Gemeinderat,
50. Sitzung vom 09.09.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 37
der
praktisch alles treiben ließ und seiner Tätigkeit, Entscheidungen zu treffen,
nicht nachgekommen ist. Die Airport-Führung hat es verabsäumt, rechtzeitig mit
dem eisernen Besen auszukehren, obwohl sich das Debakel jahrelang abzeichnete.
Es gab irreführende Budgetansätze und natürlich das Problem Syndikatsvertrag
als Hauptursache, wobei die politische Einflussnahme klar gegeben ist und immer
irgendwelche politisch besetzte Posten neu besetzt wurden oder geblieben sind,
und die sind für das Debakel verantwortlich.
Im Gebiet zwischen Politik, Vorstand und Aufsichtsrat ist der
Syndikatsrat, wo weisungsgebundene Beamte der Stadt Wien tätig werden und tätig
sind und in direkter Verantwortung der sie Beauftragenden, also des Herrn
Bürgermeisters und der Finanzstadträtin, ihrer Tätigkeit nachgehen, wie zum
Beispiel Finanzdirektor Richard Neidinger. Wir wissen, die Verhältnisse sind
klar: Die beiden haben gegenseitig vereinbart, in der Hauptversammlung
gemeinsam abzustimmen - das ist gegenseitig besprochen -, und alle Positionen
werden gemeinsam und im Übereinkommen besetzt.
Abschließend kann man feststellen, dass die beiden großen Aktionäre
Wien und Niederösterreich eine beherrschende Stellung in dieser Flughafen AG
haben. Der Rechnungshof hat das ebenfalls in aller Deutlichkeit gesagt. Der
Syndikatsvertrag ist der Schlüssel zu allem, er zeigt hier in aller
Deutlichkeit auf, wie von Rot-Schwarz die Besetzung vorgenommen wurde.
Die Einigkeit, Herr Bürgermeister, hat allerdings offensichtlich
gelitten, sowohl in der Personalvertretung als auch im Verhältnis zu Herrn
Gabmann, der Gott sei Dank nicht diesen desaströsen Kurs, den die SPÖ noch
immer weiterführt, voll mitgemacht hat. Das muss man hier feststellen.
Ein Schmankerl noch, das wirklich interessant ist: In den „Oberösterreichischen
Nachrichten" wird festgestellt, dass von Ihren in den Vorstand entsandten
Funktionären versucht wurde, 700 000 EUR aufzuwenden, um die Prüfung
abzuwenden, indem man versucht hat, damit Gutachten zu betreiben, die das alles
verhindert haben. Geholfen hat es euch nichts! Es ist keine Frage, dass die SPÖ
in diesem Punkt klar verloren hat, und es ist ebenso klar, dass die SPÖ
gezwungen sein wird, die Konsequenzen zur Kenntnis zu nehmen, und der Herr
Bürgermeister und seine Finanzstadträte ihre Verantwortung dafür und die
Konsequenzen tragen werden.
Ich darf des Weiteren noch darauf hinweisen, dass ich der Meinung bin,
dass die Einsetzung einer Untersuchungskommission etwas sehr, sehr Wichtiges
ist. Es ist auch ein höchster politischer Erfolg, wenn es gelingt, alle drei
Oppositionsparteien in diesem Zusammenhang zu einem gemeinsamen Vorgehen zu
vereinigen.
Aber entscheidend ist noch etwas anderes, und zwar, dass aus einer
Untersuchungskommission auch etwas werden kann. Dieses „Werden kann" ist
leider in Frage zu stellen, wenn man sich ansieht, was bei der
Untersuchungskommission Otto-Wagner-Spital herausgekommen ist. Die SPÖ hat mit
ihrer Verzögerungstaktik, mit ihrer Mehrheit alles verhindert, um diesen
Ausschuss nicht zu einem Erfolg werden zu lassen, und hat ihn im Grunde zu
einer Farce werden lassen, gar keine Frage. Die Mehrheit hat alles bestimmt,
Termine und Sitzungen, die Amtsverschwiegenheit wurde in Einzelfällen nicht
aufgehoben. Die Vernehmung eines Sachverständigen ist ein besonderes Zuckerl,
weil dann dessen Vernehmung als Zeuge nicht möglich ist. Ablehnung von Zeugen
mit SP-Mehrheit, selbstverständlich ist das vorgekommen. Und dann wurde das
Ganze endlos hinausgezögert durch seiten- und kiloweise Verlesung von
Rechtsgutachten und Ähnliches mehr.
Hier wäre es, glaube ich, dringend notwendig, eine Veränderung zu
machen, um einer Untersuchungskommission in Zukunft die Möglichkeit zum Handeln
zu bieten. Dazu gehört - wir haben es teils gestern in einer Pressekonferenz
gesagt - die Einführung der StPO, der Strafprozessordnung, als teilweise
Geschäftsgrundlage, wie eben im Nationalrat. Ein qualifiziertes
Minderheitenrecht in Untersuchungskommissionen wäre von Wert. Die Berufung von
Zeugen sollte auch gegen die Mehrheit möglich sein. So wie es möglich ist, mit
30 von 100 Abgeordneten eine Untersuchungskommission einzuberufen, wäre es gut
und wünschenswert, wenn man hier gegen eine Zweidrittelmehrheit, zum Beispiel
mit 5 von 15, mit einem Drittel, diese Zeugenberufung durchsetzen könnte.
Eine Ablehnung von Beweisanträgen sollte nur mit Zweidrittelmehrheit
möglich sein, dass nicht eine Partei mit absoluter Mehrheit alles bestimmen
kann. Die Enthebung der Zeugen von der Amtsverschwiegenheit ist vorzunehmen,
aber zu ihrem Schutz selbstverständlich ein unabhängiger Verfahrensanwalt
beizuziehen, der ihnen zum Schutz zur Seite steht. Die Berufung als
Sachverständiger darf die weitere Berufung als Zeuge nicht ausschließen.
Vielleicht wäre es noch von Wert, wenn wir die Abschaffung jener Fünfjahresregel
zusammenbrächten, dass ein Gemeinderat in Wien nur zwei Mal in der
Legislaturperiode die Einrichtung und Einberufung einer Untersuchungskommission
unterschreiben darf.
Ich glaube, das wären Dinge, die der Demokratie in Wien gut täten und
wichtig wären. Natürlich ist das verfassungsändernd, das geht nur mit Hilfe der
SPÖ und mit Zustimmung der SPÖ, dass man hier zu Schritten kommt, um eine
Untersuchungskommission zu einem lebendigen Gremium zu machen, das imstande
ist, sich mit den Dingen auseinanderzusetzen und zu klaren Ergebnissen zu
kommen.
Abschließend noch zum Verhältnis zwischen Untersuchungskommission und
Rechnungshof: Ich glaube, die Untersuchungskommission wird vor allem die
politische Verantwortung der handelnden Personen in Wien zu beurteilen haben.
Die materiell-rechtliche Prüfung der wirtschaftlichen Angelegenheiten wird der
Rechnungshof machen, das kann er auch sehr gut.
Ich
glaube, wir können feststellen, die Verantwortlichkeit in Wien - das kann man
schon vorwegnehmen - des Herrn Bürgermeisters und der Frau Finanzstadträtin für
das Debakel der von ihnen entsandten Funktionäre
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