Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 95
Bürgern, weil sie an einer Lokalmeile wohnen,
sagen: „Na, dann ziehen Sie halt woanders hin, wenn Sie das stört!", so
spricht das nicht für Rücksichtnahme und Respekt. Das sind aber die Tatsachen,
die die Wiener Bürger in den letzten Jahren erleben mussten.
Gerade Ihre vollkommen verfehlte Zuwanderungs- und Integrationspolitik
hat zu einem Auseinanderdividieren der Gesellschaft, der Bürgerschaft in Wien
geführt. Zuerst haben Sie versucht, die Geschlechter auseinanderzudividieren,
die Generationen auseinanderzudividieren – da war die SPÖ seit Jahrzehnten
immer großartig –, dann haben Sie auch die Wiener und Wienerinnen
auseinanderdividiert eben durch diese verfehlte Politik.
Sie plakatieren jetzt „Miteinander im Park". Wissen Sie überhaupt,
was sich abgespielt hat in den Wiener Parkanlagen, was sich seit zwei
Jahrzehnten abspielt? Wissen Sie, dass Kinder und Jugendliche diese Grünanlagen
nicht mehr benützen können, weil sie Schutzgelderpressung erleben müssen,
Bedrohung, weil sie verjagt werden aus den Parkanlagen und zu Hause sitzen
müssen beim Computer? Geben Sie diesen Kindern und Jugendlichen ihre verlorene
Freizeit zurück, ihre verlorenen unbeschwerten Stunden in einer Wiener Parkanlage?
Geben Sie das den Menschen zurück?
Und sie wissen das. Die Jugendlichen, die Jungwähler heute wissen das
genau. Und deswegen haben Sie es Ihnen auch gezeigt bei der Nationalratswahl
2008. Deswegen haben sie FPÖ gewählt, weil Sie ihnen ihre Jugend geraubt haben
in weiten Bereichen von Wien (Beifall bei der FPÖ.) mit Ihrem
Schönreden, mit Ihrem Verdrängen, mit Ihrem Vertuschen, mit Ihrem Verleugnen
der Tatsachen.
Sie reden von Respekt, Sie reden von Rücksichtnahme. Wissen Sie, wie
Ihre Funktionäre die Menschen bezeichnen, die in die Bezirksvertretungen, in
die Bezirksvorstehungen kommen, um hier ein Anliegen vorzubringen?
„Bittsteller"! Von keinem anderen als von einem SPÖ-Mandatar habe ich
dieses Wort gehört. Bittsteller sind Ihre Bürger, und so haben Sie sie auch
behandelt. Und jetzt kommen Sie mit Ihren Miteinander-Geschichten und mit Ihren
Zusammenleben-Geschichten. (GR Godwin
Schuster: Wo wohnen Sie denn? Wo wohnen Sie? Das ist ja unerhört!) Das
glaubt Ihnen doch keiner mehr!
Ich sage Ihnen eines, Herr Kollege Schuster: Die Menschen, die
zusammenleben können und wollen, machen das nämlich mit und ohne Ihre Aktionen.
Da funktioniert das sowieso. Und dort, wo es nicht funktioniert, beheben Sie ja
wieder die Ursachen nicht, sondern Sie wischen drüber und machen Ihre
Miteinander-Kochen-Projekte. Ich werde Ihnen sagen, das wird nichts bringen.
Wenn Sie wirklich Rücksichtnahme und Respekt propagieren wollen, dann haben Sie
diese endlich einmal für alle Wienerinnen und Wiener! Hören Sie ihnen zu bei
ihren Sorgen, Nöten und Anliegen. Das tun nämlich wir, und das stört Sie, und
das ist Ihnen unangenehm. Das wollen Sie nicht hören, dass die Leute zu uns
kommen
Und ich sage Ihnen eines:
Sie werden unter Garantie die Rechnung auch hier in Wien präsentiert bekommen.
Es glaubt Ihnen einfach keiner mehr, wenn Sie jetzt glauben, Sie können in
einem Jahr und angesichts der für Sie „drohenden" Wahl mit Aktionismus
noch und nöcher die Lage retten. Sie können diese Situation, so wie Sie Ihre
Politik betreiben, nicht mehr retten.
Daher ist es leider nicht lustig, sondern äußerst traurig, was sich in
weiten Bereichen von Wien abspielt und wo die Menschen von Ihnen definitiv im
Stich gelassen wurden. Und wenn Sie sich da heute hinstellen und sich
beweihräuchern – meistens machen Sie das ja dann erst beim Budget oder beim
Rechnungsabschluss in den großen Debatten; heute beweihräuchern Sie sich auch
wieder einmal, das haben Sie schon in der fünften Anfrage getan –, dann ist das
nicht nur unglaubwürdig, sondern es ist auch unverfroren den Wiener Bürgern
gegenüber. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste am Wort ist Frau
GRin Mag Vassilakou.
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Diese äußerst aufgeregte Debatte ist, fürchte ich, ein trauriger
Vorgeschmack auf das, was uns ein Jahr lang bevorsteht. Ein Jahr lang Wahlkampf
mit dem Thema Integrationspolitik, ein Jahr lang Wahlkampf auf dem Rücken aller
Wienerinnen und Wiener, ein Jahr lang künstliche Aufregung, indem Sie, Herr
Hursky – oder wer auch immer es sonst sein wird, mit wechselnden Namen und
Gesichtern – ununterbrochen hier aufgeregt der FPÖ vorwerfen, was sie nicht
alles falsch machen würde und wofür sie keine Konzepte hätte, uns aber nicht
erklären an dieser Stelle, was Sie für Konzepte haben und wie Sie gedenken, die
Probleme zu lösen, die es zweifelsohne gibt, ein Jahr lang, in dem wir uns
hinterher auch noch von der FPÖ anhorchen können, was alles falsch läuft, dass
alles fürchterlich ist, überall nur Probleme sind und nichts geschieht.
Es tut mir leid, aber auf diese Art und Weise werden wir keine
vernünftige Debatte über die Integrationsmaterie führen können. Doch
Integrationspolitik ist wichtig, sie ist zentral, sie ist zentral für die
Zukunft einer Stadt, in der jeder Dritte bereits Migrationshintergrund hat. Die
Probleme gibt es, und es gilt auch, sie offen anzusprechen. Es gilt auch, sich
vielleicht ein paar Sekunden Zeit zu geben und darüber nachzudenken, wie kommt
es zu diesen Problemen.
Und, ja, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie, den Vorwurf
kann ich Ihnen nicht sparen, dass es in mehreren Jahrzehnten
Migrationsgeschichte, neuerer Migrationsgeschichte in Wien verabsäumt wurde,
eine Sprachenstrategie zu entwickeln, sodass es bei vielen nach wie vor
erhebliche Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache gibt, zweitens dass es
nach wie vor eine Konzentration der Zuwanderer im Wesentlichen auf drei
Branchen gibt – das sind nicht gerade die bestbezahlten Jobs – und dass durch
diese Konzentration auch hohe Arbeitslosigkeit die Folge ist. Das alles bringt,
wie wir alle wissen, Isolation mit sich und teilweise tatsächlich ein Leben in
Parallelwelten.
Es gilt daher, spätestens jetzt offen und nüchtern
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