Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 81 von 95
Diskussionen
darauf aufmerksam zu machen, wie es ihnen geht. Jetzt reicht es ihnen aber. Sie
haben offensichtlich bemerkt, dass Reden allein nicht weiterhilft, dass sich an
ihrem Berufsbild, an den Rahmenbedingungen und an der Besoldung ihrer Tätigkeit
nichts ändert. Daher sind sie nun auf die Straße gegangen.
Für
mich, die ich auch dabei war, war es sehr interessant zu sehen, dass nicht nur
PädagogInnen dabei waren, sondern dass auch BAKIP- und KollegschülerInnen dabei
waren, die gesagt haben, dass sie natürlich daran teilnehmen, weil es um ihre
Zukunft und ihren Beruf geht. Es waren aber auch Eltern, Kinder, Tanten, Onkel,
Omas, Opas und andere Menschen mit dabei, die sich mit dieser Berufsgruppe
solidarisieren, weil sie erwarten, dass im Kindergarten etwas geschieht und
sich das Ganze nicht darin erschöpfen kann, dass er – für fast alle –
gratis ist.
Die
Forderungen sind eigentlich ganz klar und liegen seit Jahren auf dem Tisch. Sie
sind seit Jahren Gegenstand von Diskussionen, für die wir zuständig sind und zu
denen wir auch regelmäßig gehen. Wir diskutieren seit Jahren dasselbe: Die
Gruppengröße ist unter den gegenwärtigen Voraussetzungen nicht mehr zu
akzeptieren. In Gruppen von 25 Kindern können sämtliche Anforderungen nicht
erfüllt werden. Es gibt keine Zeit mehr, um sich wirklich mit jedem einzelnen
Kind auseinanderzusetzen und darauf zu achten, was jedes Kind braucht. Die
Eltern erwarten sich das aber, und auch wir von Seiten der Politik erwarten uns
das.
Ich
kann auf Grund meiner Mutterschaft auch selbst bestätigen, dass ich mir, wenn
ich mein Kind in den Kindergarten gebe, erwarte, dass die Pädagogin sich mit
meinem Kind beschäftigt, mich frühzeitig auf Defizite oder Bedürfnisse des
Kindes aufmerksam macht, damit ich dementsprechend reagieren kann. Ich kann mir
das jedoch nicht erwarten, wenn die Pädagogin keine Zeit hat, sich mit meinem
Kind so zu beschäftigen, damit sie das auch vermitteln kann. Und sie hat nicht
einmal mehr die Zeit, mit den Eltern zu reden. Elterngespräche finden zwischen
Tür und Angel statt, geschwind beim Abholen, beim Anziehen oder beim Umziehen.
Man bekommt irgendwelche Kurzinformationen. Man kann zum Beispiel nicht einmal
vermitteln, dass das Kind sich in einer Krise befindet oder dass es vielleicht
im Familienumfeld eine Krise gibt. Man kann das niemandem erzählen, und die
Pädagogin kann nicht darauf reagieren, denn sie hat keinerlei Zeit, sich mit
jedem einzelnen Kind zu beschäftigen.
Die
Forderung ist also klar: Die Relation zwischen der Anzahl von Erwachsenen und
Kindern muss sich rasch senken. Und wir brauchen – wie auch hier schon
öfters diskutiert – ein Bundesrahmengesetz. Darüber sind wir uns
eigentlich alle einig. Seit Jahren wird darüber diskutiert, dass vielleicht
eines kommen wird, vielleicht aber auch nicht. Ich glaube, dass es notwendig
ist, noch einmal wirklich mit allem Nachdruck auf die Bundesregierung
hinzuwirken, dass es ein entsprechendes Bundesrahmengesetz gibt.
Ferner
ist – und auch darüber sind wir uns eigentlich alle einig – eine
gemeinsame Basisausbildung aller PädagogInnen vonnöten, um die beschriebene
Perspektivenlosigkeit hintanzustellen und entsprechende Perspektiven aufzeigen
zu können, dass man sich zum Beispiel, wenn man einige Jahre im Kindergarten
gearbeitet hat, sich unter Umständen auch in eine andere pädagogische
Einrichtung begeben kann. Auch darüber sind wir uns einig, da gibt es keine
Diskussion.
Offensichtlich nicht einig sind wir uns hingegen über die Bezahlung.
Wir wissen – das gebe ich gerne zu –, dass Wien nicht die
schlechtesten Einstiegsgehälter hat. Das ist Tatsache. Aber die Besoldung der
KindergartenpädagogInnen ist auch nicht berauschend. Es gibt seit Jahren den
Vorschlag, diesbezüglich etwas zu ändern.
Schauen wir uns das an: Das Einstiegsgehalt von PädagogInnen ist,
gelinde gesagt, in Anbetracht dessen, was sie an Verantwortung tragen und
welche pädagogische Aufgabe sie erbringen, sehr gering! Sie bekommen im Schnitt
1 650 Eur brutto
monatlich, und AssistentInnen bekommen 1 200 Eur brutto. Sie leisten dafür allerdings pädagogisch
wertvolle und wichtige Arbeit.
Wir glauben, es bedarf einer Änderung dieses Besoldungsschemas. Wir
brauchen ein eigenes Schema, das wirklich dem entspricht, was an pädagogischer
Arbeit geleistet wird. Mein Kollege Margulies wird dann noch einen Antrag mit
einem Vorschlag einbringen, wie wir die Besoldungssituation im Moment –
und ich sage bewusst, im Moment – ändern könnten. Es wird vorgeschlagen,
eine Dienstzulage für KindergartenpädagogInnen einzuführen, ähnlich der
Dienstzulage der SozialpädagogInnen, befristet auf drei Jahre, aber mit der
Bedingung, dass in den nächsten drei Jahren wirklich ein eigenes Schema für
KindergartenpädagogInnen, das adäquat an die derzeitigen Aufgaben angepasst
ist, erarbeitet wird. Auch für die AssistentInnen soll es ein eigenes Schema
mit der Möglichkeit geben, im Schema der KindergartenpädagogInnen
berücksichtigt zu werden. – Ich glaube, wir sind wirklich aufgefordert,
entsprechend zu handeln.
Es gibt ein überparteiliches Personenkomitee, das Unterschriften
sammelt. Das wurde dem Herrn Stadtrat schon übergeben. Mittlerweile sind
3 300 Unterschriften nur von den Häusern der MA 10 zusammengekommen. Das
heißt, die Hälfte der MitarbeiterInnen, die in dieser Stadt bei der MA 10
arbeiten, sind der Meinung, dass ihre Rahmenbedingungen und die Situation, die
sie im Kindergarten vorfinden, veränderungsbedürftig ist, und zwar nicht in
zehn Jahren, sondern jetzt sofort.
Wir erwarten uns, dass in dieser Diskussion wirklich etwas weitergeht,
und ich glaube nicht, dass weder die Kinder noch die Pädagoginnen dieser Stadt
es verdient haben, dass so mit ihnen umgegangen wird! Ich möchte an den Titel
der heutigen Aktuellen Stunde erinnern: „Rücksichtnahme und Respekt“. Genau das
sind wir den PädagogInnen und AssistentInnen schuldig! (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Dass der Herr Bürgermeister mit mir übereinstimmt,
entnehme ich einem Brief, den er an eine Gewerkschaftsvertreterin geschrieben
hat. Ich möchte diesen zitieren, weil ich glaube, dass es genug der schönen
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