Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 101
die hier im Gemeinderat sitzen, das nicht auf die Schnelle lesen
können, so lange ist es eigentlich unzumutbar, dass Mieter und Mieterinnen das
selbst lesen. Das können sie nicht. Die Verwirrungstaktik führt zu vielen
Gerüchten, was nicht alles viel Geld kostet, was manchmal dann nicht stimmt,
würde aber auf der anderen Seite auch dazu führen, dort wo sie recht haben, und
da gibt es mittlerweile schon mehrere Beispiele, vom Schöpfwerk angefangen,
über den Hugo-Breitner-Hof und viele andere, wo am Ende den Leuten, die dort
wohnen, viel Geld erspart bleibt.
Ich weiß schon, Wiener Wohnen hat lieber Einnahmen als keine. Aber die
Mieter und Mieterinnen - da sind wir uns hoffentlich alle einig - leisten ihren
Beitrag und sollten nicht mehr zahlen. So wie es nicht geht, dass
Grünanlagenpflege, die nicht zur Anlage gehört, über die Betriebskosten
abgerechnet wird, sollte das nicht nur im Hugo-Breitner-Hof irgendwann
aufgeklärt werden, sondern überall sonst auch. Ich möchte nicht, dass irgendwo
ein Mieter etwas bezahlt, was er nicht bezahlen muss.
In der Florian-Hedorfer-Straße haben die Mieter und Mieterinnen
30 Jahre lang zu viele Quadratmeter bezahlt. 30 Jahre lang!
Zurückbekommen haben sie dann drei Jahre, weil das verjährt. Wenn sich keiner
wehrt, verjährt das. Also haben sie immer noch, wenn sie am Anfang eingezogen
sind, wie zum Beispiel auch unser BR Schorschi Schrems, der jetzt dort ein
Mietervertreter ist. Er hat 27 Jahre lang mehr Quadratmeter bezahlt, als
er gehabt hat. Das bekommt er auch nicht zurück. Das Geld ist einfach weg, auch
für alle anderen. (Die Zusatzbeleuchtung
im Saal geht wieder an.)
Wenn es hier Erleuchtung gibt, dann werden die Anträge der GRÜNEN heute
am Abend alle positiv abgestimmt. Darauf freue ich mich. Alle, die gestern von
Maria Vassilakou eingebracht wurden und die heute noch von meiner Kollegin
Sabine Gretner eingebracht werden. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Kenesei.
GR Günter Kenesei (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Einen wunderschönen guten Morgen!
Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung, eigentlich ein unerschöpfliches
Thema, um sich mit den Fehlleistungen der Wiener Sozialdemokratie
auseinanderzusetzen. (GRin Mag (FH) Tanja Wehsely: Dann fangen Sie an
damit!) - Hören Sie zu!
Seien Sie ganz entspannt und hören Sie zu! Bleiben Sie ganz locker!
Um sich vorerst einmal mit dem Thema Wiener Wohnen auseinanderzusetzen:
Ich weiß nicht ganz genau, wir diskutieren zwar die Gruppe Wohnbau, da gibt es
den StR Ludwig, aber ich weiß nicht, ob er auch für Wiener Wohnen zuständig ist
oder welcher Stadtrat de facto wirklich für Wiener Wohnen zuständig ist, weil
so, wie es dort zugeht, gibt es momentan offensichtlich keinen politisch
Verantwortlichen, der den Damen und Herren dort einmal erklärt, dass sie auch
das Geld der Wienerinnen und Wiener verwalten, die dort die Mieten zahlen und
dass sie ausschließlich ein Dienstleister sind. Die Damen und Herren bei Wiener
Wohnen sind in Wirklichkeit die Angestellten von 220 000
Gemeindebaumietern oder sogar von mehr. (GR Mag Thomas Reindl: Die
Angestellten vom Eigentümer! Das ist ein großer Unterschied!)
Den Eigentümervertreter erkenne ich momentan nicht. Das ist das
Problem. Es wird zwar behauptet, er sitzt hinter mir (VBgm Dr Michael Ludwig: Er sitzt auch da!), er sitzt auch da, aber
ob er tatsächlich auch der politisch Verantwortliche ist, bezweifle ich. Weil
so, wie es dort zugeht, ich kann es nur wiederholen, kann ich mir nicht
vorstellen, dass ein verantwortungsvoller Stadtrat, so wie ich den Michi Ludwig
kennengelernt habe, das so rennen lässt. Vielleicht gibt es dort irgendwelche
internen Spielregeln bei der sozialdemokratischen Regierungsfraktion, dass er
dort nicht eingreifen darf, weil ich gehe nicht davon aus, dass er nicht
eingreifen will, denn dann wäre er völlig fehlbesetzt in seiner Funktion und
das glaube ich nicht. Der Gesamtzustand von Wiener Wohnen ist, um es freundlich
zu sagen, erschreckend, nicht nur das Desaster mit der HausbetreuungsGesmbH und
mit der AußenbetreuungsGesmbH. Da gibt es Beispiele, wo es nicht funktioniert,
wo es schlecht funktioniert, wo es halbwegs gut funktioniert. Ich kenne ganz
wenige bis keines, wo es wirklich so funktioniert, wie es sich die Leute
vorstellen, denn es wird, und das bitte nicht zu vergessen, Monat für Monat ein
nicht minder gearteter Obolus entrichtet, damit eigentlich diese Arbeiten alle
gemacht werden. Etliche Beispiele aus vielen Gesprächen mit Mieterinnen und
Mietern im Haus, es ist, sagen wir einmal so, recht und schlecht. Es ist halt
das Stiegenhaus zusammengeschleckt, wie es so schön auf Wienerisch heißt. Das
Papier wird im Normalfall weggeräumt, wenn es in der Laufrichtung des
Mitarbeiters ist. Wenn es ein bisschen außerhalb vom Blickwinkel ist, kann es
schon sein, dass es einmal 14 Tage oder 3 Wochen lang liegen bleibt.
Betreffend die Außenanlage bin ich sogar danebengestanden und war
erschüttert über die Aussage, wenn das der Ansatz der HausbetreuungsGesmbH ist,
dass es eh nicht so dreckig ist, um es einmal auf Wienerisch oder
Favoritnerisch zu sagen. Dieser Gemeindebau betrifft den 10. Bezirk, ich
kann es Ihnen sagen, es ist in der Herzgasse 15-19, ist so geschickt
gebaut, dass es zwei Mauervorsprünge gibt, wo die Tauben oben sitzen. Der
Gehsteig ist, mit Verlaub, auch an den hohen Herrn Vorsitzenden, zugeschissen,
um es einfach auf Wienerisch zu sagen! Es findet niemand der Mühe wert, dort
einmal einen Besen oder einen Kübel Wasser zu nehmen und das in Ordnung zu
bringen. Es graust einer Sau, wenn man dort bei einem Haustor hineingehen muss!
(GR Dr Kurt Stürzenbecher: Der Ton!)
Es ist so. Nicht der Ton! Wir können gleich nach meiner Rede dort
hinfahren und es uns anschauen, Herr Stürzenbecher! Tun Sie nicht immer auf
etepetete und als ob alles in Ordnung wäre! Nichts ist in Ordnung! Gar nichts
ist in Ordnung! Nehmt euch einmal bei der Nase und bringt das in Ordnung! (Beifall bei der ÖVP.)
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