Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 89 von 118
zu den Gefängnissen ganz kurz etwas gesagt hat und
eine Homepage mit Gefängnissen zitiert hat. Es gibt ein sehr schönes Buch von
Michel Foucault „Überwachen und Strafen, die Geburt des Gefängnisses“. Das ist
härter angelegt als das, was hier verlesen wurde. Aber über ein Gefängnis darf
man sich unterhalten, ob das einen Sinn macht oder nicht. Welchen Sinn das in
einer Gesellschaft erfüllen kann, das könnte man auch auf höherem Niveau
machen. Und wer nicht nur den „Schatz vom Silbersee“ lesen möchte – den ich
auch gelesen habe, aber das ist schon länger her, in der Zwischenzeit waren
auch ein paar andere Bücher dabei –, dem würde ich auch dieses Buch gerne ans
Herz legen. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Ing Mag Dworak. Ich bitte ihn zum Rednerpult.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter
Herr Vizebürgermeister! Meine Damen und Herren!
Das Budget der Geschäftsgruppe Wohnen wurde mit mehr
als 6 Prozent überzogen. Offensichtlich ist ein Überziehen des Budgets mit
keinen besonderen Konsequenzen verbunden. Wir haben auch festgestellt, dass im
letzten Jahr die Post „Wohnhaussanierung“ um mehr als 20 Prozent den
größten Zuwachs hat. Das ist zwar lobenswert, es erscheint uns aber trotzdem
etwas zu wenig, denn diese Ausgaben sind ... (Heiterkeit bei den GRen
Heinz Vettermann und Dr Kurt Stürzenbecher.) Zu wenig, in dem Fall zu
wenig, man kann ja umschichten. (Weitere Heiterkeit bei GRin Nurten Yilmaz
und GR Peter Florianschütz.) Aber das Thema, mit dem ich mich beschäftigen
möchte, ist ungefähr dasselbe wie das meines Vorredners StR Ellensohn. Es geht
natürlich um Wiener Wohnen.
Beginnen wir mit dem Rechnungsabschluss von Wiener
Wohnen. Er weist wieder einmal einen Verlust auf, diesmal von
102 Millionen EUR. Jetzt steht in der Bilanz eine halbe Milliarde
Euro minus und die Bankschulden von 2,2 Milliarden EUR sind ganz
beträchtlich. Ich frage mich, wann diese Schulden jemals zurückgezahlt werden.
Die Verluste sind nämlich praktisch ident mit den jeweiligen gesamten
Zinszahlungen für die ausstehenden Kredite. Auf der einen Seite stehen
8,8 Milliarden EUR als Aktiva für den Bestand der 210 000 oder
215 000 Wohneinheiten in rund 2 000 Objekten. Aber ich frage mich bei
einem Schuldenstand von 2,2 Milliarden EUR langsam: Wann wird das Problem
jemals gelöst werden?
Wir kommen zu einem Lieblingsthema, das neuerdings
auch der Herr Bürgermeister erkannt hat, zu den Hausmeistern, den Wiener
Hausmeistern. Wir kennen das und wir haben, du weißt und der Herr Stadtrat weiß
es, ihr habt bekanntlicherweise noch immer 2 500 Hausmeister und ihr könnt
jederzeit neue Hausmeister einstellen, nur nicht mit den alten Privilegien, und
um das geht es. Wir wollen nicht die alten Privilegien fortsetzen. Darum hat
man ja einmal dieses Gesetz außer Kraft gesetzt. (Beifall bei der ÖVP.)
Zum Thema Hausmeister-neu. Ein netter SPÖ-Kollege aus
dem 12. Bezirk hat gesagt: „Na ja, das ist ja eigentlich nur ein großer
Schmäh. Jetzt werden wir sie fordern, um unsere Leute ein bissel zu beruhigen.“
Also wenn selbst die eigenen Genossen sagen, dass das alles nicht so ist wie
der Herr Bürgermeister und der Vizebürgermeister es fordern, dann frage ich
mich: Wo bleibt die Ehrlichkeit bei dem Geschäft?
Der zweite Punkt: Betriebskosten. Wir haben heute
schon Etliches von Betriebskosten gehört. Wir wissen, dass kaum ein Gemeindebau
Aktiva hat, also Mietzinsreserve. Wir werden das große Problem haben, dass wir
in Zukunft bei der Sanierung viele Ärgernisse haben, weil die gesamten
Rücklagen aufgebraucht sind und es sich hier immer wieder um überhöhte und
ungerechtfertigte Betriebskosten handelt. Ich denke nur im Hugo-Breitner-Hof,
wo der StR Ellensohn gesagt hat, dass Ende Juli die Verhandlung über die
Sanierung beziehungsweise über die Betriebskosten stattfinden wird. Da ist ja
nicht einmal mehr die Schlichtungsstelle eingeschaltet worden, sondern man ist
gleich zum Bezirksgericht gegangen, also sehr eigenartig und sehr bemerkenswert
in diesem Fall.
Kommen wir zur AußenbetreuungsGmbH und
HausbetreuungsGmbH in einem. Offenbar hat man mit dem schnellen Wachstum der
AußenbetreuungsGmbH die gärtnerische Sanierung nicht in den Griff bekommen und
das Umstellen von Privatgärtnern auf die AußenbetreuungsGmbH hat hinten und
vorne nicht funktioniert. Im konkreten Fall im Hugo-Breitner-Hof hat man
offiziell sieben Mal einen Grasschnitt verrechnet, aber man hat nur fünf Mal
geschnitten und in Wirklichkeit hat man nur vier Mal geschnitten und die Kosten
waren 85 000 EUR. Man hat 8 500 EUR als Refundierung
angeboten, eine Reduktion von nicht einmal 10 Prozent bei gleichzeitig
30 Prozent reduzierter Schnittleistung. Ich frage mich, wer kann hier
nicht multiplizieren und dividieren?
Kommen wir zur Mietermitbestimmung und den
Mieterbeiräten. Kaum ein Mieterbeirat hat meines Wissens nach wirklich das
Wissen, das voraussetzt, dass er auch jede Post der Betriebskostenabrechnung
kontrollieren kann. Und ich stelle nach wie vor hier an dieser Stelle die
Frage: Wie wird das in Zukunft sein, denn man kann zum Beispiel einen
Mieterbeirat, einen 80-Jährigen, der nicht einmal mehr alle Gliedmaßen hat, mit
diesen wirklich komplizierten Aufgaben betreuen. Da frage ich mich schon, ob
hier nicht eine Prise Zynismus ist. Der 80-Jährige kann weder mit dem Computer
umgehen noch kennt er sich bei den Betriebskosten aus, aber von der SPÖ ist er
eingesetzt worden. (GR Dr Alois Mayer: Na vielleicht ist er gescheit? –
Aufregung bei GR Heinz Vettermann.)
Kommen wir zu Handwerkerleistungen. Die Unsitte,
Pauschalen einzuführen, öffnet der Korruption Tür und Tor, denn die Rechnungen,
die Betriebskostenabrechnungen, werden ja gar nicht mehr im Einzelnen
kontrolliert und hier wird oft die Hand aufgehalten, leider, wir hören das
immer wieder.
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