Gemeinderat,
50. Sitzung vom 09.09.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 37
Ich
möchte mit einem letzten Punkt abschließen - wie ich auch zu Beginn gesagt
habe, dass es mir wichtig ist, keine Namen zu nennen -, der nichtsdestoweniger
ein Bereich ist, der sehr spannend ist, wobei ich im Übrigen vorwegschicke,
dass das etwas ist, was nicht nur die SPÖ betrifft, sondern auch die ÖVP, und
zwar dort, wo sie in ihrem eigenen Einflussbereich Aufsichtsrats- und
Vorstandsmitglieder über denselben Mechanismus entsenden und benennen,
nominieren und wählen lassen kann.
Meine Damen und Herren! Was in dieser Republik und in den Ländern, in
den Beteiligungen und in den diversen Gesellschaften regelmäßig schief läuft,
hat einen Namen, und dieser Name ist Parteibuchwirtschaft und
Freunderlwirtschaft. Es besteht darin, dass man in regelmäßigen Abständen
Menschen für wichtige Positionen nominiert, wobei die Qualifikation und die
Eignung, die sie haben, um diesen Bereich wahrzunehmen, jedenfalls in vielen,
vielen Fällen sogar offenkundig anzuzweifeln ist. Bei genauem Hinsehen muss man
feststellen, dass die wesentliche, oder sagen wir, eine wesentliche
Qualifikation, die die Herren mitbringen, diejenige ist, entweder einmal als
Sekretär oder Büroleiter bei führenden Politikern dieses Landes gearbeitet zu
haben oder unter Umständen vielleicht in manchen Fällen gar mit diesen verwandt
zu sein.
Mir geht es darum, die Frage zu stellen: Wie kommt man zu dieser
Auswahl? Und wie kann man es hinnehmen, dass auf Basis dieser Auswahlkriterien
in regelmäßigen Abständen ebenfalls eine Pleite nach der nächsten entsteht? Man
weiß es, man regt sich auf, es gibt Untersuchungsausschüsse und Untersuchungskommissionen,
es gibt Aufregungen sondergleichen - und das System bleibt dasselbe!
Dieses System ist auch verantwortlich für die Skylink-Pleite, ob Sie es
gerne hören wollen oder nicht. Ob wir hier Namen und Beziehungsgrade zueinander
benennen oder nicht, das System ist da, und es führt dazu - einmal mehr -, dass
sehr, sehr viel Geld, das für andere Zwecke da sein könnte - für klügere
Zwecke, als dass es versickert -, ganz einfach weg ist! So geht es weiter. So
war es bei Skylink, so ist es womöglich beim Krankenhaus Nord - wir werden ja
sehen, wie sich alles noch entwickelt -, so war es beim
Prater-Vorplatz ... (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Okay, wissen Sie was: Ich nehme das Krankenhaus Nord zurück. Ich nehme
es zurück, streichen Sie es bitte aus dem Protokoll.
So war es beim Prater-Vorplatz, und so ist es immer wieder, mit einer
gewissen Regelmäßigkeit. Ich werde Ihnen jetzt auch sagen, wieso: Weil man
nämlich wesentliche Bauprojekte und Unternehmensbeteiligungen dieser Stadt,
auch wesentliche Unternehmen nicht von der Waltons-Familie leiten lassen kann!
Darum geht es: Es ist liebenswürdig, es ist putzig, und Sie wissen alle, wie es
endet. Am Ende heißt es: Gute Nacht, John Boy! Gute Nacht, Elizabeth! Gute
Nacht, Mama! Gute Nacht, Papa! Und dann ist das Licht aus: Gute Nacht,
500 Millionen EUR! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort
gemeldet ist Herr GR Dr Tschirf. Ich erteile es ihm.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Herr Vorsitzender! Herr Bürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Für die ÖVP als Partei der Wirtschaft ... (Ironische Heiterkeit
und Zwischenrufe bei SPÖ und GRÜNEN.) Es wäre gut, wenn die SPÖ auch so
denken würde!
Für die ÖVP ist ein wirtschaftlich starker Flughafen, ein Flughafen,
der eine Drehscheibe in Europa ist, wichtig. (Weitere Zwischenrufe bei der
SPÖ.) Immerhin geht es in diesem Bereich um wirtschaftlich wichtige Fragen,
und auch als Arbeitgeber spielt dieser Flughafen eine ganz wesentliche Rolle.
Es geht unmittelbar um 18 000 Arbeitsplätze, und wenn man das etwas weiter
fasst, kommt man auf 50 000.
Wie stellt sich das für die Wiener SPÖ dar? – Die Wiener SPÖ tut
einfach gar nichts! Dieser Flughafen ist leider ins Gespräch gekommen, weil die
Kosten davongelaufen sind, und wir hören in den letzten Wochen und Monaten nur
eines: Mauern, mauern, mauern!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! In dem Antrag, den die SPÖ-Wien
heute hier wieder vorgelegt hat, wird nur davon gesprochen, dass keine Wiener
Steuergelder in das Projekt geflossen sind. – Dazu möchte ich sagen: Wie
ist denn das beispielsweise zu sehen, wenn man den Rechnungsabschluss vor Augen
hat, an Hand dessen man feststellen kann, wo es Buchverluste gibt und dass der
Großteil dieser Buchverluste, wie auch die SPÖ im Sommer eingestehen musste,
aus den Buchverlusten im Bereich des Flughafens stammt? Ist das völlig wurscht?
Ist das das Verständnis der SPÖ? (Zwischenruf bei der SPÖ.)
Was muss sich eigentlich der Steuerzahler denken, wenn er beispielsweise
in der Tageszeitung „Oberösterreichische Nachrichten" vom Dienstag,
15. September, lesen muss, dass 700 000 EUR nur dafür
aufgewendet wurden, damit die Prüfung des Rechnungshofes nicht zustande
kommt? – Und man liest weiter in diesem Artikel, dass offensichtlich die
roten Vorstände das herbeigeführt haben, während ein schwarzer Kollege sehr
wohl ein Interesse daran hatte, zu prüfen.
Das passt genau in das Bild, das wir in den letzten Wochen und Monaten von
der Wiener SPÖ haben! Sie tut nichts! Sie lässt gewähren, und das Ganze
schlingert weiter. Dabei stellt man sich die Frage – wir haben hier ja
schon öfters über solche Beteiligungen der Stadt am Flughafen
diskutiert –, warum die Stadt beteiligt ist. Ist sie deshalb beteiligt,
damit sie zusieht und ihr wurscht ist, was geschieht? Oder hat es einen Sinn,
dass sie Aufsichtsräte entsendet und dass es einen Syndikatsvertrag gibt, der
der Stadt Wien und damit der Wiener SPÖ ermöglicht, direkt ein Vorstandsmandat
zu besetzen?
Eigentlich hätten die Aufsichtsräte die Aufgabe, im Interesse des
20 Prozent-Eigentümers, nämlich der Stadt Wien, aufzutreten. Das geschieht
jedoch nicht.
Herr
Bürgermeister! Warum haben Sie in den letzten Wochen und Monaten nicht Tabula
rasa gemacht? Warum haben Sie nicht einen Beitrag dazu geleistet, dass
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular