Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 118
Trommelfeuer, alles und jedes zu privatisieren, nicht
nachgegeben. Wer will, kann das in den Aussendungen der damaligen Zeit sehr
deutlich nachlesen. Wir haben uns als Stadt nicht aus unseren Unternehmungen
zurückgezogen, im Gegenteil, wir haben auf starke städtische Unternehmungen
gesetzt, die den Menschen dienen und die ganz wesentliche Aufträge hier in
Wien, hier in Österreich vergeben, natürlich immer unter Beachtung der
jeweiligen Vorgaben des Vergaberechtes. Und wir sind mehr denn je entschlossen,
an dieser Strategie, basierend auf öffentlichem Eigentum, festzuhalten.
Sehr geehrte Damen und Herren! In vielen Teilen der
Welt beobachten wir eine starke Hinwendung zu öffentlichem Einfluss und damit
zu verlässlichen und qualitativ hochwertigen Dienstleistungen mit einer starken
sozialen Komponente. Das alles gibt es in Wien. In mehreren deutschen Städten
ist eine ganz andere Entwicklung im Gange. Da ist genau das passiert, was ich
vorher erwähnt habe, was man auch versucht hat, in Wien zu trommeln, nämlich
privatisieren, privatisieren, privatisieren. Und was passiert jetzt? – In
vielen deutschen Städten werden Stadtwerke mühsam wieder gegründet und neu
aufgebaut, Gemeinden tun sich zusammen, um Entsorgungsgesellschaften zu
gründen. Ganz aktuell verhandelt ein deutsches kommunales Bündnis mit dem
Energiekonzern EON über den Abverkauf der Stadtwerke-Tochter und die, so muss
man es sagen, Wiederverstadtlichung
dieser Anteile.
Das, sehr geehrte Damen und Herren, zeigt, dass wir
in Wien den richtigen Weg gegangen sind und ihn selbstverständlich auch
weitergehen. (Beifall bei der SPÖ.)
Um nicht missverstanden zu werden: Private
Unternehmungen erbringen in vielen Bereichen allerbeste Leistungen; in der
Forschung, im Kreativbereich, bei der Entwicklung neuer Geschäftsfelder – das
ist überhaupt keine Frage –, und das unterstützen wir mit vollem Herzen und mit
allen Maßnahmen, die wir anbieten können, aber, sehr geehrte Damen und Herren,
bei Themen wie Wasserversorgung, Müllentsorgung, öffentlicher Nahverkehr gelten
andere Regeln und müssen andere Regeln gelten. Das sind eben keine normalen
Märkte, sondern es geht um das Bereitstellen von essentiellen Leistungen für
die Menschen, es geht um eine gut geplante und gesteuerte Stadtentwicklung, es
geht um vorausschauendes Investieren in Infrastrukturen, es geht – um es in
einigen wenigen Worten zusammenzufassen – um die soziale Verantwortung für die
Menschen, damit Lebensqualität für alle – und ich betone: für alle, denn das
ist ein ganz entscheidendes Kriterium – auch wirklich gesichert ist. Und genau
dafür steht die Wiener Stadtregierung.
Dass Lebensqualität einen Stellenwert hat, beweisen
wir hier in Wien. Aber nicht nur wir selber, sondern auch bei den
internationalen Rankings sind wir Top 1. Sie kennen die Mercer-Studie, die
uns im April den 1. Platz unter 215 Städten weltweit eingebracht hat. Darauf
können die Wiener und Wienerinnen stolz sein, denn es ist ihre Leistung. Aber
ich weiß, sehr geehrte Damen und Herren, dass von manchen von Ihnen auch diese
Mercer-Studie in Frage gestellt wurde, weil offensichtlich nichts, was diese
Stadt positiv und gut festlegt, einfach so sein kann. Man muss es
schlechtreden.
Ich darf Ihnen auch ein zweites Beispiel nennen, wenn
Ihnen schon die Mercer-Studie nicht passt. Der britische „Economist", der
ja nun wirklich, würde ich doch meinen, ein gewisses Renommee hat, das von
allen anerkannt wird, hat vor wenigen Tagen bestätigt, dass wir in einer
Auswertung für 140 Städte – und zwar hat das der „Economist Intelligence
Unit" festgestellt, man betone: der „Economist Intelligence Unit" –
ein winziges Zehntelprozent hinter Vancouver an zweiter Stelle liegen. Das ist,
denke ich, ein ganz, ganz tolles Ergebnis. Auch hier sind wir mit einem
deutlichen Abstand vor Mitbewerbern wie Melbourne oder Toronto. Wir haben also
eindeutig und von mehreren Seiten bestätigt, dass wir in der absoluten
Weltspitze liegen, dass wir nach Angaben des „Economist" – ich wiederhole
es noch einmal – deutlich vor allen anderen europäischen Städten liegen, und
wir arbeiten sehr hart daran, sehr geehrte Damen und Herren, gerade in
wirtschaftlich schwierigen Zeiten, dass es auch so bleibt. (Beifall bei der SPÖ.)
Denn, liebe Kollegen und Kolleginnen, wie es mit der
Lebensqualität in dieser Stadt weitergeht, hängt natürlich ganz wesentlich davon
ab, welche Schritte, welche investiven, unternehmerische Schritte wir jetzt und
in den nächsten Monaten und Jahren machen. Ich habe vor wenigen Wochen, Ende
April, in einer Mitteilung hier im Wiener Gemeinderat detailliert geschildert,
welche Maßnahmen die Wiener Stadtregierung in Reaktion auf den aktuellen
Wirtschaftsabschwung ergriffen hat. Sie kennen unser 700 Millionen
Konjunkturpaket, und wir haben dann noch zusätzlich, gemeinsam mit meinem
Kollegen VBgm Ludwig, unsere speziellen Maßnahmen im Bereich Wohnbau, nämlich
unsere Wohnbauanleihe im Ausmaß von 200 Millionen EUR präsentiert.
Das heißt, wir sind auf dem Weg zur Konjunkturmilliarde in dieser Stadt mit der
Summe, die wir für konjunkturstützende Maßnahmen eingesetzt haben.
Ich bin sehr stolz darauf und bedanke mich bei allen,
vor allem bei den Kollegen und Kolleginnen der Stadtregierung, denn nur
gemeinsam mit ihnen waren diese Maßnahmen möglich. Wir haben ja in vielen
Bereichen Maßnahmen ergriffen: von der Gesundheit über die Umwelt, über die Stadtplanung,
den Verkehr, die Kultur, eigentlich in allen Bereichen, so auch in der
Kinderbetreuung, im ganzen Bereich des Personals, für die Frauen, die ja bei
uns in Wien nicht vernachlässigt werden in den Konjunkturpaketen. Nur in der
Zusammenarbeit mit ihnen war es möglich, hier auch entsprechend Maßnahmen zu
setzen.
Aber mein Dankeschön reicht noch
weiter, denn nur gemeinsam mit vielen anderen konnten diese Maßnahmen umgesetzt
werden und sind in Umsetzung. Der Bogen reicht von der Arbeiterkammer über die
Wiener Landwirtschaftskammer, von der Industriellenvereinigung über die
Wirtschaftskammer bis hin zu den Vertre
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