Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 95
Aha! Das ist Wahlkampf, wenn die Menschen überfallen werden und wir
2 000 Raubüberfälle haben! Wir machen im Wahlkampf jetzt Raubüberfälle,
oder wie sehe ich das? (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Was Sie sagen, ist
lächerlich! (Zwischenruf von GR Christian Hursky. – Weitere lebhafte Zwischenrufe bei der
SPÖ.)
Herr Abgeordneter! Nehmen Sie das Thema ernst. Ich sehe, dass Sie es
nicht ernst nehmen. Sie wollen nicht wahrhaben, dass Sie Verfehlungen in den
letzten Jahren gemacht haben. Sie nehmen das Thema nicht ernst. Genau das ist
Ihr Problem. (Beifall bei der FPÖ. –
Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Sie haben ein riesiges Problem, glauben Sie
es mir, denn sonst würden Sie nicht so argumentieren! (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Sehr richtig! Das ist
Realitätsverweigerung. Aber ich will Ihnen ja nur aufzählen, was Sie falsch
machen! (Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Wollen Sie mir nun noch sagen, dass wir
jetzt 2 000 Raubüberfälle für einen Wiener Wahlkampf machen, oder wie sehe
ich das? Genau das haben Sie ja gesagt! (Zwischenruf von GR Christian
Hursky.)
Herr Hursky! Ich kenne Ihre Einstellung! Sie
haben nichts für ältere Menschen und für Verbrechensopfer übrig! Sie haben
nämlich überhaupt für niemanden etwas übrig, so wie ich das sehe, nicht einmal
für Ihre eigene Partei, denn Sie machen ja Ihre eigene Partei auch noch
schlecht, wenn Sie eine solche Einstellung dazu haben. – Aber lassen Sie
mich fortfahren. Wir können uns ja nachher unterhalten, wenn Sie wollen.
Genau diese Menschen brauchen Schutz und oft
sehr lange professionelle Betreuung, wenn sie einmal einen Einbruch oder einen
Raubüberfall erlitten haben. Es gibt zwar den Weißen Ring, wie wir heute schon
erwähnt haben, aber die Geldmittel von zwei Mal 50 000 EUR sind
natürlich sehr gering. Ich glaube, gerade für den Weißen Ring und auch für
andere Organisationen muss viel mehr im finanziellen Bereich getan werden. Es
müssen entsprechende Mittel in die Hand genommen werden, und die Stadt Wien wäre
meines Erachtens aufgefordert, diverse Opferschutzorganisationen finanziell
weitaus mehr zu unterstützen.
Wir haben heute schon Anträge dazu
eingebracht. Zwei Anträge werde ich jetzt einbringen, die anderen haben meine
Kollegin und mein Kollege schon eingebracht. Ich möchte den Antrag vorlesen:
„Die zuständige Stadträtin für Gesundheit
und Soziales möge so schnell wie möglich die Voraussetzungen für die
Einrichtung eines flächendeckenden Versorgungsnetzes zur Beratung, Betreuung
und Behandlung von Seniorinnen und Senioren, die Opfer von kriminellen
Handlungen geworden sind, schaffen. Dabei sollte die optimale Vernetzung aller
Stellen der Stadt Wien, die für Senioren zuständig sind, der Polizei und der
Wiener Opferschutzeinrichtungen angestrebt werden, um einerseits
Doppelgleisigkeiten zu vermeiden und andererseits größtmögliches Fachwissen
einfließen zu lassen.
In formeller Hinsicht wird die sofortige
Abstimmung verlangt.“ – Das wäre der erste Antrag. Ich lese jetzt auch den
zweiten Antrag vor:
„Die zuständige Stadträtin für Gesundheit
und Soziales möge die entsprechenden Voraussetzungen schaffen, damit in den
unterschiedlichen Einrichtungen der Stadt Wien, die für Seniorinnen und
Senioren zur Verfügung stehen, Pensionistenklubs, Seniorenwohnhäuser,
Seniorentage et cetera, regelmäßige Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit der Polizei
stattfinden, die zielgruppenorientiert dem Thema der Kriminalprävention
gewidmet sind. Dabei soll es nicht bei einem Pilotprojekt als Vorzeigeaktion
bleiben, sondern eine flächendeckende Dauereinrichtung angestrebt werden.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt.“
Ich möchte Ihnen abschließend noch sagen: Nehmen Sie die Ängste der
Menschen ernst und stimmen Sie diesen Anträgen zu! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster zu Wort
gemeldet hat sich Herr GR Holzmann. – Ich erteile es ihm.
GR Ernst Holzmann (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr
geehrte Damen und Herren!
„Beraubt, bestohlen, ausgetrickst“ ist leider immer öfter auch in Wien
Tatsache. „Von der SPÖ allein gelassen“ ist hingegen schlichtweg falsch! Die
SPÖ lässt niemanden und niemals allein.
Wie bereits Kollege Hursky berichtet hat, gibt es in Wien ein sehr
dichtes Netz an Einrichtungen für die Opfer von Gewalttaten. Es gab nochmals
eine Mittelerhöhung für den Weißen Ring. Ich möchte nochmals die Wiener
Frauenhäuser und den 24-Stunden-Frauennotruf, der einmalig in Europa ist, in
Erinnerung rufen.
Doch wer trägt in Wirklichkeit die Verantwortung für diese Situation?
In den Jahren der schwarz-blauen Regierung wurde trotz steigender Kriminalität
der Sparstift bei der Wiener Polizei und zwar sowohl beim Personal als auch bei
der Ausrüstung angesetzt. „Beraubt, bestohlen, ausgetrickst – und von der SPÖ
alleingelassen“, so titelt die Dringliche Anfrage. Richtig würde der Titel
lauten: „Beraubt, bestohlen, ausgetrickst – von Schwarz-Blau gefördert.“ (Beifall
bei der SPÖ.)
Wer in Zeiten steigender Kriminalität den Sparstift bei der Bekämpfung
der Kriminalität ansetzt, braucht sich nachher nicht zu wundern, dass diese
weiter ansteigt! Ein Anstieg der Anzahl der Verbrechensopfer ist eine logische
Folge daraus. Die SPÖ hat vor den Folgen unzureichender Sicherheitspolitik in
der Vergangenheit unentwegt und eindringlich gewarnt. In den Jahren 2000 bis
2006 wurde jedoch nicht nur bei der Polizei eingespart, sondern es wurden auch
die Mittel für die Verbrechensopferschutzeinrichtungen dramatisch gekürzt.
Die Interventionsstelle im Rahmen des
Bundesgewaltschutzgesetzes, die hier tätig ist, ist erst, seitdem es eine
sozialdemokratisch geführte Regierung gibt, wieder entsprechend ausgestattet.
Es können jedoch nicht alle Versäumnisse, die es in der Zeit der schwarz-blauen
Regierung gegeben hat, kurzfristig wieder aufgeholt werden. Opferschutz ist
nicht reine Ländersache, sondern liegt sehr wohl auch in der Kompetenz des
Bundes.
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