Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 95
(Beginn um 9.01 Uhr.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Meine sehr geschätzten
Damen und Herren des Wiener Gemeinderates! Ich eröffne die 52. Sitzung.
Entschuldigt für den gesamten Tag sind GR Dr Aigner, GRin Floigl, GR Dr
Günther, GRin Klicka, GRin Matzka-Dojder, GR Mag Neuhuber, GR Mag Reindl, GRin
Mag Ringler, GRin Dr Vitouch, VBgmin Mag Brauner und StR Herzog.
Wir haben eine sehr kurze Tagesordnung, aber drei Dringliche
Anfragen. – Nur für die Statistiker unter Ihnen: Ich habe nachgeschaut,
wann wir denn das letzte Mal drei Dringliche Anfragen hatten: Vor fast genau
zehn Jahren gab es im Landtag drei Dringliche Anfragen, ansonsten ist uns
nichts in dieser Form in der Vergangenheit aufgefallen.
Wir kommen zur Fragestunde.
Die 1. Frage (FSP– 04291-2009/0001 – KSP/GM) wurde von Frau
GRin Karin Schrödl gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der
Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung gerichtet. (Vor rund
einem Jahr präsentierten Sie das „naTÜRlich sicher“-System in den Wiener
Gemeindebauten und zogen vor Kurzem Bilanz. Wie funktioniert das System
beziehungsweise können Sie uns Fakten zum System nennen?)
Bitte, Herr Vizebürgermeister.
VBgm Dr Michael Ludwig: Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Hoher Gemeinderat!
Frau GRin Schrödl! Sie haben sich erkundigt, wie der Stand der
Einführung des Systems „naTÜRlich sicher" in den Wiener Gemeindebauten
ist.
Sie alle wissen, dass es seit dem Wegfall der gesetzlichen Grundlage,
nämlich dem Wegfall des so genannten Hausbesorgergesetzes im Jahre 2000, das
damals durch die ÖVP-FPÖ-Bundesregierung beschlossen wurde, nicht mehr möglich
war, eine Person mit der gesamten Hausreinigung, mit der Einteilung der
Waschküchen sowie mit der gesamten Aufsicht des Hauses zu beauftragen. Das
heißt, es war ab dieser Zeit nicht mehr möglich, einen
Hausbesorgerdienstvertrag abzuschließen, was dazu geführt hat, dass eine
Person, die die Einteilung für die Waschküche vorgenommen hat, in dieser Form
nicht mehr vorhanden war.
Seit dieser Zeit hat es dann eine Reihe von kritischen Äußerungen von
Mieterinnen und Mietern gegeben, die sich insbesondere darüber beklagt haben,
dass die Betriebsordnung für Waschküchen von einigen anderen Mitbewohnern nicht
eingehalten wird und dass es bei der Benützung von Waschküchen zu Konflikten
und Diskussionen kommt.
Zudem haben wir das Phänomen des so genannten Waschtourismus bemerkt,
das heißt, dass einzelne Mieterinnen und Mieter nicht nur für den eigenen
Haushalt gewaschen haben, sondern für die gesamte Großfamilie, für die
Fußballmannschaft des Sohnes und viele andere mehr.
Das heißt, es gab im Wesentlichen zwei große Kritikpunkte, nämlich zum
einen betreffend die Umstände der Benützung der Waschküche insgesamt, zum
anderen aber auch betreffend das Gefühl, dass die Kosten, die man selbst zu
tragen hat, weit über das hinaus gehen, was man eigentlich an Kosten durch den
eigenen Waschbetrieb verursacht hat.
Mir war es wichtig, da ein System zu finden, damit es für die Benützung
eine transparente und faire Regelung gibt, dass aber insbesondere finanzielle
Fairness auch dadurch gegeben ist, dass man nur für jene Kosten aufzukommen
hat, die man selbst verursacht. Ich habe mich deshalb entschlossen, die
Tochterfirma von Wiener Wohnen, die damalige Wiener Wohnen – Haus- und
AußenbetreuungsGmbH zu beauftragen, ein System zu finden, das diese
Voraussetzungen erfüllt, die Kritikpunkte hintan hält und ein zusätzliches Serviceangebot
für die Mieterinnen und Mieter in den Wiener Gemeindebauten vorsieht.
Nach einer Testphase und Optimierung des Systems haben wir im vierten
Quartal 2008 die ersten 100 Waschküchen in insgesamt 19 städtischen
Wohnhausanlagen mit dem neuen System ausgestattet, betroffen waren 3 700
Mieterinnen und Mieter und in etwa 2 130 Waschküchenbenützerinnen und
-benützer. Gestartet haben wir, wie ich mich erinnere, im 21. Bezirk in
der Mitterhofergasse, und nach der ersten Testphase haben wir bemerkt, dass das
System von den Mieterinnen und Mietern sehr gut angenommen wird, dass es auch
in der praktischen Handhabung sehr einfach ist und allen Vorstellungen
entspricht. Wir haben dann weitere 297 Waschküchen umgerüstet.
Ihre Frage ist auch in die Zukunft betreffend die Perspektive
gerichtet, dass wir bis zum Ende des ersten Quartals 2010 insgesamt 1 200
Waschküchen auf dieses neue System umstellen werden. Das bedeutet, dass es nur
mehr für die Mieterinnen und Mieter möglich ist, mit einem von uns zur Verfügung
gestellten Computerchip Eingang in die Waschküche zu finden, und zwar nur zu
den vereinbarten Zeiten, die mit Wiener Wohnen vereinbart und beschlossen
wurden. Kommt man mit dem Chip zu einer anderen Tageszeit zur Waschküche, sind
der Eintritt und auch der Betrieb der Waschgeräte nicht möglich.
Das hat auch den Vorteil, dass es durch diesen Einsatz der codierten
Chips auch möglich ist, den aktuellen Energieverbrauch zu messen.
Der zweite große Vorteil, den die Umrüstung dieses
Systems mit sich bringt, ist, dass wir gleichzeitig mit der Zugangsbeschränkung
auch eine sehr faire und transparente Übernahme der Kosten feststellen können.
Das heißt, die Mieterinnen und Mieter bezahlen nur mehr jene Energiekosten, die
sie selbst verursacht haben, und sie tragen ausschließlich die Kosten für den
Energieverbrauch und keine anderen zusätzlichen Kosten. Es besteht die
Möglichkeit, dass diese selbst verursachten Energiekosten mit der
Mietvorschreibung gegenverrechnet werden, und zwar so wie bisher entweder über einen
Abbuchungsauftrag oder mit einer Rechnung und Erlagschein. Das ist auch für die
Mieterinnen und Mieter ein
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