Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 118
Herausforderung mit dem Kollegen Chorherr. Das
schnelle Googeln in der Bank hat durchaus Vorteile, nämlich den Vorteil des
Aufbesserns der Allgemeinbildung auch meiner Person, was Kopenhagen betrifft.
Man sieht das an Ihrem Beispiel, das durchaus ein tolles ist, das unterschreibe
ich. Man muss sich anschauen, wie es Kopenhagen mit seiner kleinräumigen
Struktur geschafft hat, auf diesen Fahrradanteil zu kommen. Ich gebe Ihnen
recht, wir werden uns sehr anstrengen müssen, dass wir das engagierte Ziel von
8 Prozent auch tatsächlich erreichen. Wir sind auf einem guten Weg, aber
wir werden uns anstrengen müssen. (Aufregung bei GR Mag Rüdiger Maresch.) Das
unterschreibe ich Ihnen. Aber wenn Sie beim Beispiel Kopenhagen verschweigen
oder gerade nicht daran gedacht haben zu erzählen, dass Kopenhagen 508 000
Einwohner hat, ziemlich eben ist und von der Struktur her nicht die Dichte hat
wie viele andere und im Verhältnis dazu auch wesentlich größere Querschnitte
hat, was die Straßen betrifft, dann halte ich das Beispiel zwar für interessant
und diskutierbar, nur ist das auf Wien nicht umlegbar, weil zwischen dem, was
Wien 2020 mit 2 Millionen an Einwohnern haben wird und ein Viertel davon
in Kopenhagen mit der Tendenz, dass es keine Wachstumsstadt ist, dass die dort
keinen nennenswerten Zuzug haben, dass sich dort auch nicht die
europäische ... (GR Mag Christoph Chorherr: Ich verstehe nicht, warum
Zuzug?) Nein, weil sich grundsätzlich von der Menge der Menschen, die dort
wohnen, Verkehrslösungen ableiten lassen. Sie haben uns beispielweise auch
nicht gesagt, dass Kopenhagen 2002 die Metro aufgesperrt hat und das gefeiert
hat, Herr Stadtrat. Das heißt, bis dahin hat sich Kopenhagen keines dieser
Massenverkehrsmittel geleistet, ganz im Gegenteil. Im innerstädtischen Bereich
von Kopenhagen hat es gar nichts gegeben. Was Sie auch nicht gesagt haben, ist,
dass es eine kaum nennenswerte S-Bahn in die Vororte gegeben hat und Kopenhagen
sonst nichts angeboten hat.
Ich denke mir, ich schätze den Diskurs mit Ihnen,
Kollege Chorherr, aber wir sollten bei diesen Beispielen, die partiell
sicherlich einen gewissen Wert haben, uns die Rahmenbedingungen sehr wohl
ansehen und da lässt sich nun einmal Kopenhagen mit Wien kaum oder gar nicht
vergleichen. Das sollte man der Ehrlichkeit halber auch sagen, wenn man etwas
in den Raum stellt, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)
Die Kollegin Gretner - und da möchte ich auch die
Frage Wertigkeit einmal mehr in den Raum stellen - hat bekrittelt, dass die
Transparenz der Wettbewerbe, die Transparenz der Ergebnisse verbesserungswürdig
wäre. Keine Frage, alles ist verbesserungswürdig, nichts ist 100 Prozent.
Aber wenn ich mir anschaue, dass gerade das die Punkte sind, wo Planungsausschüsse
beispielsweise aus Budapest, aus Prag, letzte Woche Budapest - ich hatte selber
den Vorzug, Gastgeber sein zu können - bei uns sind und fragen, wie
funktioniert das, wie schafft ihr das, dass ihr diese Zuzugsprognose bis 2020
in einer derart geregelten Form, in einer derart qualitätssicheren Form
zusammenbringt, dass ihr über jedes der Gebiete Wettbewerbe,
Architektur-Wettbewerbe und das mit Qualitätssicherung zusammenbringt. Also ich
kann mir nicht vorstellen, dass wir uns dann gerade an jenen Städten ein
Vorbild nehmen sollen, so wie das die Kollegen von der ÖVP sagen, die zu uns
kommen und uns fragen: Wie schafft ihr das? Also entweder wissen die selbst
nicht, wie es in ihren Städten zugeht, dann würden sie nicht zu uns kommen oder
irgendwas stimmt mit der Realitätsvermittlung zwischen uns allen da in diesem
Raum nicht wirklich hundertprozentig, weil sonst die Realität nicht so ganz
anders aussehen könnte. Und, meine Damen und Herren, wenn wir uns ansehen, wie
diese Mercer-Studie tatsächlich ihre Umsetzung findet, wie tatsächlich
qualitätssichernd diese Stadt sich entwickelt, wie tatsächlich ökologische
Mobilitätsantworten gefunden werden, dann wissen wir, dass die Wienerinnen und
Wiener bei den letzten Wahlen recht daran getan haben, der Sozialdemokratie die
Mehrheit zu geben.
Lassen Sie mich die letzten zwei Minuten dazu nutzen,
was der Kollege Mahdalik bezüglich des Fluglärms gesagt hat. Ich kann es kurz
machen: Gesundheitsschädigend ist selbst nach den strengen Grenzwerten der
Weltgesundheitsorganisation, die wesentlich strenger sind als die europäischen,
kein einziger Punkt in Wien. Nicht nur wir sagen das, sondern auch der Herr
Umweltminister sagt das, denn wenn man sich die Lärmkarten anschaut, die den
Fluglärm betreffen, dann sagen sie wortwörtlich aus, dass sieben Personen im
Einzugsgebiet leben, wo Aktionspläne gewünscht werden. Sieben Menschen! Nach
der Weltgesundheitsorganisation haben wir kein einziges Problemfeld und die
Lärmtätigkeit, meine Damen und Herren, geht zurück. Wenn Sie mir sagen, dass
Sie einen Weg gefunden hätten, wie man bei Südostwind den Flughafen
Wien-Schwechat anfliegen kann, ohne Wiener Gebiet zu berühren, dann muss ich
sagen, es gibt diese Möglichkeit und zwar den Wiener Flughafen zusperren und
sagen, er lässt sich nur bei Westwind anfliegen. Eine andere Möglichkeit gibt
es nicht. Das Beidrehen über dem Zentralfriedhof, wie Sie es nett genannt
haben, hat dann durchaus symbolhafte Wirkung, denn wenn Sie den gesamten
Verkehr so handlen wollen, dann ist der Zentralfriedhof für viele der
Passagiere durchaus ihre letzte Station. Wenn Sie das tatsächlich so wollen,
wenn Sie tatsächlich glauben, dass man den Leuten etwas versprechen kann, was
einfach nicht einhaltbar ist, dann machen Sie weiter so. Unser Weg ist es nicht.
Wir schenken den Menschen reinen Wein ein und wir sagen ihnen ehrlich, woran
sie sind. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich denke mir, meine Damen und
Herren, es gibt keine Region Europas, die derzeit so spannend ist, wie die
Centrope-Region. Aus gutem Grund ist das Herz der Centrope-Region die Stadt
Wien. Das haben wir dieser Politik zu verdanken, die keine hundertprozentige
ist, denn wenn wir immer 100 Prozent erreichen würden, dann würden wir
auch keine Programme für die Zukunft machen müssen. Aber die Wienerinnen und
Wiener und unsere Partner in der Centrope-Region wissen, dass wir
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