Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 103 von 118
mit
37 Millionen EUR einen sehr, sehr großen Anteil am Budget. Es ist
aber doch eine gewaltige Provokation, wenn man weiß, dass dieses Theater erst
vor zehn Jahren saniert wurde. Jetzt wurde erst wieder eine so genannte
Funktionssanierung durchgeführt, mit einer neuen Bühnentechnik, mit
zweigeschoßigem Dachausbau, aufklappbarem Dach, also auch bei Schönwetter unter
freiem Himmel. Das ist alles sehr schön und faszinierend, auch Kellerausbau,
Unterbühne, aber man kann doch, bitte, nicht alle zehn Jahre so ein Haus
umbauen! Zuerst waren 34 Millionen EUR geplant, mittlerweile sind wir
bereits bei 47 Millionen EUR für die Sanierung angelangt. Man sieht,
es stellt sich das Ronacher auch als Fass ohne Boden heraus.
Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Solange es in Wien baufällige Schulgebäude
gibt, solange es in Wien junge Menschen ohne Lehrstellen gibt oder solange es
in Wien auch ein Sicherheitschaos gibt, dem man mit diesen Beträgen zumindest
teilweise entgegenwirken könnte, kann ich mir solche Renovierungen eben nicht
vorstellen, wenn man hier in Wien ernsthaft Politik betreiben will.
Ein
Thema, das uns natürlich auch am Herzen liegt und das wir morgen im Ressort
Bildung und Jugend diskutieren werden, weil es dort auch hingehört, sind die
Musikschulen. Aber natürlich sind die Musikschulen auch eine Grundlage für eine
kulturelle Entwicklung in Wien, deswegen sei das hier kurz gestreift. Wir haben
es schon oft gesagt, aber man kann es nicht oft genug wiederholen: In
Oberösterreich mit 1,4 Millionen Einwohnern gibt es 67 Musikschulen, und
57 000 Schüler dürfen sie besuchen. In Wien gibt es 1,8 Millionen
Einwohner, 17 Musikschulen und 5 000 Schüler, die hier die Musikschulen
besuchen. 1 000 hätten gerne einen Platz, bekommen diesen aber nicht,
obwohl sie gerne eine Musikschule besuchen würden.
Deswegen
erneuern wir auch heute unsere Forderung, unsere freiheitliche Forderung nach
einem Musikschulgesetz. Wir werden von diesem Thema sicher nicht heruntergehen
und Sie auch laufend daran erinnern, meine sehr geehrten Damen und Herren! Denn
das ist uns wichtig.
Das
hat auch Herr Prof Michael Frischenschlager gesagt, der ehemalige Direktor der
Wiener Musikhochschule. Ich zitiere: Von den Musikschulen hängt die Zukunft des
Musiklandes Österreich ab. Auch Nikolaus Harnoncourt oder Otto Schenk haben
gemeint, es sei ein Verbrechen, wenn Kindern eine musikalische Ausbildung
vorenthalten wird.
Aber
leider besteht anscheinend hier im roten Wien kein Interesse daran, kein
Interesse der SPÖ, etwas zu ändern. Es liegt auch der Verdacht nahe, dass der
Musikstandort in Wien zerstört werden soll. Aber wir als Freiheitliche
wollen das nicht. Wir wollen, dass hier auch ein Nachwuchs gedeihen kann, damit
die Musikhauptstadt Wien erhalten bleibt.
Die Wiener Festwochen sind vielleicht auch
erwähnenswert. 11 Millionen EUR bekommen sie bei einer 30-prozentigen
Auslastung. Unsere Kritik ist auch vollkommen klar: Es wird immer mehr zum
Minderheitenprogramm, es gibt immer mehr internationale Produktionen, und es
gibt immer weniger Wien-Bezug. Da gibt es einen ehemaligen Revolutionär Luc
Bondy, der gleich einmal einen Zehnjahresvertrag bekommt, der fast einen
Beamtenstatus hier in Wien erhält, oder den Regisseur Peter Sellars, der auch
einen zehnjährigen Vertrag als fix Angestellter, als quasi Beamter hier im
roten Wien bekommt. Da wurden eben krisensichere Jobs für diese Herrschaften
geschaffen.
Jetzt sagt der Kontrollamtsbericht über die letzte
Periode, dass bei manchen Vorstellungen der Besucherplatz mit bis zu
1 200 EUR subventioniert wird. Das sind ja wirklich unvorstellbare
Summen, wenn man das zum Beispiel mit den Budgets bei den Bezirksfestwochen
vergleicht! Da wird einfach unangemessen gefördert, und das zieht sich wie ein
roter Faden durch die Kulturpolitik hier im roten Wien.
Aber im Gegensatz dazu gibt es auch Stiefkinder. Zum
Beispiel die Musikschulen habe ich schon erwähnt, aber es sind auch die
Bezirksmuseen. Der Jüdische Friedhof ist auch ein Stiefkind, oder die
Denkmalpflege, es gibt nur 1 Million für die Denkmalpflege. Das muss man
sich vorstellen: 47 Millionen für das Ronacher, und 1 Million für die
Denkmalpflege! Die Bezirksmuseen bekommen 787 000 EUR für alle
23 Bezirke im Jahr.
Es gibt also sehr, sehr viele Beispiele, die man hier
nennen kann, für eine völlig falsche Prioritätensetzung. Zum Beispiel das WUK
erhält ständig eine Subvention von über 1 Million EUR, auch im Jahre
2008, obwohl es von den Betreibern fast zur Konkursreife geführt wurde. Oder
die Zeitschrift „k2", eine ganz eindeutige Werbung für die
Landeshauptleute Häupl und Pröll, die hier im Hochglanzformat beworben werden.
Weitere Beispiele: Das „Theater zum Fürchten"
bekommt 300 000 EUR an Förderung, es gibt keine nachvollziehbaren Abrechnungen
und keine unabhängigen Rechnungsprüfer. Oder der Theaterverein Gumpendorf: Dort
haben sie zu 94 Prozent Förderung und zu 6 Prozent Eigenleistung,
eine Auslastung von um die 45 Prozent, 23 Prozent Freikarten, also
beträgt die Förderung pro Besucher 110 EUR. Das ist einfach nicht mehr
verhältnismäßig.
Ihre Kulturpolitik zieht sich hier wie ein roter
Faden weiter. Der Verein Netzzeit: überhaupt ein Skandal, da sich der Obmann
und seine Frau, die Kassierin ist, anscheinend selbst die Honorarnoten auszahlen!
Sie bekommen 400 000 EUR im Jahr. In den letzten zwei Jahren gab es
in Wien ungefähr zu 50 Prozent Freikarten, und wenn sie außerhalb von Wien
tätig sind, ist sowieso alles frei. Hier finanziert die Gemeinde Wien mit
1,6 Millionen EUR innerhalb von drei Jahren einen Verein, der
gesetzeswidrige Statuten hat oder hatte, wo keine Wahl von Rechnungsprüfern
nachweisbar ist, wo Obmann und Kassier, wie schon erwähnt, familiär gebunden
sind, wo Krankenkassenbeiträge nicht bezahlt werden, und so weiter, und so
fort.
Aber das ist nur die Spitze des
Eisbergs, im roten Wien geht es ja auch sehr bunt zu. Man sieht auch an
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular