Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 118
diese nach ein, zwei Wahlniederlagen mit Sicherheit
kommt, weil das Wiener Wahlvolk ganz genau weiß, in welche Richtung diese
Entwicklung geht und wer an dieser Entwicklung schuld ist. (GR Ernst Nevrivy: Ihr seid nur Fünfter!) Ich glaube, dass der
Bürgermeister nach einiger Zeit, nach einer Anstandsperiode, selbstverständlich
hergehen und all das, was wir jetzt unter dem Titel Sicherheitswacht fordern,
unter irgendeinem anderen Namen einführen wird und Herr Lindenmayr kann
überzeugt werden, dass die auch mit irgendetwas ausgestattet sein werden, nur
der Bürgermeister wird es mit Rücksicht auf die Geschichtsmentalität der SPÖ
nicht Schlagstock nennen! (Beifall bei
der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr GR Dipl-Ing Margulies.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Bevor ich zur wirklichen Auseinandersetzung mit dem
Rechnungsabschluss der Stadt Wien komme, Bezug nehmend auf die Vergangenheit,
ausblickend in die Zukunft, möchte ich die ersten zwei Minuten dazu benützen,
um mich als Oppositionspolitiker deutlich von einer anderen Oppositionspartei
abzugrenzen. (GR DDr Eduard Schock: Wer hätte das gedacht?) - Wer hätte
das gedacht?
Wir haben bis jetzt vom Kollegen Schock und vom
Kollegen Herzog 45 Minuten lang heiße Luft gehört, um eine zentrale These
immer wieder aufs Neue zu postulieren: Die Zuwanderer sind schuld an der
Unsicherheit, die in Wien permanent steigt. - Das ist falsch! (StR Johann Herzog: Haben Sie nicht
zugehört? Die SPÖ ist schuld!) Das sind einfache Lösungen, das sind
verhetzerische Lösungen! Und Doran Rabinovici hat bei der Lichterkette vergangenen Donnerstag zu Recht
festgestellt: „Der eigentliche Skandal ist, wie gewöhnlich es geworden ist, den
Hass gegen Muslime, gegen Asylwerber, gegen Zuwanderer, auch gegen Juden wieder
zu schüren. Ich kann mich nicht gewöhnen, ich will mich nicht gewöhnen an die
Hetze des Boulevards. Ich will mich nicht gewöhnen an Rassismus." (Beifall bei den GRÜNEN. - GR Dr Herbert
Madejski: Der grüne Rassismus!)
In diesem Zusammenhang spricht er dann auch davon,
dass es nicht genug ist, über Toleranz zu sprechen: „Denn gegen die Angstmache
hilft nicht der Rückzug, sondern Zivilcourage. Das Gegenteil von Faschismus ist
eben nicht Toleranz. Im Gegenteil, Toleranz ist die Huld des Herrschers für den
Untertan. Toleranz ist, wenn der Mächtige das Atmen des Schwachen eben noch
duldet und der Schwache dafür dulden muss das Herrschen und das Rad an der
Macht. (GR Dr Herbert Madejski: Es hört
nicht einmal der eigene Klub zu! Es hört dir keiner zu!) Nicht Toleranz,
sondern Gleichberechtigung. Nicht Gnade, sondern Menschenrechte. Nicht Gunst,
sondern Respekt brauchen die Citoyens. Nicht weniger können und nicht weniger
dürfen wir fordern. Gegenüber Rassismus, rechtsextremer Hetze und
neonazistischen Aufmärschen will ich nicht tolerant sein." - Diesem
Redebeitrag von Doran Rabinovici kann ich mich nur anschließen. (GR Dr Herbert Madejski: Da kämpft einer ums
Leiberl!)
Es ist inakzeptabel, wenn die Budgetdiskussion über
den Rechnungsabschluss von der FPÖ damit begonnen wird, auf Zuwanderer zu
schimpfen, gegen Moslems Stimmung zu machen. In dieser Art und Weise eine
Budgetdiskussion zu führen, führt sich selbst ad absurdum. Davon distanziere
ich mich! (Beifall bei den GRÜNEN. - GR
Dr Herbert Madejski: Jetzt hast du um dein Leiberl gekämpft! Jetzt gewinnst du
vielleicht sogar Stimmen! Übers Internet kriegst du Stimmen!)
Jetzt kommen wir zur Einleitung von Frau StRin
Brauner. Sie hat sich gewünscht, Fairness und Sportsgeist sollen den
Rechnungsabschluss dominieren, nur es handelt sich um keinen Wettkampf. Diese
Diskussion um den Rechnungsabschluss stellt vielmehr klar, welche Versäumnisse
letztendlich in den vergangenen Jahren und vor allem auch im letzten Jahr am
Beginn der Wirtschaftskrise getroffen wurden.
Man kann, wie es der Kollege Lindenmayr gemacht hat,
darüber jubeln, dass die Ausgaben im Sozialbereich gestiegen sind, dass die
Ausgaben beim FSW gestiegen sind. Aber, Kollege Lindenmayr, ich frage Sie ganz
bewusst: Sind die Leistungen gestiegen oder sind die Bedürfnisse gestiegen? (GR
Siegi Lindenmayr: Beides!) Beides? Die Leistungen minimal, die Bedürfnisse
extrem stark. Wenn man die Mercer-Studie als zentrales Kriterium hernimmt und
dann feststellen muss, dass die Anzahl der SozialhilfebezieherInnen in Wien um
30 Prozent steigt und davon ausgehen muss, dass das heuer und auch
nächstes Jahr so weitergeht, dann ist es mir fast egal, ob wir Platz 1 der
Mercer-Studie haben. Wenn es mir um die Bevölkerung in Wien geht, dann sage
ich, es ist eine Katastrophe, wenn über 100 000 Menschen
SozialhilfebezieherInnen werden, wenn in Wien immer mehr Menschen arbeitslos
werden, dass dann diejenigen, die bei der Mercer-Studie befragt werden, Wien
immer noch als lebenswert befinden. Das finde ich sehr angenehm. Ich sage ganz
offen, ich empfinde Wien auch als sehr lebenswert.
Da erlaube ich mir einen kurzen
Schwenk. Das ist das Einzige, was ich zu Niederösterreich sage:
1 Milliarde EUR Verlust bei Wohnbaudarlehen, das bringt nicht einmal
die Stadt Wien zusammen. (GRin Nurten
Yilmaz: Ha ha!) Wir kommen dann noch zu den
Summen der Stadt Wien, aber so ist es ja nicht. 1 Milliarde EUR! Es
ist ein Wunder und ein politisches Sittenbild in Niederösterreich, dass da noch
überhaupt niemand gegangen ist! Ich will nicht wissen, was die ÖVP in Wien
sagen würde, wenn 1 Milliarde EUR Wohnbaudarlehen an Wertpapieren
verzockt werden würden! Da würden Sie schon schreien: Lieber Bürgermeister,
geh', liebe Finanzstadträtin, geh'! Das höre ich nicht von Ihnen! Erwin Pröll
ist seit Jahren mit seinem Finanzlandesrat der oberste Zocker und noch nie habe
ich von der Wiener ÖVP gehört, ein unfähiger Politiker, er soll endlich gehen!
Wenn, dann messen wir mit dem gleichen Maß. In Wien haben wir auch einige
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