Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 118
eine Reihe von Vorschlägen, die wir im Einzelnen noch
besprechen werden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, noch kurz zum
Thema Sicherheit, ein paar Minuten habe ich ja noch: Die Zustände eskalieren
fast in täglichen Zunahmen. Die Verunsicherung und die Verängstigung der
Bevölkerung steigen unglaublich. Professionelle Ostbanden überschwemmen unsere
Stadt, gar keine Frage. Niemand hindert sie wirklich daran, ihre Taten hier zu
vollziehen. Kein Mensch überprüft ihre Heimreise, beladen mit Diebsgut in die
Heimat. Wir stellen die klare Forderung und wir haben das schon öfters gemacht,
der Wiedereinführung der Grenzkontrollen nach dem Osten. Was bei der
Europameisterschaft möglich war, muss auch bei einer sich nunmehr ergebenen
Notstandssituation für die Wiener Bevölkerung billig sein. Wir alle reden zwar
vom Kriminalitätszuwachs und von Steigerungsraten, aber eigentlich muss man das
bereits organisierte Plünderung durch Ostbanden nennen, die heute in dieser
Stadt passiert. Alles andere ist eine Verniedlichung der Ausdrucksweise. Wir
hatten - ich habe das schon gesagt - eine übereilte Osterweiterung, was
Rumänien und Bulgarien betrifft. Wir haben davor gewarnt, es wurde trotzdem
durchgeführt. Die Ergebnisse sind nun zu sehen.
Ich habe gar nicht die Zeit, um all das darzulegen,
aber wir haben eine unglaubliche Steigerungsrate im Bereich der Kriminalität.
Die Zahl der angezeigten Straftaten hat auf mehr als 55 000 zugenommen,
statt 51 000. Die Aufklärung der Straftaten ist gesunken, auch keine
Frage. Bei strafbaren Handlungen gegen fremdes Vermögen gab es eine Zunahme um
2 600 Anzeigen. Die Gewalttaten weisen ein Plus von 421 Delikten gegenüber
dem ersten Quartal 2009 auf. Die enormen Zuwächse bei Wohnungseinbrüchen sind
klar. Die einzelnen Bezirke, die hier besonders betroffen sind, sind Favoriten
mit 157 Prozent, Hietzing mit 70 Prozent und Döbling mit
74 Prozent. Die Hauseinbrüche stiegen in Döbling sogar um
228 Prozent, in Floridsdorf um 81 Prozent und in Donaustadt um
105 Prozent. Mit anderen Worten, explodierende Verbrechenszahlen, denen
wir hier bisher hilflos gegenüberstehen.
Der Bürgermeister hat gestern in seiner
Fernsehdiskussion diese Zustände beklagt. Er hat viel von Ordnung gesprochen,
ein Begriff, den er plötzlich verwendet, den er offensichtlich durch lange
Jahre nicht gekannt hat. Ich möchte aber feststellen, dass das, was er gesagt
hat, ein Appell an sich selbst war. Er ist Innehaber der absoluten Mehrheit in
Wien. Er ist seit 15 Jahren Bürgermeister. Was hat er eigentlich für die
Sicherheit in den letzten 15 Jahren gemacht? Was die Ministerien betrifft,
ist die gleiche Frage zu stellen. (GR
Godwin Schuster: Wo ist das Ministerium für Inneres?) Als Bürgermeister
Wiens, als Landeshauptmann Wiens ist er angeblich der mächtigste Mann der
österreichischen SPÖ gewesen. Was hat er eigentlich durchgesetzt? Oder was hat
er überhaupt durchsetzen wollen? Diese Frage ist zu stellen. (Beifall bei der FPÖ. - GR Godwin Schuster:
Aber das hat mit dem Rechnungsabschluss der Stadt nichts zu tun!)
Die Ablehnung der Sicherheitswacht ist etwas, was für
mich völlig unverständlich ist. (GR
Godwin Schuster: Eine Strukturreform der Polizei liegt beim Bund!) Im Grunde
genommen ist es nur eine organisatorische Umstellung, wo nämlich die jetzt
schon gegebenen Beamten des Magistrates, der Berufsfeuerwehr, der Wiener Linien
und der Bundespolizei zusammengefasst werden sollen und wo hinzukommend
4 000 angebliche Ordnungsberater gekommen wären. Damit sind wir schon auf
dem Bereich von 5 000 Angehörigen der Sicherheitswache, die dann
umgeschichtet und von der Polizei ausgebildet werden, unterteilt in einen
Wiener Kontroll- und Verwaltungsabteilungsbereich und einen Bereich einer
Wiener Sicherheits- und Ordnungsabteilung. (GR
Godwin Schuster: Auf eine Zwischenfrage von mir hast du gesagt, 300 reichen
aus!) Das zu tun, wäre eine Erleichterung der Durchgriffsmöglichkeiten des
Bürgermeisters, der als Sicherheitsstadtrat einen Großteil davon machen könnte,
was er jetzt vom Innenminister einfordert. Man hat den Eindruck, dass er es gar
nicht will, weil er natürlich die Verantwortung dafür gar nicht haben will. (Beifall bei der FPÖ.- GR Godwin Schuster:
Der Steuerzahler wird sich bedanken!)
Die Kontrolle, die hier möglich wäre, ist eine
weitestgehende: Hausordnung, Beförderungsbedingungen, Naturschutz, Parkometer,
Reinhaltung, Straßenverkehrsordnung, Gewerbepolizei, Veranstaltungspolizei,
Gesundheitspolizei und so weiter. Der Bürgermeister könnte, wenn er wollte, all
das, was er von der Innenministerin einfordert, auf weiter Strecke selbst, in
Eigenregie, ohne massive Erhöhung der Kosten machen, muss man feststellen. (GR Godwin Schuster: Das heißt, der
Steuerzahler soll doppelt bezahlen!)
Noch etwas: Das dauernde Gejammer der
Sozialdemokraten über den Abbau der Polizei durch frühere nichtsozialistische
Regierungen wurde vom Bürgermeister gestern klar dementiert. Er hat
festgestellt, dass er seit zwölf Jahren bemüht ist, die Polizeikräfte
anzuheben. Da kommen wir ins Jahr 1997. Wer hat denn damals regiert? Was war
denn damals für eine Regierung? Ihr wart an der Macht! Was hat er durchgesetzt?
Nichts hat er durchgesetzt seit zwölf Jahren, egal, welche Regierung an der
Macht war, egal, welche Koalition an der Macht war! Nichts hat er durchgesetzt!
Und noch etwas: Im Jahr 1996 hat der sozialistische
Innenminister in Wien die ganzen Wachzimmer geschlossen. Das ist Ihre Politik! (GR Godwin Schuster: Welche Wachzimmer?) Damit
wurde der Abbau eingeleitet. Selbstverständlich erinnern Sie sich nicht gern
daran! (Beifall bei der FPÖ. - GR Godwin
Schuster: Kein einziges Wachzimmer wurde geschlossen! Wenn eines zugesperrt
hat, hat ein anderes aufgemacht!)
Daher ist der Bürgermeister
aufgefordert, sich mehr der wirklichen Tatsachen bewusst zu werden und durch
Einführung einer solchen Sicherheitswache dafür Sorge zu tragen, dass
Sicherheit und Wohlleben in dieser Stadt möglich sind. Ich gehe davon aus, so
sehr er sich heute massiv dagegen äußert, ist es keine Frage, dass
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