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Gemeinderat, 52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 64 von 95

 

Ahnung davon, wie es ist, ein Theater beziehungsweise ein Musical zu programmieren. Ich selbst habe das nie probiert (GR Mag Wolfgang Jung: Das ist Ihr Glück!), ich habe aber ein bisschen Einblick gewonnen und weiß, was es bedeutet, einen Kultur- und Kunstbetrieb wie zum Beispiel das Ronacher für ein ganzes Jahr oder für mehrere Jahre zu programmieren. Natürlich hat das immer mit Risiko zu tun. Es hat immer auch damit zu tun, dass man nie wissen kann: Wird das eine erfolgreiche Aufführung werden? Wird das eine minder erfolgreiche Aufführung werden? Ist das eine künstlerisch anspruchsvolle Vorführung beziehungsweise Aufführung und eine Produktion, die weniger Leute interessiert, die aber unbedingt notwendig ist? - In diese Kategorie stecke ich zum Beispiel „The Producers". „The Producers" war nicht die erfolgreichste Produktion der Vereinigten Bühnen, aber meiner Meinung nach - und ich glaube, darin bin ich mit dem Großteil des Hauses und auch der Wiener Bevölkerung einig - eine sehr notwendige Produktion, die uns sowohl marketingtechnisch, aber vor allem auch quasi für die Moral dieser Stadt sehr viel gebracht hat. Ich glaube daher, da sollte man sehr fair sein und da sollte man auch jenen Personen gegenüber, die hier Verantwortung tragen und die sich hier auch die Aufgabe antun, quasi Theater zu programmieren, ein bisschen fair sein.

 

Zum Vorwurf, es gäbe zu hohe Subventionen: Mein Kollege ist heute schon darauf eingegangen - Sie sind nicht darauf eingegangen, sie ignorieren es ganz einfach -: Unter einem ÖVP-Kulturstadtrat waren die Subventionen für die Vereinigten Bühnen wesentlich höher. Tatsache! Dazu haben Sie heute überhaupt nichts gesagt. Aber heute stellen Sie sich her und werfen dem Kulturstadtrat vor, die Subventionen für die Vereinigten Bühnen seien zu hoch. - Sie sind in der Höhe, in der sie sind, aber sie sind auf jeden Fall niedriger als unter dem Kulturstadtrat Marboe. Warum haben Sie dazu nichts gesagt? (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Es geht um die Verwendung!) Das ist das, wo ich behaupte, da ist Ihre ganze Angriffsstrategie völlig unschlüssig und unlogisch.

 

Weiters habe ich manchmal den Eindruck, dass es anscheinend so eine latente Minderschätzung der Sparte Musical gibt, vor allem von zwei Parteien dieses Hauses. Auch das möchte ich in den Raum stellen. Ich glaube, in keiner Fraktion gibt es nur Musicalfans oder nur Musical-Ablehner und -Ablehnerinnen, aber auf jeden Fall wissen wir, dass die Wiener Bevölkerung Musical will! Und niemand in diesem Raum hat das Recht zu sagen: Nein, Musical ist keine Kunstsparte, die mir gefällt, und deswegen sollen Musicals von den Vereinigten Bühnen Wien auch nicht gebracht werden! - Das heißt, wir bekennen uns ganz klar zum Musical, aber auch zur Oper und zur zeitgenössischen und jungen Kultur. Dieser ganze Kulturmix und dieser Maßnahmenmix sind extrem wichtig für die Stadt, und er wird von der Wiener Bevölkerung und vom Publikum auch angenommen.

 

Letzter Punkt, zu den Rücklagen: Sie haben vorher gemeint, es sei ja so unseriös und es sei ja so schrecklich, dass die Vereinigten Bühnen jetzt ihre Rücklagen nicht auflösen. Es ist ja unbestritten - und das sage ich vor allem wieder in die Richtung der angeblichen Volks- und Wirtschaftspartei, der ÖVP -, dass es höchst unseriös wäre, Rücklagen einfach so aufzulösen. Welches Unternehmen löst in einer Nicht-Notsituation Rücklagen auf - das müssen Sie mir einmal zeigen! -, vor allem in so risikobehafteten Branchen, wie es der Kunst- und Kulturbereich ist? Das wäre also betriebswirtschaftlich sehr fahrlässig.

 

Und dann möchte ich noch einmal in die Richtung der GRÜNEN etwas sagen. Herr Kollege Schreuder hat hier quasi gemeint: Was soll aus dem Ronacher werden, beziehungsweise was hätte aus ihm werden sollen? - Wir bekennen uns ganz klar dazu, dass der Umbau und die Sanierung etwas kosten, dass wir auch sanieren wollen. Wir bekennen uns dazu und wir wissen, dass es unsere Pflicht ist, alte Gebäude in der Innenstadt, vor allem solche, die denkmalgeschützt sind, weiter zu sanieren und sie funktionsfähig zu erhalten. Die Alternative wäre natürlich gewesen: entweder schleifen oder Supermarkt. Das ist dann natürlich jedem selbst überlassen. - Ich bin froh, dass wir das Ronacher haben, ich bin froh, dass es funktioniert und dass wir die Vereinigten Bühnen haben! - Danke sehr. (Beifall bei der SPÖ.) 

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Beantwortung dieser Dringlichen Anfrage ist somit beendet.

 

Mir liegt ein Beschluss- und Resolutionsantrag der ÖVP betreffend Gewährung weiterer Subventionen der Stadt Wien für die Vereinigten Bühnen Wien vor. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt. Wer diesem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das wird von ÖVP, FPÖ und GRÜNEN unterstützt und hat nicht die ausreichende Mehrheit.

 

Wir kommen nun zum Verlangen, dass die von den GRen Veronika Matiasek und David Lasar eingebrachte, an den Herrn Bürgermeister gerichtete Dringliche Anfrage betreffend „Beraubt, bestohlen, ausgetrickst - und von der SPÖ alleingelassen", gravierende Defizite in der Betreuung älterer Kriminalitätsopfer in Wien, vom Fragesteller mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfinde.

 

Auf die Verlesung der Dringlichen Anfrage wird verzichtet. Für die Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die Geschäftsordnung gemäß § 37 Abs 1 eine Redezeit von 20 Minuten vor.

 

Zur Begründung der Dringlichen Anfrage erteile ich nun Frau GRin Matiasek das Wort.

 

GRin Veronika Matiasek (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Wir haben das Thema dieser heutigen dringlichen Initiative nicht zuletzt deshalb gewählt, weil wir schon mehrmals mit unserem Versuch, mehr für den Opferschutz älterer Menschen, die in dieser Stadt von Kriminalität betroffen wurden oder werden, mehr für ihre Behandlung, Betreuung zu tun, abgeblitzt sind. Unterstützt wurde dieses Vorhaben dann noch durch den Umstand, dass ich am 17. Oktober in den „Salzburger Nachrichten"

 

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