Gemeinderat,
50. Sitzung vom 09.09.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 37
Auseinandersetzung
hier im Haus steht eines: der Verlust von 500 Millionen EUR! Es geht
um die Tatsache, dass dort ein Terminal gebaut werden sollte, das zunächst
einmal mit 280 Millionen EUR veranschlagt wurde. Dann kam man relativ
bald drauf, dass es so ziemlich fast das Doppelte kosten wird,
400 Millionen EUR. Inzwischen halten wir bei über
900 Millionen EUR, und es ist noch nicht abzusehen, wie viel es gekostet
haben wird zu dem Zeitpunkt, zu dem es fertiggestellt worden sein wird. Das
heißt, hier haben wir es noch einmal mit mehr als einer Verdoppelung der Kosten
zu tun, mit 500 Millionen EUR, die jetzt, um es ganz einfach und sehr
verständlich zu formulieren, futsch sind!
Weil 500 Millionen EUR ein Betrag ist, den sehr viele ganz
einfach nicht fassen können - das ist ein schwer fassbarer Betrag; wir stehen
hier herum in der Politik, wir sitzen bei Diskussionen und werfen immer mit
Beträgen herum, Milliarden, 500 Millionen, 100 Millionen, und es gibt
Bürgerinnen und Bürger, die uns zuschauen und sich überhaupt nicht vorstellen
können, wie viel Geld das eigentlich ist -, möchte ich das hier mit einem ganz
klaren Beispiel jedem verdeutlichen. Hätte ich jetzt 500 Millionen EUR
und würde ich beschließen, sie unter allen Wiener Bürgerinnen und Bürgern zu
verteilen - wir haben ein bisschen mehr als eine Million Wahlberechtigte in der
Stadt, wollen wir es einmal auf eine Million sozusagen abrunden -, dann würde
jeder in Wien 500 EUR von mir bekommen. 500 EUR für jede Wienerin und
jeden Wiener, 500 EUR auch für Sie, für jeden! (GR Prof Harry Kopietz: Wahlberechtigte!) Wahlberechtigte, habe ich
gesagt.
Stellen
Sie sich vor, jemand kommt und schenkt Ihnen 500 EUR. Was machen Sie? Sie
freuen sich, und Sie sagen: Vielen Dank! Jetzt stellen Sie sich vor, Sie haben
die 500 EUR, jemand kommt und nimmt sie weg. Weg sind sie, plötzlich sind
sie weg. Was tun Sie? (GR Mag Wolfgang Jung: Ich bedanke mich bei der
SPÖ!) Gut, das ist auch eine Möglichkeit. Ich glaube jedenfalls, Sie regen
sich auf. Ich glaube, jeder Einzelne von Ihnen regt sich auf. Ich glaube, dass
jeder Einzelne von uns eines tun würde: Er würde nachschauen, was mit seinen
500 EUR passiert ist. Wo sind sie hingekommen? Wo sind sie abgeblieben?
Wie konnte es passieren, dass sie plötzlich weg waren?
Was
jeder Einzelne von uns mit simplem Hausverstand für 500 EUR machen würde,
ist genau das, was in diesem Fall seitens der Stadt unterbleibt! (GR Prof Harry Kopietz: Wenn man das
Beispiel ...!) Denn während jeder Einzelne von uns - noch einmal -
sich damit beschäftigt: wo ist mein Geld hin, wenn es einmal weg ist, ist es
offensichtlich für die Stadt Wien uninteressant, wenn ein Unternehmen, an dem
wir maßgeblich beteiligt sind, hunderte Millionen Verlust hat.
Das
sind auch Verluste für die Stadt. Denn selbstverständlich haben wir Verluste
erlitten! Erstens wäre das der Anteil an diesen 500 Millionen EUR
entsprechend der 20-prozentigen Beteiligung der Stadt. Das macht schon einmal
100 Millionen EUR, die in einer gewissen Art und Weise (GR Prof Harry Kopietz: Sie versteht es
immer noch nicht!), wenn Sie so wollen, unser Anteil am Schlamassel sind. (VBgmin Mag Renate Brauner: Das ist
aber nicht dein Ernst?)
Es
ist mein Ernst - und des Weiteren ist das mein Ernst, liebe Renate Brauner: Du
hast ja gesagt (Bgm Dr Michael
Häupl: Betriebswirtschaft, erstes Semester! - VBgmin Mag Renate Brauner:
Betriebswirtschaft, nulltes Semester!), dass die Stadt auch auf Grund der
Abwertung der eigenen Beteiligungen weiters mehrere Millionen Euro - wie viele
es genau sein werden, werden wir noch erfahren - Verlust erlitten hat. (VBgmin Mag Renate Brauner: Ist ja
unfassbar, so etwas Niveauloses!)
So
etwas Niveauloses, ja, so etwas Niveauloses: Ich wage es, hier von den
Verlusten der Stadt Wien zu sprechen, die mit hunderten Millionen beziffert
sind, und ich nehme zur Kenntnis, dass das niveaulos ist. (VBgmin Mag Renate Brauner: Du erfindest Zahlen ...! -
Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ja, ja, ich leiste mir diese Niveaulosigkeit.
Entschuldigung, so ist es (GR Prof Harry
Kopietz: Lieber Kollege Margulies, würdest du es erklären!): Die Stadt
erleidet Verluste, und die SPÖ, die diese Stadt allein regiert, findet es nicht
einmal für wert, eines zu tun: Zu kontrollieren, wie es zu diesen Verlusten
kam. (VBgmin Mag Renate Brauner: Das
ist unwahr! Auch das ist unwahr! Jeder Satz ist unwahr!)
An dieser Stelle kommt der erste Kernpunkt meiner Kritik. Es ist
verwunderlich - und selbst diese Reaktion ist verwunderlich (GR Prof Harry Kopietz: Liebe Kollegin
Vassilakou! Nimm Nachhilfe bei Margulies!) -, man lehnt sich in diesem
Sommer zurück, und das Erste, was man sagt, ist: Ich weiß von nichts. Das
Zweite, was man sagt, ist: Ich habe keine Einfluss. Und das Dritte, was man
sagt, ist: Ich sehe nicht die Notwendigkeit, dass der Rechnungshof prüft. (VBgmin Mag Renate Brauner: Genauso
unwahr! Absolut unwahr!) Das sind die drei Botschaften, die Sie uns in
diesem Sommer gegeben haben, manche davon direkt und manche indirekt (VBgmin Mag Renate Brauner: Unwahr,
unwahr!), indem Sie die stadteigenen Vertreter im Aufsichtsrat auch nicht
vorgeschickt haben, dafür zu kämpfen, dass der Rechnungshof prüft! (VBgmin Mag Renate Brauner: Unwahr!)
Wenn es unwahr ist: Bitte, bitte, hier herauskommen und es
richtigstellen! Bitte uns klarmachen, wie die Vertreter der Stadt Wien im
Aufsichtsrat dafür gekämpft haben wie die Löwen, dass der Rechnungshof prüfen
darf! (VBgmin Mag Renate Brauner:
Ein Aufsichtsrat kann kein Bundesgesetz ändern!) Man kann sich trotzdem
dafür aussprechen, man kann sich trotzdem dafür einsetzen, man kann es machen. (VBgmin
Mag Renate Brauner: Wir haben einer aktienrechtlichen Sonderprüfung
zugestimmt! Unsere Vertreter haben einer aktienrechtlichen Sonderprüfung
zugestimmt, im Gegensatz zu Niederösterreich! - Weitere Zwischenrufe bei SPÖ
und FPÖ.)
Ja,
genau darum geht es, und damit kommen wir wieder zu der Frage, wie es zur
Kostenexplosion kommt. Die Sonderprüfung wird über 1 Million EUR
kosten (VBgmin Mag Renate Brauner:
Sinnlos, mit euch zu reden!), und das Unternehmen hat sich mehrere
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