Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 118
Aussprache mit dem Landeshauptmann oder Bürgermeister
zu diesem Thema gegeben. Immerhin ist er ja der Präsident der Regionen Europas
und sollte, könnte und müsste vieles hier berichten. Das wäre tatsächlich ein
Beitrag zu einem vernünftigen Kampf gegen die Euro-Skepsis und wäre auch eine
Möglichkeit, dass wir einen Beitrag leisten dafür, dass in Europa gerade im
Hinblick auf die wirtschaftliche Situation unsere Positionen eingebracht
werden.
Ich bin froh, dass unser Vizekanzler und
Finanzminister sowie unser Außenminister hier mit großem Engagement unterwegs
sind, dass ein Nikolas Sarkozy, dass eine Angela Merkl unterwegs sind, aber
bitte, wieso werden die Chancen nicht wahrgenommen, die Wien hier hätte, die
der Wiener Bürgermeister in seiner europäischen Funktion hätte?
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das sollte
diskutiert werden, da sollten entsprechende Anträge eingebracht werden, und da
sollte die Möglichkeit bestehen, dass das auch in die entsprechenden
europäischen Beiräte und Kommissionen eingebracht wird.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! An dieser
Stelle noch einmal wiederholt, weil es nicht oft genug gesagt werden kann: Wir
brauchen in dieser Stadt ein faires Wahlrecht mit einer fairen
Mandatszuteilung, denn wir müssen davon wegkommen, dass eine Partei, die schon
lange nicht mehr die absolute Mehrheit der Stimmen hat – wir haben, wie gesagt,
zuletzt sogar bei den Europawahlen die SPÖ bei 28 Prozent gesehen, sie war
auch bei der Wiener Gemeinderatswahl unter der absoluten Stimmenmehrheit –,
dass eine solche Partei 100 Prozent der Macht der Stadt hat. Wir brauchen
ein faires Wahlrecht. Das ist etwas, von dem wir sicherlich einfach nicht
weggehen werden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir wissen,
eine Veränderung in dieser Stadt ist nur dann möglich, wenn die SPÖ abgewählt
wird. Wir sehen an all dem, was wir heute in der Früh erlebt haben, was wir
hier an Unterlagen haben: „Wirtschaft kann sie nicht, die SPÖ." Das ist das
Problem. Und die Hoffnung, von der die Frau Vizebürgermeisterin gesprochen hat,
lebt nur dann, wenn andere eine Chance haben, die Zukunft dieser Stadt zu
gestalten. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr GR Lindenmayr. Ich
erteile es ihm.
GR Siegi Lindenmayr
(Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau
Vizebürgermeisterin! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Ich möchte gleich zu Beginn, bevor ich zu den
eigentlichen Ausführungen komme, eines klar sagen, denn vielleicht ist es in
der Wortmeldung der FPÖ etwas untergegangen: Die FPÖ verlangt ja allen Ernstes
eine Schlagstocktruppe für Wien, eine Schlagstocktruppe, wie es so etwas nur in
Diktaturen gibt, aber nicht in Demokratien. Wie stellen Sie sich das vor mit
dieser Truppe mit Schlagstöcken? Wollen Sie, dass auf Jugendliche, wenn sie bei
McDonald's ein Papierl wegschmeißen, mit Schlagstöcken hingedroschen wird?
Wollen Sie mit Schlagstöcken durch Gemeindebauten gehen? (GR DDr Eduard
Schock: Zur Selbstverteidigung! Ich habe gesagt, zur Selbstverteidigung!) Wollen Sie durch Gemeindebauten
gehen, und wenn nach 22 Uhr die Ruhe nicht eingehalten worden ist, wollen
Sie dann mit Schlagstöcken vorgehen?
Also ich finde, das ist eine Ungeheuerlichkeit in
einer Demokratie, eine Schlagstocktruppe für diese Stadt zu verlangen. Wir
wollen das nicht! Wir als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wollen das
nicht in dieser Stadt! (Beifall bei der SPÖ. – GR Mag Wolfgang Jung:
Sagen Sie was zum Budget! Das ist traurig genug!)
Herr Jung, bleiben Sie ein bisschen ruhig! Sie kommen
eh morgen dran, habe ich gesehen, beim Kapitel Bildung, was ein Widerspruch in
sich ist. Also seien Sie nicht so nervös! Passen Sie ein bisschen auf und hören
Sie zu.
Ich wollte eigentlich nur mit einem Zitat beginnen. (Neuerlicher
Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung und weitere Zwischenrufe bei der
FPÖ.) Herr Jung, ich weiß,
dass Sie nervös sind, denn Ihre Partei ist nur Fünfter geworden. Uns werfen Sie
da irgendetwas vor. Sie sind nur Fünfter geworden bei der vergangenen Wahl. Da
wäre ich auch nervös, das verstehe ich schon. (Beifall bei der SPÖ.)
Zitat: „Ich verlange von einer Stadt, in der ich
leben soll, Asphalt, Straßenspülung, Haustorschlüssel, Luftheizung und
Warmwasserleitung. Gemütlich bin ich selbst." Das hat im Jahr 1912 Karl
Kraus formuliert. Er war nach heutigen Maßstäben betrachtet natürlich etwas
sehr bescheiden, denn zufriedene Wienerinnen und Wiener verlangen zu Recht
heute deutlich mehr. Sie verlangen ausgezeichnete Wasserqualität, sie verlangen
funktionierende Abwasserentsorgung, sie verlangen rund um die Uhr
funktionierende Infrastruktur, sie verlangen soziale Leistungen für den Fall
des Falles, sie verlangen Spitzenmedizin, sie verlangen ein gut ausgebautes
Netzwerk von öffentlichen Verkehrsmitteln, sie verlangen ein weit gefächertes
Bildungsangebot, ein breit gefächertes Kulturangebot, und sie verlangen Nah-
und Erholungsräume in unmittelbarer Nähe, am liebsten vor ihrer Haustüre.
Und, sehr geehrte Damen und Herren, ich kann Ihnen
sagen: Wien bietet das alles, Wien hat das alles. Das hat das Rote Wien in den
letzten 90 Jahren geschaffen. Und dass wir das in Wien haben, das ist kein
Zufall – das muss immer wieder festgehalten werden –, das war die
vorausschauende Politik all jener Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten vor
uns, auf der wir aufbauen können. Daher sind wir den Zeiten der
Wirtschaftskrise und der weltweiten Finanzkrise sehr gut gewachsen und können
optimistisch in die Zukunft schauen. (Beifall bei der SPÖ.)
Auch wenn es Ihnen nicht passt,
möchte ich jetzt nochmals auf die Mercer-Studie – wir haben schon gehört, es
gibt auch andere Studien – eingehen. Sie reden das immer nur klein, weil es Ihnen
eben unangenehm ist, dass Wien Weltmeister ist. Wir sind, und auch das ist kein
Zufall, seit Jahren auf Spitzenplätzen,
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