Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 101
Druck auf die Parteien in diesem Zusammenhang, sind wichtig, weil es
die einzige Maßnahme ist, die verbindlich Frauen in Funktionen bringt und
Diskriminierungen beseitigt.
Warum nicht in Wien? Warum nicht das, was Sie im Bund fordern, in Wien
heute umsetzen? Wo ist die Quote für ausgegliederte Unternehmungen der Stadt
Wien? Wo ist die Quote in der eigenen Partei? Sie haben magere oder knappe
40 Prozent und das auch nur mit Mühe. 50 Prozent fordern Sie. Die
GRÜNEN sind übrigens die einzige Partei mit europaweit mindestens
50 Prozent Frauenquote, also für alle grünen Parteien in Europa gilt das,
die verbindlichen 50 Prozent. Das ist auch gut so, darauf sind wir auch
stolz. Und ich denke, es braucht hier mehr Druck, so wie wir da im Bund ja
eigentlich übereinstimmen, um hier in Wien auch Erfolge zu erzielen, denn auch
im Wiener Magistrat sind Frauen alles andere als gleichgestellt. Sie kennen die
Wiener Arbeitsgruppe für Gleichbehandlungsfragen sicher noch von 2008. Neuere
Zahlen haben wir nicht beziehungsweise nur eingeschränkt durch unsere Anfragen,
dass Frauen im Magistrat alles andere als gleichgestellt sind, dass es auch im
Wiener Magistrat eine gläserne Decke gibt. Je höher die Dienstklasse, desto
weniger Frauen. Der Magistrat ist zwar weiblich, mehr als die Hälfte der
Beschäftigten im Wiener Magistrat, nämlich exakt 57 Prozent, sind
weiblich, aber Karriere und Topjobs sind männlich. 31 Prozent Frauen bei
der Leitung einer Magistratsabteilung, eine einzige Technikerin zum Beispiel in
einer höheren Dienstklasse. Bis vor Kurzem gab es noch gar keine. Und wenn man
sich die Zeitentwicklung so anschaut, so kann man sagen, leichte Verbesserungen
über die letzten fünf, sechs Jahre, seit ich mir das in diesem Haus anschaue,
aber eigentlich stagniert der Frauenanteil trotz einem guten Wiener
Gleichbehandlungsgesetz. Da haben wir die Quote verankert, aber wir sehen, es
funktioniert nicht. Es ist nicht genug. Wir brauchen mehr Anstrengungen, um Frauen
in höhere Funktionen zu bringen. Wir brauchen offensive Umsetzungsstrategien
für das ja gute Wiener Gleichbehandlungsgesetz, auch um die Einkommensnachteile
der Frauen – jawohl, Einkommensnachteile der Frauen im öffentlichen Dienst und
es gibt sie, nicht nur in der Privatwirtschaft. Man hört so oft, im
öffentlichen Dienst ist ja alles besser. Es ist graduell besser, aber es ist
nicht gut. Es ist nicht genug.
Wir haben eine Anfrage dazu gemacht. Sie kennen das. Wir haben das auch
öffentlich präsentiert, dass auch in Wien die Einkommensnachteile von Frauen
über 20 Prozent betragen und arbeitszeitbereinigt, also Teilzeitarbeit und
geringere Arbeitszeit herausgerechnet, es immer noch 15 Prozent sind und
Frauen eben in den niedrigeren Verwendungsgruppen und in weniger
Leitungsfunktionen tätig sind. Das war einer der Gründe zum Beispiel, warum wir
als GRÜNE die Aktion „Rathausfrau" ins Leben gerufen haben. Es war
natürlich einerseits eine launige Aktion, ein Ideenwettbewerb, bei dem sehr
viele Wienerinnen und Wiener mitgemacht haben, ganze Schulklassen. Aber
natürlich hat diese Aktion einen sehr, sehr ernsten Hintergrund, nämlich in der
Stadt Problembewusstsein für Gleichstellung zu schaffen, hinzuweisen auf den
Mangel an Frauen in Spitzenfunktionen auch im Magistrat, um zu zeigen, dass
Wien, obwohl wir mit 75 000 Bediensteten eine der größten ArbeitgeberInnen
in der Stadt sind, nicht das große Vorbild für Gleichstellung ist.
Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich bedanken, Frau StRin
Frauenberger, für den Brief, den Sie mir anlässlich der Aktion
„Rathausfrau" geschrieben haben. Es ist ein Brief, in dem Sie mir oder uns
zu der Aktion gratulieren. Das kriegt man nicht alle Tage als
Oppositionspartei. Also bedanke ich mich und freue mich auch, dass Sie zugesagt
haben zu prüfen, ob die Rathausfrau im öffentlichen Raum aufgestellt werden
soll. Wir GRÜNEN und nicht nur die GRÜNEN, sondern viele Wienerinnen und
Wiener, die sich an diesem Wettbewerb beteiligt haben und natürlich auch die
Künstlerin, die den Wettbewerb gewonnen hat, Frau Rattay, die keine unbekannte
Künstlerin in Wien ist, fänden es natürlich sehr wichtig, wenn die Rathausfrau
im öffentlichen Raum als Pendant, als Gegenstück zum Rathausmann aufgestellt
werden würde, als Symbol für Gleichstellung in dieser Stadt. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Ein weiteres Beispiel für „Gefordert im Bund, vergessen in Wien“ ist
die Koppelung der Wirtschaftsförderung an Frauenförderung in Betrieben. Es ist
zwar schön, und ich freue mich auch sehr darüber und darauf, dass wir das
rot-grüne Projekt der Koppelung der Auftragsvergabe an Gleichstellungsmaßnahmen
in Betrieben bald umsetzen werden. Das ist toll. Das ist ein europaweit
einzigartiges Projekt. Es ist innovativ. Und wir können da wirklich verdammt
stolz darauf sein, das zu tun. Aber warum nicht gleich den großen Wurf machen
und den zweiten Schritt, nämlich auch die Wirtschaftsförderung mit einem
Volumen von nicht weniger als rund 150 Millionen EUR auch an
Gleichstellungsmaßnahmen in Unternehmen binden, zumal es jetzt auch eine neue
Studie von der Arbeiterkammer Oberösterreich gibt, die das Forschungsinstitut
FORBA beauftragt hat, eine Studie über Gestaltungsmöglichkeiten durchzuführen
und auch Empfehlungen abzugeben, wie man so was machen könnte. FORBA und die
Arbeiterkammer Oberösterreich kommen zu eindeutigen Schlüssen, nämlich die
Koppelung der Wirtschaftsförderung an Frauenförderung ist sogar legistisch noch
einfacher möglich als die Koppelung der Auftragsvergabe, wie wir es in Wien
machen. Also wir gehen eigentlich den schwierigeren Weg und darum frage ich
mich: Warum nicht, wenn Sie es ja im Bund fordern, diesen Schritt auch in Wien
machen? Mein Kollege Margulies hat gestern schon den Antrag, den wir heute
stellen wollen, eingebracht, nämlich:
„Der Wiener Gemeinderat ersucht die Frau amtsführende Stadträtin für
Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke Spielräume und
Gestaltungsmöglichkeiten für die Koppelung der Wiener Wirtschaftsförderung an
betriebliche Gleichstellungsmaßnahmen ausarbeiten zu lassen.“
Da geht es noch nicht um viel. Da sagen wir noch
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