Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 101
und infrastrukturelle Maßnahmen. Das heißt, es gehören auch die Mittel
des Arbeitsmarktes aufgestockt. Es braucht eine frauenspezifische
Arbeitsmarktpolitik, weiters gehört das Budget für Wirtschaftsförderung
aufgestockt, und vor allem sind Maßnahmen, die zum Wiedereinstieg führen, zu
verbessern, denn nur jede zweite Frau in Wien schafft den Wiedereinstieg. - In
formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt. (Beifall bei der
ÖVP.)
Weiters komme ich zu den Einkommensunterschieden. Ich habe schon einmal
einen Antrag für einen Einkommensanwalt eingebracht, der ähnlich wie der
Volksanwalt in diesem Fall dem Gemeinderat berichtet, um die Einkommenskluft zu
verringern. Österreich ist ja im EU-weiten Vergleich auf den vorletzten Platz
abgesunken, gerade noch vor Estland, denn in den Einkommensunterschieden haben
wir uns um weitere 5 Prozent verschlechtert. Dieser Einkommensanwalt
sollte also jährlich an den Gemeinderat berichten und hätte die Aufgabe, als
beratendes unabhängiges Organ für ein gerechtes Einkommen zu sorgen,
Unterstützung bei Gehaltsverhaltungen zu gewähren, Sachverhalte und Standpunkte
zu klären, als Mediator oder Mittler aufzutreten und Missstandsfeststellungen und
Empfehlungen an das Unternehmen abzugeben. - In formeller Hinsicht wird die
sofortige Abstimmung beantragt. (Beifall bei der ÖVP.)
Jetzt komme ich noch zum Thema Gewalt. Wir haben ja hier schon sehr
ausführlich von den Studien gehört, wonach sich jede fünfte Wienerin in Wien
nicht sicher fühlt. Wir haben jetzt eine Kampagne, denn größtes Problem oder
Thema ist, dass die Frauen über die Einrichtungen nicht Bescheid wissen. Die
bekannteste Einrichtung sind die Frauenhäuser, aber auch darüber weiß laut Studie
nur jede dritte Frau Bescheid.
Ich möchte aber zwei Anträge betreffend das Thema Stalking einbringen.
2006 ist im Bund ein Anti-Stalking-Gesetz beschlossen worden. Das ist sehr
wesentlich, ich habe aber, weil ich einigen Leuten, die mich gefragt haben, die
Empfehlung geben wollte, wo sie anrufen sollen, festgestellt, dass es keine
eigene Hotline gibt. Es war dann bei den anderen Frauennotruftelefonen
wahnsinnig schwierig zu erklären, worum es geht. Ich würde daher jetzt eine
eigene Hotline vorschlagen, und hoffe, dass die eingerichtet wird, sowie –
zweiter Antrag – eine eigene speziell eingerichtete Beratung, weil die Leute
doch speziell geschult gehören. Wir wissen, dass es sich um eine spezielle Form
von Gewalt handelt, um Psychoterror mit sehr negativen Auswirkungen auf
Gesundheit und Psyche, weil die Täter oft jahrelang, 30 Jahre, ein Leben
lang stalken. Es sind immerhin 18 Prozent der Frauen betroffen, und ich
halte das für eine notwendige Verbesserung in diesem Bereich. (Beifall bei
der ÖVP.)
Ich bringe jetzt noch einen Antrag ein, wobei ich da einen sehr weiten
Bogen spanne von Frauengewalt zu Sicherheit und Stadtbild, und zwar einen
Antrag bezüglich Graffiti-Schmierereien, kurz und bündig gesagt, betreffend die
Verschandelung von öffentlichen und privaten Gebäuden und Einrichtungen durch
Schmieraktionen. Wir wissen, dass diese Schmieraktionen, also diese
Graffiti-Aktionen ohne Einwilligung des Eigentümers eine schwere
Sachbeschädigung darstellen, die Eigentümer Unsummen kosten und außerdem das Sicherheitsgefühl
in deren Umgebung herabsetzen. Es sind Wien-weit immerhin 50 000 Gebäude
betroffen und die Reinigungskosten werden auf zirka 50 Millionen EUR
geschätzt. Betroffen sind – als Beispiele aufgezählt – die Wiener Linien, die
ÖBB oder auch irgendwelche Gebäude von Wiener Wohnen.
Daher bringe ich folgenden Antrag ein: Der Gemeinderat anerkennt, dass
Graffiti einmal prinzipiell eine Kunstform sind, sofern sie im gesetzlichen
Rahmen und nicht widerrechtlich und ohne die Einwilligung ... (GR
Godwin Schuster: Woher haben Sie das mit den 50 000 Millionen?) Ich
gebe Ihnen das dann. Ich habe nur noch kurz Zeit, daher widme ich mich Ihnen
nachher persönlich. (Beifall bei der ÖVP. – Heiterkeit bei SPÖ und GRÜNEN.)
Also wir gehen jetzt einmal davon aus, dass Graffiti
prinzipiell eine Kunstform sind, wenn sie im gesetzlichen Rahmen angebracht
werden und nicht widerrechtlich ohne Einwilligung des Eigentümers auf fremden
Objekten, dass sich der Gemeinderat nachdrücklich gegen illegale
Schmieraktionen auf öffentlichen und privaten Gebäuden ausspricht, dass wir
festhalten, dass eben diese illegalen Schmieraktionen Sachbeschädigung
darstellen und gemäß den rechtlichen Bestimmungen geahndet werden sollen. - In
formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt. (Beifall bei der
ÖVP.)
Zusammenfassend zum Budget: Wir stimmen dem Budget nicht zu, weil wir
der Auffassung sind, dass Wien die Budgetmittel nicht dorthin lenkt, wo sie
gebraucht werden. – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der
ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet ist
jetzt Herr GR Bacher-Lagler. Ich bitte ihn zum Rednerpult.
GR Norbert Bacher-Lagler (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich war vorige Woche bei einem internationalen Symposium des ÖGB und
der Arbeitkammer in Brüssel, das sich damit beschäftigt hat, wie die jetzige
wirtschaftliche Auseinandersetzung und Krise aus Arbeitnehmersicht zu
bewältigen ist. An diesem Symposium hat auch die ehemalige Sozialministerin
Eleonore Hostasch teilgenommen, weil sie jetzt nebenbei in Brüssel auch
verschiedene Tätigkeiten über hat. So ist sie zum Beispiel die Sprecherin der
Arbeitsgruppe, die sich im Auftrag der Europäischen Kommission mit der Frage
der Überalterung in Europa beschäftigt, mit den Problemen, die sich daraus
ergeben, und auch damit, Wege aus dieser Situation zu finden.
Einer dieser Wege ist natürlich eine geordnete
Zuwanderung in die europäischen Staaten, um dieser Situation zu begegnen, dass
in Europa – das Problem betrifft ja nicht nur Österreich, sondern alle
europäischen
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