserer Frauenpolitik nicht
immer nur die 98. Maßnahme – wie ich das gerne oft beschreibe –,
sondern wir brauchen verstärkte Arbeit daran, dass unsere Angebote für die
Frauen leicht erreichbar sind und dass wir mit unseren Angeboten auch sehr
zielgruppenspezifisch sind. Das heißt, es geht einmal mehr darum, vor Ort zu
sein und die Frauen mit unseren Maßnahmen dort abzuholen, wo die Frauen
wirklich sind.
Es gibt eine sehr lange Liste von Maßnahmen. Ich stelle diese Liste
gerne zur Verfügung, sie findet sich aber auch in all unseren Berichten und in
unserem Rechnungsabschluss. Ich möchte das jetzt nicht allzu stark ausdehnen.
Es hat die Kritik gegeben, dass wir nicht genug Maßnahmen
setzen. – Dem kann ich inhaltlich gerne Folgendes entgegenhalten: Es geht
darum, dass Frauen in dieser Stadt das gesamte Spektrum der Möglichkeiten
ausnützen können, und wir achten in vielen Maßnahmenpaketen auch darauf, dass
wir dieses Spektrum darstellen und dass wir die Klischees aufbrechen, mit denen
Frauen gerade auch auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor konfrontiert sind. Mein
Ziel ist, dass wir schon in den Bildungseinrichtungen entsprechende Maßnahmen
setzen. Aber wenn wir von Unabhängigkeit, Rollenklischees und Spektrum
sprechen, dann geht es auch immer wieder um die Frage der Teilhabe, um die
Frage der Gleichstellung und um die Frage von Halbe-Halbe.
Damit sind wir gleich beim nächsten Ziel, nämlich bei der
Unabhängigkeit. Gerade im Bereich der Unabhängigkeit erleben wir, dass unsere
Maßnahmen wirken. Ich bin heute danach gefragt worden, wo man eine tatsächliche
Umverteilung bei den Geschlechtern bemerkt. Dazu sind mir ad hoc zwei, drei
Punkte eingefallen. Das kann man aber sicherlich besser auch noch anhand unserer
Gender-Budgeting-Analysen darstellen: Das Konjunkturpaket habe ich schon
genannt. 60 Prozent unserer Mittel fließen in den WAFF. Man muss
schwerpunktmäßig auf die Qualität unserer Arbeitsplätze, aber auch auf das
Auskommen mit dem Einkommen achten.
Welche Rahmenbedingungen sind nötig? Welche Maßnahmen müssen wir
setzen? Wo brauchen wir eine entsprechende Umverteilung? – Wir versuchen,
diesen Problemstellungen entsprechend gerecht zu werden. Und damit bin ich bei
einem spannenden Punkt: Man kann Maßnahmen setzen. Ich habe mich im letzten
Jahr sehr intensiv darum gekümmert, dass wir die betriebliche Frauenförderung
forcieren. Wir haben das Handbuch gemacht, wir haben die Toolbox gemacht, wir
haben Workshops gemacht. Und im Jahr 2010 wird es mir darum gehen, auf
betrieblicher Ebene nicht nachzulassen beziehungsweise noch stärker auf die
Frauen zu fokussieren und gemeinsam mit den Frauen ihre Möglichkeiten
anzuschauen, sie zu fördern und damit natürlich auch einen Beitrag zu leisten.
Wir müssen diese Umverteilung noch mehr in Gang zu bringen, aber auch einen
Beitrag dazu leisten, dass die Frauen von diesem großen Stück Kuchen auch mehr
profitieren können.
Das ist eine große Herausforderung, das gebe ich zu. Dafür brauchen wir
auf der einen Seite Maßnahmen und auf der anderen Seite politische
Rahmenbedingungen: Quoten, Vorteile für Betriebe, entsprechende öffentliche
Auftragsvergabe oder auch gesetzliche Bestimmungen hinsichtlich der
Einkommenstransparenz. Das sind die politischen Rahmenbedingungen, die von uns zu
gestalten sind. Diese können wir nicht von den Betrieben verlangen, das ist
unsere politische Aufgabe, und dieser politischen Aufgabe werden wir
nachkommen.
Wenn es heute die Kritik gab, dass im Bund sozusagen etwas gefordert
wird, was dann aber in Wien verloren geht, so muss ich dem ganz klar
entgegenhalten: Liebe Monika Vana! Ich habe ein sehr gutes und
frauensolidarisches Verhältnis mit der Frauenministerin und weiß daher auch,
dass die Frauenministerin auch richtig versteht, was ich jetzt sage: Der Bund
fordert viel, aber viele Ideen zu diesen Forderungen kommen aus Wien, zum
Beispiel die Einkommenstransparenz oder die Koppelung der Auftragsvergabe an
die Frauenförderung. Ich denke, das ist ein Meilenstein, und das lassen wir uns
auch nicht kleinreden. Das haben letztlich die Wiener Sozialdemokratinnen
durchgesetzt! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf von
StRin Dr Monika Vana.)
Liebe Monika! Wenn du mich für zu brav hältst, dann
muss ich mich natürlich dagegen auflehnen, denn du weißt natürlich auch, wo du
mir wehtust! Gerade brav möchte ich nämlich nicht sein! Und nach meinem
Selbstverständnis bin ich auch überhaupt nicht brav! Ich bin eine sehr
energische und zielstrebige Frau! Und ich bin vor allem auch eine lästige Frau.
Da halte ich es mit Johanna Dohnal: Man muss in der Frauenpolitik lästig sein,
um letztlich zum Ziel zu kommen. Da ich weiß, dass wir unsere Besen in
derselben Ecke in diesem Rathaus abstellen, bin ich mir sicher, dass du das
nicht so
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