Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 118
werden.
Aber lassen Sie mich auch zum Thema Soziales noch
einige Worte sagen. Neben den arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen der Stadt Wien
war es auch stets ein zentrales Anliegen, differenzierte Angebote zur
Unterstützung benachteiligter oder in Not geratener Menschen bereitzustellen.
Meine Damen und Herren! Niemand soll glauben, dass er
gegen Schicksalsschläge automatisch gefeit ist. Persönliche Lebensumstände
können sich von heute auf morgen rasant verändern. Soziale Bedürftigkeit ist
mit vielen Folgen verbunden, auch mit gesellschaftlichem Akzeptanzverlust, mit
dem Gefühl, ohne eigenes Verschulden ausgegrenzt zu werden, nicht nur vom
Konsum materieller Güter, sondern auch durch die sich hartnäckig haltenden
Vorurteile, zum Beispiel: Wer arbeitslos ist, ist bloß zu faul zum Arbeiten und
liegt den anderen auf der Tasche; jeder, der will, bekommt einen Arbeitsplatz.
- So ist es nicht, aber so lautet eines der gängigen Vorurteile. Ein anderes
betrifft die SozialhilfeempfängerInnen, denen nicht gerade selten
Schmarotzertum unterstellt wird.
Es ist eine Tatsache - und Herr Margulies hat das
heute schon angedeutet -, dass die Anzahl der Sozialhilfeempfänger auch im
vergangenen Jahr wieder gestiegen ist und durch die derzeitige Wirtschaftskrise
bedauerlicherweise noch weiter steigen wird. Aber ich denke, es ist die Stadt,
die hier helfend eingreift und ein soziales Netz schafft, sodass jeder, der
Hilfe braucht, diese Hilfe auch entsprechend bekommt.
Wien als soziale Stadt, in der die Solidarität und
das gelebte Miteinander die Grundpfeiler der politischen Zielsetzung darstellen
- das ist keine inhaltsleere Worthülse, sondern das bestimmende Leitmotiv der
Stadtpolitik. Es geht uns eigentlich nicht um das Schönen, sondern wir wollen
die Tatsachen, die hier in der Stadt wirklich passieren, darstellen. Es geht
uns auf die Nerven, wenn hier immer billige Polemik auf Kosten sozial
Schwächerer betrieben wird.
Uns geht es um das Wohl aller Bürgerinnen und Bürger
der Stadt, und dazu gehört es, dass gezielt jene Menschen mit Angeboten und
Leistungen unterstützt werden, die benachteiligt sind. Daher wird vom
Gesamtbudget im Ausmaß von 11 Milliarden EUR rund ein Viertel in
sinnvolle Maßnahmen der Bereiche Gesundheit und Soziales investiert.
Zu den gesetzten Maßnahmen zählt auch der Ausbau der
SeniorInnenwohnhäuser im Bereich der Stadt Wien, um den älteren Menschen einen
würdigen letzten Lebensabschnitt zu ermöglichen, die Unterstützung und Hilfe
für wohnungslose Menschen - das war mir in meiner politischen Arbeit immer ein
ganz besonderes Anliegen - sowie die Angebote, die wir für drogenabhängige
Menschen oder für Punks schaffen.
Bedarfsgerechte, leistbare und qualitativ hochwertige
Dienstleistungen kennzeichnen die Angebote der Stadt Wien, aber auch der
privaten Trägervereine und speziell der Trägervereine für Menschen mit
Behinderung. Von der Frühförderung über integrative Ausbildungsangebote,
Beschäftigungs-, Rehabilitations- und Integrationsprojekte, Freizeiteinrichtungen,
den Fahrtendienst, das Mobilitätskonzept bis hin zu Wohnmodellen und
Pflegeeinrichtungen reicht das Spektrum, das sich an den Bedürfnissen der
Wienerinnen und Wiener orientiert. KundInnenorientierung und verstärkte
Servicequalität werden ganz groß geschrieben.
Die starke Nachfrage nach diesen sozialen
Unterstützungsleistungen zeigt uns, dass der viel gepriesene Markt eben doch
nicht alles selbst regeln kann und die Rückkehr zu größerer sozialer Sicherheit
nur durch aktives Eingreifen des Staates und in diesem Fall der Stadt möglich
ist. Ich finde es auch sehr, sehr positiv, dass eine Arbeitsgruppe der
Sozialdemokratie darüber nachdenkt, wie man eine gerechtere Verteilung der
Mittel erreichen kann. Denn das ist ganz besonders notwendig zur
Armutsbekämpfung.
Wir stehen aber für nachvollziehbares und
kontrolliertes wirtschaftliches Handeln öffentlicher Betriebe und
Einrichtungen, und wir stehen nicht für die Privatisierung öffentlicher
Dienstleistungen. Ich glaube, das hat auch unser Bürgermeister in der
Pressekonferenz sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Wir stehen für das
Gemeinsame und das Verbindende aller Wienerinnen und Wiener und arbeiten aktiv
gegen jeden Versuch, Hass und Zwietracht zwischen Volksgruppen zu säen.
Ich denke - und das möchte ich auch heute in Richtung
der FPÖ sagen -, es kann für eine Gesellschaft nicht gut sein, wenn man hier
versucht, sozusagen die Inländer und die Ausländer auseinanderzudividieren, und
wenn man versucht, immer wieder ... (GR Mag Wolfgang Jung: Sie schaffen
es nicht, sie zusammenzubringen!) Wir schaffen das, und Sie sehen ja auch,
dass wir hier wunderbare Einrichtungen haben (StR Johann Herzog: Das sieht
man täglich!), die in vielen, vielen Projekten versuchen, Lösungen zu
finden. Es ist nicht so einfach, aber wir versuchen zumindest, Lösungen zu
finden (StR Johann Herzog: Das sieht man täglich, wie Sie sie
zusammenbringen!), während Sie immer nur plakativ die Dinge aufzeigen und
so Hass und Zwietracht schüren! (Beifall bei der SPÖ.)
Die Stadt Wien ist ja seit Jahrhunderten, wie wir
wissen, eine Einwanderungsstadt und wird auch in Zukunft Zuwanderer anziehen. (StR
Johann Herzog: „Seit Jahrhunderten" ist weit übertrieben! Ist falsch!)
Verschiedene Kulturen und Volksgruppen haben diese Stadt zu dem gemacht, was
sie heute ist, und wir alle sollten Zuwanderung als Potenzial und nicht als
Gefahr wahrnehmen. Voraussetzung dafür ist eine aktive Einflussnahme auf die
Zuwanderung, und die Stadt Wien hat hier mit der Errichtung der Wiener
Zuwanderungskommission richtige Schritte gesetzt.
Gerade in den letzten Monaten, in
denen sich widerwärtige und beschämende Ereignisse rund um die Gedenkfeiern in
ehemaligen Konzentrationslagern zugetragen haben, wurde deutlich, dass es die
Pflicht der Politik ist, demokratiegefährdenden Tendenzen klar und entschieden
entgegenzutreten. Jede dieser oft verharmlosend als Lausbubenstreich
bezeichneten Dummheiten
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