Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 91 von 95
sehr geehrter Herr Stadtrat,
die Situation der Beschäftigten im vorschulischen Bildungsbereich verbessern
wollen, dann müssen sie aktiv werden, denn der berechtigte Aufschrei der vielen
engagierten Beschäftigten sollte auch für sie ein Weckruf sein. Ich denke, es
ist hoch an der Zeit, dass man einen Runden Tisch einberuft, dass man alle
Verantwortlichen und alle Betroffenen an einen Tisch holt, dass man klären
muss, was kann man kurzfristig verbessern, was kann man langfristig angehen,
was ist gemeinsam möglich. Die KindergartenpädagogInnen und die -betreuerInnen
in dieser Stadt verdienen bessere Arbeitsbedingungen, damit sie ihre Arbeit in
guter Qualität und mit hoher Arbeitszufriedenheit umsetzen können.
Das Ziel muss sein, dass in Wiens Kindergärten, und zwar in allen Kindergärten,
egal, ob in den städtischen oder nichtstädtischen, Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter zufrieden arbeiten, mit zufriedenen Kindern arbeiten, mit
zufriedenen Eltern arbeiten, vor allen Dingen aber auch selbst mit ihrer
Arbeit, mit ihren Arbeitsbedingungen und den Rahmenbedingungen zufrieden sein
können. Denn nur so können wir für unsere Kinder die beste Bildung und
Betreuung gewährleisten.
Und das, sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Damen und Herren
der Stadtregierung, sollte auch Ihnen und Ihrer Fraktion im Sinne dieser
Kinder, der Kinder in dieser Stadt ein großes Anliegen sein. – Danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet ist Herr
Mag Wutzlhofer. Ich bitte ihn zum Rednerpult.
GR Mag Jürgen Wutzlhofer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Vorsitzender!
Das Licht ist abgedreht, und es ist der letzte Punkt heute, trotzdem
habe ich mir vorgenommen – und das kommt aus meinem tiefen Inneren –, dass ich
jedes Mal, wenn wir hier eine Bildungsdebatte führen, die noch dazu den
elementaren Bildungsbereich zum Inhalt hat, meiner Freude darüber Ausdruck verleihe,
dass das so ein zentrales Thema in unserem Haus ist und auch in Österreich
geworden ist. Das ist eine positive Entwicklung.
Ich glaube überhaupt, dass die Diskussion über Qualität der elementaren
Bildung oder Bildung an sich einer der zentralsten Punkte ist. Von Bildung
hängt viel ab, man könnte fast sagen, alles. Und in diesem Zusammenhang möchte
ich nur einen Satz über die Proteste an den Unis verlieren, nachdem das heute
mehrmals Thema war. Denn wenn es eine Klammer um die Forderung der Studierenden
auf den Unis gibt, dann ist das wohl die Klammer: Wir wollen studieren, aber
mit Qualität und mit Niveau. Wir wollen nicht semesterlang auf Praktikumsplätze
warten. Wir wollen nicht einen Kampf jeder gegen jeden oder gegen jene, die
bessere Internetverbindung haben, was die Seminarplätze betrifft, führen. Wir
wollen Qualität im Bildungsbereich, und dafür braucht es genügend Ressourcen
und entsprechende Studienbedingungen.
Und es ist schon erstaunlich, wie die Antwort eines in diesem Haus
ansonsten auch relevant Zuständigen, nämlich des Noch-ÖVP-Chefs und
Noch-Wissenschaftsministers, auf niedrige AkademikerInnenquoten und die
Zustände der Unis ist. Das ist nämlich nicht der Ausbau von Ressourcen, sondern
eine Einschränkung des Studienzuganges. Selten ist ein grundlegendes Problem so
phänomenal falsch interpretiert worden – und das auf dem Rücken der
Studierenden.
Jetzt aber natürlich zum eigentlichen Thema, denn Bildung beginnt ja
nicht an den Unis, Bildung beginnt mit der Geburt, und daher ist der Kindergarten
die erste
zentrale Bildungsinstitution im Leben eines Menschen. Gerade in Wien ist vor
Jahren erkannt worden, dass das der Fall ist, dass wir über Kindergärten als
Bildungsinstitutionen, als die wichtigsten überhaupt, reden müssen und nicht
als bloße Betreuungsstätten. Wien hat – das ist ja heute schon mehrmals
gefallen – 2006 einen Bildungsplan für Kindergärten entwickelt. Dass das nun
auch andere erkannt haben – es gibt ja jetzt einen österreichweiten
Bildungsplan –, das freut mich sehr. Das trotz unterschiedlicher
Länderkompetenzen zu erreichen, ist ein weiterer Schritt nach vorne.
Ein anderer wichtiger Schritt war ja schon die 2002 beschlossene
Novelle zur Kindertagesheimverordnung – sie ist hier im diesem Haus mit großer
Mehrheit beschlossen worden –, sie enthielt einige positive Schritte zur
Qualität, zum Beispiel die Erhöhung der bespielbaren Fläche. Aber ich möchte
schon auf etwas hinweisen, dass nämlich meines Erachtens – ich wollte heute gar
nicht unterschiedliche Beispiele aus unterschiedlichen Ländern bringen, aber
das muss ich jetzt fast – das Thema der Bildungsqualität nicht nur auf das Land
Wien beschränkt ist, sondern österreichweit relevant ist und daher auch
österreichweit angegangen werden muss. Für mich gehört zum Beispiel zu den
Schließzeiten – sie sind bei den Beispielen interessanterweise eigentlich nicht
dabei gewesen – auch die Frage, wie lange Kindergärten geöffnet haben.
Diese Dinge, aber zum Beispiel auch die Gruppengrößen, überhaupt keine
Frage, sollten in einem Bundesrahmengesetz gelöst werden, weil es nicht
einzusehen ist, dass es abhängig ist davon, ob ein Kind in Vorarlberg, in
Niederösterreich, in Wien oder in der Steiermark geboren ist, welche Chancen es
in der Bildung hat. Es kann doch nicht sein, dass ein Kind von null bis drei
Jahren, nur weil es in Vorarlberg auf der Welt ist, überhaupt keine
Bildungsinstitution vorfindet, weil die verantwortlichen Politiker der ÖVP in
Vorarlberg das irgendwie nicht wollen, dass die Kinder unter drei Jahren einen
Kinderbetreuungsplatz haben. (Beifall von
StR David Ellensohn.) Ich sage auch etwas über die Gruppengrößen. Das ist
ein klassisches Beispiel dafür – Sie haben das ja auch gebracht –, dass wir auf
Bundesebene Regelungen finden müssen.
Ich bin daher der Meinung, dass es richtig war – und
ich möchte auch daran erinnern, dass wir das hier getan haben –, dass wir am
12.12. 2005 hier im Haus, also schon vor vier Jahren, einen Antrag betreffend
ein Bundesrahmengesetz zur Qualitätssicherung im elementaren
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