Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 95
kompliziert.
Aber vielleicht liegt das auch daran, dass die einzelnen Stadträte sehr
großes Interesse daran haben, Chef solcher Einheiten zu sein. Ich habe einmal
ein kleines internes Ranking angestellt: Zur Zeit führt Brauner vor Sima und
Schicker. Ganz schlecht abgeschlagen auf den hinteren Plätzen liegen Oxonitsch
und Mailath-Pokorny, der es noch zu keinem privaten Ordnungsdienst gebracht
hat.
Ich glaube es ja wirklich, dass es in der Stadtregierung kein Interesse
daran gibt, einen solchen Sicherheitsstadtrat ins Leben zu rufen und die
Ordnungsdienste zusammenzuführen. Und ich glaube auch, dass Sie sich das nicht
von der ÖVP-Wien erklären lassen wollen. Aber fragen Sie doch einmal Ihre
Linzer Kollegen. Die Linzer Kollegen sind zum gleichen Schluss gekommen. Die
Linzer Kollegen haben ihre Ordnungsdienste zusammengefasst und haben jetzt eine
einheitliche, schlagkräftige, gut organisierte Stadtwache. (GR Mag Wolfgang
Jung: In Linz beginnt’s!)
Ob es in diesem Fall auch in Linz beginnt, wird sich herausstellen. Wir
werden sehen, ob wir dann auch zu einer solchen Stadtwache nicht nach
ÖVP-Muster, sondern nach Linzer Muster auch in Wien kommen! Das werden wir
sehen! Dankenswerterweise ist heute schon eine Auflistung aller Ordnungsdienste
von der SPÖ verteilt worden, um die Bürger ein bisschen besser zu informieren.
(GR Godwin Schuster: Sie wissen genau, dass das verfassungsrechtlich nicht
möglich ist! Sie als Jurist sollten das wissen!)
Herr Kollege! Ihr Einwurf, dass die Stadtwache verfassungsrechtlich
nicht möglich ist, nehme ich gerne auf, und ich sage Ihnen: Wenn die Stadtwache
unbewaffnet ist, dann kann sie selbstverständlich von heute auf morgen
eingeführt werden. Es gibt ja jetzt schon 17 Ordnungsdienste. Sie brauchen
überhaupt nichts anderes zu tun, als die bestehenden Personengruppen
zusammenzufassen, um Synergien zu nutzen, damit der eine, der links wegschauen
muss und nur nach rechts schauen darf, alles machen darf.
Das ist mit keinem einzigen Euro mehr verbunden! Aber der Bürger kennt
sich aus, der Bürgermeister kennt sich aus, und wir haben Ansprechpersonen. Man
weiß, dass es eine Stadtwache gibt. Ihnen wird vielleicht „City Watcher“ besser
gefallen. Diese würden wirklich einen Beitrag zu mehr Sicherheit in dieser
Stadt leisten.
Damit möchte ich auch schon einen Punkt machen. Mich freut auch der
letzte Ordnungsdienst, den Sie ins Leben gerufen haben, nämlich das
Anti-Spray-Team. Das ist nämlich wirklich ein Problem. Es ist gut, dass man
gegen die Graffiti-Schmierereien vorgeht. Das Team ist natürlich mit drei Mann
wahnsinnig schwach besetzt. Das ist eindeutig zu wenig, es ist dies aber ein
erster Kieselstein auf dem Weg, den man in Wahrheit pflastern sollte, um
fortzukommen.
Kommunale Kriminalprävention heißt das Stichwort. In diesem Bereich
kann man gar nicht genug tun. Sie haben zum Teil bereits die Felder erkannt, in
denen Sie tätig werden müssen. Der notwendige nächste Schritt sollte im Sinne
der Wienerinnen und Wiener für ein schöneres, saubereres und sicheres Wien
möglichst bald gesetzt werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster zu Wort
gemeldet ist Herr GR Hursky. – Ich erteile es ihm.
GR Christian Hursky (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Jetzt darf ich sogar 20 Minuten reden,
das ist ja super!
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!
Der Opferschutz ist ein ernstes Thema, mit dem wir uns heute
beschäftigen. Es ist egal, um welches Alter es bei den Opfern geht, dieses
Thema ist seriös zu behandeln.
Frau Kollegin Matiasek hat zu dem Thema sehr seriös begonnen. Und Frau
Matiasek pflegt immer zu sagen, dass zu solchen Themen nicht geblödelt werden
darf. – Herr Jung! In Anbetracht dessen, was Sie heute hier gesagt haben,
ist die Bezeichnung „Blödeln“ untertrieben. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang
Jung.) Dafür finde ich keine Worte, denn ich würde von der Frau
Vorsitzenden eine Reihe von Ordnungsrufen bekommen, wenn ich das qualifizieren
würde, was Sie heute da aufgeführt haben! (Beifall bei der SPÖ. –
Weiterer Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.)
Gehen wir jetzt thematisch auf die Sache ein. Das ist viel vernünftiger.
Man sieht nämlich, dass das für Sie einzig und allein ein billiger
Wahlkampf-Gag und nichts anderes ist. Ihnen geht es nicht um das Thema, sondern
Ihnen geht es um einen billigen Wahlkampf. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Geh bitte, wovor soll ich mich fürchten? Vor Ihnen? (GR Mag Wolfgang
Jung: Vor den Wählern!) Ich fürchte mich auch nicht vor den Wählern, weil
ich mit den Wählern pausenlos in Kontakt bin! Ich spreche pausenlos mit den
Wählerinnen und Wählern im 10. Bezirk. Ich nehme ihre Sorgen ernst und
halte ihren Sorgen, im Gegensatz zu Ihnen, auch Lösungen entgegen. Das macht
mich im Vergleich zu Ihnen wirklich stark, und das ist mein Vorteil Ihnen
gegenüber, die Sie keine Lösungen anbieten, sondern nur Aufhetzerei betreiben! (Beifall
bei der SPÖ.)
Kollegin Matiasek hat angeführt, dass es vor allem um Informationen für
ältere Menschen geht und dass man die Polizei und flächendeckende
Organisationen der Stadt Wien dazu einbinden sollte. Frau Kollegin Matiasek!
Das ist etwas, was heute bereits stattfindet! Sie brauchen nur die
Pensionistenklubs der Stadt Wien oder das Kuratorium des Vereins Wiener
Pensionistenwohnhäuser besuchen. Dort finden genau diese Sachen statt! Es
werden dort auch immer wieder Polizisten eingeladen, die über das Thema Sicherheit
mit den älteren Menschen sprechen. Es ist ein wichtiger Punkt, dass wir
verstärkt in der Prävention arbeiten und die Menschen informieren.
Auch ich kenne zwei Fälle aus letzter Zeit. Einen
Mann hat man bei der Bank abzustauben versucht. Er hat sich aber auf Grund der
Informationen, die er hatte, richtig verhalten, ist an den Schalter
zurückgegangen und hat das gemeldet. Man konnte daher diesen
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