Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 101
hineinkommen, egal, ob als normale Einsteiger eben bei Beginn der
Pflichtschule oder als Seiteneinsteiger, kostenlos Deutsch lernen können, das
ist überhaupt keine Frage – und zwar nicht in der Moschee oder im Verein,
sondern in einer öffentlichen Einrichtung, in einer Schule, das sollen sie
lernen –, wir sind aber nicht dafür zu haben, dass man etwa um den Preis von
einem Euro pro Lerneinheit Menschen beschult, die nie in den Arbeitsprozess
kommen, oder dass man – das ist ja sozusagen Ihr neuester Gag – Sprachkurse für
Senioren macht, die da sind. Ich setze einmal voraus, dass jemand, der schon
jahrelang oder jahrzehntelang da ist, die Sprache kann, und wenn er sie nicht
kann, dann muss er auch selbst etwas dafür investieren, um sie zu lernen. So
kann es nicht gehen! Solange wir Schüler haben, die nicht ausreichend Deutsch
können, kann man nicht um diesen Supermarktpreis anderen Erwachsenen – die
müssen auch einen Beitrag leisten – die Sprachkurse sozusagen nachwerfen. Das
lehnen wir ab.
Es gab jüngst eine Studie, die ein dramatisches Ergebnis gezeigt hat,
nämlich – Sie leugnen das ja immer ab, aber ich bin überzeugt, dass das stimmt
– dass zwei Drittel unter den jungen Zuwandern, vor allem türkischer Herkunft,
vor allem moslemische Jugendliche, unser Rechts- und Gesellschaftssystem so
nicht anerkennen wollen. Das ist bedrohlich, das ist gefährlich, und das werden
Sie auch mit ihren Kursen so nicht ändern können. Man muss aber auch akzeptieren,
dass es Menschen gibt, die sich ganz einfach einem anderen Kulturkreis und auch
einem anderen Rechtsverständnis zugehörig fühlen. Es kann nicht sein, dass wir
vielleicht, so wie es sich die Hälfte dieser Befragten wünscht, unser Rechts-
und Justizsystem ändern, sondern wenn einer unter geänderten Verhältnissen
leben will, dann sage ich, man muss ihm auch die Möglichkeit geben, in einem
Land zu leben, wo dieses System vorherrscht. Das kann man auch unterstützend
bewirken. Auf jeden Fall kann es nicht so sein, dass wir hier jetzt vielleicht
nach vielen Änderungen, die ja durchaus in unserem Gesellschaftssystem in Wien
schon passiert sind, auch noch unser Rechtssystem beugen. Dem erteilen wir eine
ganz klare Absage! (Beifall bei der FPÖ.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Selbst wenn man in allen anderen
Ressorts darüber verhandeln könnte und darüber diskutieren könnte, dem Budget
eine Zustimmung zu geben, sage ich Ihnen, dass allein die
SPÖ-Integrationspolitik in Wien ein ausreichender Grund ist, Ihr Budget
abzulehnen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Als Nächste am Wort ist Frau StRin Dr Vana. Ich erteile es ihr.
StRin Dr Monika Vana:
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Liebe Kolleginnen
und Kollegen!
Die Grünen beginnen diese
Geschäftsgruppe traditionell mit der Frauenpolitik. Zur Integrationspolitik
wird Klubobfrau Vassilakou dann ausführlich Stellung nehmen.
In der Frauenpolitik hat sich nicht viel verändert gegenüber dem
Rechnungsabschluss vor einem halben Jahr. Zusammenfassend kann man sagen: Viel
Lärm um wenig beziehungsweise, präziser formuliert, viel Lärm um eigentlich
immer das Gleiche. Die großen Innovationen, die großen Würfe in der
Frauenpolitik gelingen nicht. Das ist eigentlich auch kein Wunder, denn wenn
man sich das Budget für Frauenpolitik in dieser Stadt anschaut, insbesondere
das Budget für die hauptverantwortliche MA 57, also Magistratsabteilung
für Frauenpolitik und Koordination von Frauenangelegenheiten, so ist dieses
Budget seit Jahren lächerlich gering.
Halten Sie sich einmal die Dimensionen vor Augen, meine Damen und
Herren! Das Gesamtbudget der MA 57 für Frauenpolitik beträgt
0,07 Prozent des gesamten Wiener Budgets. Und um ein paar Vergleiche
anzustellen, wie viel oder eigentlich wie lächerlich wenig das ist: Diese Summe
von knapp 8 Millionen EUR Gesamtbudget ist ungefähr so viel wie die
Förderung von 800 Garagenstellplätzen im Jahr oder ungefähr ein Sechstel von
dem, was heuer für die Sanierung der Wiener Feuerwache ausgegeben wurde. Also
da sieht man, wie die Prioritäten in dieser Stadt liegen. Da sind große Würfe
und Innovationen nicht möglich, da ist auch kein Spielraum für wirklich aktive
Frauenpolitik, zumal ja auch der Großteil des Budgets zweckgebunden ist
beziehungsweise bestehende Förderungen für Vereine einfach weitergeschrieben
werden. Das ist zwar einerseits auch gut, denn wir haben lange gekämpft für die
längerfristige Absicherung von Vereinen, für die Dreijahresverträge, aber es
bedeutet, dass eben in den Budgets für Frauenpolitik kaum mehr Spielraum da
ist, um wirklich etwas Neues für die Frauen zu machen.
54 Prozent der Mittel für Frauenpolitik sind zweckgebunden für die
Wiener Frauenhäuser. Das finden wir nicht gut, denn wir finden, dass der Kampf
gegen Gewalt gegen Frauen und insbesondere auch die Finanzierung der Wiener
Frauenhäuser eigentlich nicht ausschließlich frauenpolitische Aufgaben sind,
sondern der Kampf gegen Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Anliegen, und
wir denken eigentlich, dass die Mittel für den Kampf gegen Gewalt gegen Frauen
auch nicht aus dem ohnehin schon so geringen frauenpolitischen Budget genommen
werden sollen.
Jetzt werden Sie, meine Damen und Herren von der
Sozialdemokratie, sicher sagen, nicht nur die MA 57 macht Frauenpolitik (GRin Mag Nicole Krotsch: So ist es auch!)
– genau, Kollegin Krotsch –, sondern alle Geschäftsgruppen und alle Stadträte
und Stadträtinnen sind ja aufgefordert, Frauenpolitik zu machen. (GRin Nurten Yilmaz: Sie tun es auch!)
Jetzt ist es aber so, sie sollten es machen, einige machen es auch, aber da
haben wir ja jetzt immer im Rechnungsabschluss und auch heuer im Voranschlag
diese großartigen seitenweisen Tabellen, die Sie Gender Budgeting nennen.
Gender Budgeting ist eine wunderbare Idee, Sie waren mit dieser Idee auch
europaweit VorreiterInnen – es gibt zwar Pilotprojekte in anderen Städten, aber
Gender Budgeting über den gesamten Verwaltungsbereich ist das erste Mal in Wien
angekündigt worden –, aber das, was Sie seit Jahren
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