Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 95
Hand. - Hier stelle ich die Zustimmung von ÖVP, FPÖ und SPÖ fest, der
Antrag ist mehrstimmig angenommen.
Wir kommen zur Postnummer 6 der Tagesordnung: Vertragsabschluss
zwischen der MA 51 und der Wiener Stadthalle. Berichterstatter ist Herr GR
Vettermann. Ich bitte ihn, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Heinz Vettermann: Herr Vorsitzender!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bitte um Zustimmung zum eben
einreferierten Poststück.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Danke schön. - Zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl-Ing Gretner.
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich habe mich in einer Geschäftsgruppe zu Wort gemeldet, wo ich das
normalerweise nicht tue. Sie werden es wahrscheinlich schon den Medien
entnommen haben, aber damit Sie alle das jetzt quasi wörtlich von mir hören,
möchte ich es gerne ausführlich erklären.
Wir
sprechen uns ganz deutlich für die Sanierung des Stadthallenbades aus: Das ist
dringend notwendig! Wir sagen das schon seit Jahren und haben auch immer wieder
kritisiert, dass das Geld für die Volksgarage am Vogelweidplatz schon weit
vorher da war, interessanterweise auch aus Mitteln des Sportamtes, obwohl es ja
eigentlich nicht ursächlich die Aufgabe des Sportamtes ist, Garagen zu
subventionieren. Aber das haben wir ohnehin schon mehrmals diskutiert.
Auf
die Sanierung des Bades mussten die NutzerInnen also jahrelang warten, und
jetzt hat man sich dazu entschlossen, das zu machen. Das ist gut und richtig.
Es gibt auch durchaus gute Vorschläge in diesem Akt bezüglich
Energieoptimierung und Neuorganisierung sowie hinsichtlich besserer Nutzbarkeit
bezüglich Barrierefreiheit.
Allerdings
ist die Art des Verfahrens, wie das Sportamt, die MA 51, mit diesem
besonderen Bau umgeht, indiskutabel. Das hat sich dieses Bauwerk, das haben wir
alle uns nicht verdient. Hier wird ein Verfahren ausgeschrieben, das derzeit
läuft, da geht es nur um die Generalplanungsleistung, und der tatsächliche
Entwurf, der Vorentwurf und Entwurf, ist schon abgeführt worden, und zwar hat
man das direkt beauftragt.
Wie
man jetzt dem Akt entnehmen kann, kennt man ja die Zahlen genau, was die
Kostenschätzung für dieses Bauvorhaben, für diesen Umbau und diese Sanierung,
betrifft: Es sind rund 20 Millionen EUR. Wenn man hier zurückrechnet,
wie viel die Planungsleistung für Vorentwurf und Entwurf kostet, ist man weit
über dem Schwellenwert für direkte Dienstleistungen, für die man eine direkte
Vergabe durchführen darf. Das ist ja auf Grund der Wirtschaftskrise von
40 000 auf 100 000 EUR hinaufgesetzt worden, und da ist man
schon weit darüber. Das hätte man also keinesfalls direkt vergeben dürfen.
Der
zweite Punkt ist, dass man auch den EU-Schwellenwert für diese Planungsleistung
überschritten hat. Alles, was Planungsleistungen über 211 000 EUR
betrifft, müsste man EU-weit ausschreiben. Das man auch nicht gemacht, sondern
man hat es direkt vergeben und sucht sich jetzt quasi einen Generalplaner, der
das umsetzt.
Was
dann noch hinzukommt, ist, dass die Leute, die den Vorentwurf/Entwurf gemacht
haben, auch jetzt bei diesen Generalplanungsleistungen mitbieten können und
dabei schon abzusehen ist, dass sie natürlich einen gewaltigen Vorteil haben,
weil sie diese Entwürfe kennen. Die sind bis jetzt noch nicht bekannt und auch
nicht den Unterlagen beigelegen, daher kann man sich ausrechnen, wer dieses
Verfahren gewinnen wird.
Es
ist also offensichtlich darauf abgezielt, gewisse Planer zu beschäftigen, und
man sucht nicht die beste, sondern man nimmt die erstbeste Lösung, und das bei
einem Bauwerk, das ex lege unter Denkmalschutz steht, wobei jetzt quasi in
Diskussion ist, ob man es - bis zum Ende des Jahres wird das entschieden -
wieder in die Denkmalschutzliste aufnimmt. Während das noch immer nicht geklärt
ist, hier vorab so eine Planung hinzunudeln, das haben wir uns und hat sich
diese Stadt nicht verdient.
Da
muss ich schon sagen, Herr StR Schicker hat sich in seinem Ressort recht
bemüht, gemeinsam mit der Interessenvertretung der Planer und der
Architektenkammer et cetera einen Wettbewerbsleitfaden herauszugeben; das ist
dieser, für die, die ihn nicht kennen. (Die Rednerin hält eine Broschüre in
die Höhe.) Den sollten sich auch andere Dienststellen einmal anschauen, und
es wäre wirklich dringend notwendig, dass sich nicht nur gewisse Abteilungen
daran halten, sondern alle in diesem Haus! Gerade diejenigen, die sich
eigentlich nicht mit Bau- und Planungsaufgaben auskennen - wie beispielsweise
die MA 51 -, sollten zumindest das Know-how im Haus abfragen, wenn sie
schon selbst nicht wissen, wie man so etwas ordentlich macht.
Da
ist es mir absolut unverständlich, dass offensichtlich weder die MA 19
eingebunden war, die eben für Architektur und Stadtbild zuständig ist und
normalerweise bei jedem wichtigen Bauvorhaben einbezogen und gefragt wird, noch
die MA 34, die Bauvorhaben abwickelt und das Know-how hat, oder auch die
Baudirektion. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese hier informiert und
beteiligt waren, weil sonst so etwas sicher nicht hätte passieren können.
Wir beantragen deswegen
die Absetzung dieses Tagesordnungspunktes, weil es noch nicht zu spät ist. Sie
können dieses Verfahren noch aufheben. Es gibt ja auch schon diverse
Stellungnahmen - Architektenkammer, Roland-Rainer-Komitee mit durchaus
prominenten Vertretern -, die sich auch dafür einsetzen, dass dieses Bauwerk
eine ordentliche Planung bekommt. Wie gesagt: die beste und nicht die
erstbeste!
Abschließend:
Abgesehen davon, dass wir nun diese Absetzung fordern, müsste auch dieses
Generalplanungsverfahren aufgehoben werden. Da sehe ich den StR Oxonitsch
aufgerufen, hier zu handeln (Amtsf
StR Christian Oxonitsch: Warum soll das aufgehoben werden?) und vor allem die Dienststelle MA 51, die
auch schon bei anderen Verfahren damit aufgefallen ist, sich über
vergaberechtliche Bestimmungen hinwegzusetzen,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular