Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 113
Es ist in Wien bedauerlicherweise mittlerweile tatsächlich zu einem Klassiker geworden, dass trotz steigender Kriminalität bei der Sicherheit nach wie vor der Sparstift angesetzt wird. Es stellt sich jetzt im Sinne der Sicherheit für die Wiener nun die Frage: Worauf warten Sie eigentlich noch? Ich werde Ihnen einige Sachen zitieren, vor allem Fakten. Ich glaube, vielleicht werden Sie es dann begreifen, dass Wien mit Sicherheit keine sichere Stadt ist.
Von einer Kriminalitätsexplosion könne man in der Tat
sprechen, wenn man sich zum Bespiel den Zeitraum von 3 Tagen hernimmt, vom
2.3. bis 5.3., das sind rund 72 Stunden. Da hat es eine Auswertung von
72 Stunden gegeben, 668 ausgewählte Strafdaten in Wien. Deliktsbereiche,
es sind nicht alle: Raub 24, Wohnungs- und Hauseigentumsdelikte 128,
Firmeneinbrüche, Geschäftseinbrüche 59, Kfz-Eigentumsdelikte 257,
Taschendiebstähle 200. Das sind genau 5 Bereiche und das in 3 Tagen!
Ich glaube ... (GR Kurt Wagner: Ist das eine öffentliche Statistik oder
ist das wieder unter der Hand?) Das ist nicht unter der Hand, das ist
öffentlich, Herr Kollege. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Aber weiter, Herr
Kollege, Sie glauben es noch immer nicht. (GR Mag Wolfgang Jung: Nein, er
ist unbelehrbar!)
Wenn man sich jetzt noch die Vergleichszahlen - und
das ist auch öffentlich - von Jänner 08 auf Jänner 09, also nur
dieser Vergleichszeitraum, den Monat Jänner, hernimmt, gab es zum Beispiel im
22. Bezirk bei den Einbrüchen alleine nur in Wohnhäuser und Wohnungen eine
Steigerung von sage und schreibe 500 Prozent! Das ist die Statistik! (GR
Kurt Wagner: Unter der Hand!) Nein, nicht unter der Hand. Sie glauben es ja
noch immer nicht, Herr Kollege. Ich weiß, Sie sind unbelehrbar, aber so sind
Sie leider. Ich weiß nicht, was in Wien nicht sein darf, darf einfach nicht
sein! (GR Kurt Wagner: Die Diskussion kenne ich! Über den Karlsplatz auch!)
Ja, sie kommt auch noch.
Floridsdorf: Einbrüche nur in Häuser,
Vergleichszeitraum Jänner 2008 bis Jänner 2009: 175 Prozent! (GR Mag
Wolfgang Jung: Unter der Hand!) Nicht unter der Hand, für den Herrn
Kollegen.
19. Bezirk, vielleicht ein Bezirk, wo man es ja gar
nicht glauben könnte, 19. Bezirk, ein ganz vornehmer Bezirk,
Jänner 08 zu 09 eine Steigerung bei den Einbrüchen nur in Häuser von
sage und schreibe 350 Prozent! Jetzt höre ich nichts. (Heiterkeit bei
der FPÖ.)
Im 10. Bezirk (Aufregung bei der SPÖ.), im
gleichen Vergleichszeitraum im 10. Bezirk eine Steigerung von
100 Prozent!
Täglich haben wir Raubüberfälle, man kann sagen
zwischen 10 und 15 Raubüberfälle täglich. (GR Karlheinz Hora: Kann man
sagen, kann man sagen!) Kfz-Diebstähle, alleine nur im Jänner haben wir 275
Kfz-Diebstähle und Sie sprechen hier von einer sicheren Stadt? (GR Kurt
Wagner: Ja selbstverständlich!) Na dann gratuliere ich Ihnen zu dieser
sicheren Stadt! (Aufregung bei der SPÖ.) Ihre Antwort darauf habe ich
jetzt gehört. Ja, das ist die richtige Tafel. Ihre Antwort, was gibt’s drauf?
Sie machen Sicherheitsstammtische. Wie schauen die aus? Ich habe mir einige
angesehen. Da sind sehr viele Menschen dort bei diesen Stammtischen. (GR Dr
Herbert Madejski: Politiker!) Man sieht, die Leute nehmen das ernst, sind
dort wirklich verängstigt. Wenn man dort hinschaut, wie viel ältere Leute
hinkommen, die sich auch oft am Abend, um 19 Uhr sind die meisten
angesetzt, dort noch hintrauen, was heißt das dann? Was wird ihnen dort
gezeigt? Dort wird ihnen dann noch gesagt, was sie gegen diese enorme
Steigerung von Einbrüchen machen sollen. Sie sollen ihre Wohnungen, Häuser,
eigentlich zu nichts anderes als zu Festungen ausbauen oder im schlimmsten
Fall, wer sich das nicht leisten kann, der soll sich einen Hund kaufen. Dort
gibt es so eine Skala, wo ein Hund bellt, dort bricht man nicht so schnell ein.
Also das sind sozusagen Ihre sicherheitspolitischen Maßnahmen, die Sie im Sinne
der Wiener und Wienerinnen treffen! Das ist ja mehr als beängstigend, dass
Ihnen gar nichts dazu einfallt. (GR Kurt Wagner: Herr Kollege, unter der
Hand!)
Aber ich werde Ihnen vielleicht einige Forderungen
von uns darlegen. Erstens einmal brauchen wir natürlich mehr als 1 500
Beamte. Wien ist natürlich ohne Personalaufstockung demnächst in keiner Weise
mehr handlebar. Wir brauchen natürlich die Beamten und was brauchen die
natürlich? Dringend Ausrüstungen: Autos, Funkgeräte, Laptops. Es wurden ja
schon viele angefordert, das wissen wir, aber was ist passiert? Aus Geldmangel
gibt es die alle nicht. (Aufregung bei der SPÖ.) Was braucht man dann? (GR
Kurt Wagner: Das war alles schon angefordert!) Nein, die sind jetzt
angefordert worden und Sie sind in der Regierung! Wir brauchen dringend Ausrüstungen,
meine Damen und Herren! Wir brauchen ein Kennzeichenerkennungssystem, das zum
Beispiel mit dem System EKIS zusammengeschlossen ist. Allein im vergangenen
Jahr hat es in ganz Österreich 6 827 Autodiebstähle gegeben. Das ist ein
Plus von über 32 Prozent im Vergleich von 07 auf 08. Und die
Autodiebstähle, mehr als 50 Prozent davon, passieren einfach in Wien und
wir haben so ein System nicht! Wissen Sie, wo wir es haben? Im Burgenland haben
wir es, in Oberösterreich und in Niederösterreich, nur in Wien gibt es das
wieder einmal nicht! Warum? Weil kein Geld vorhanden ist. So geht man mit der
Sicherheit der Bürger um!
Das nächste: Polizeigruppen, erfolgreiche und das ist
jetzt an Ihre Adresse, Herr Kollege Schuster, weil Sie immer sagen, Ausländer,
Ausländer. Sogar die Polizei hat ja schon eine Einsatzgruppe, die SEK. Das ist
eine der besten Einsatzgruppen in Wien. Ich will es Ihnen nur sagen, weil Sie
immer sagen, wir gehen auf die Ausländer los. Nein, die haben schon
Einsatzgruppen, die sich nur mit Straftaten von georgischen Verbrechern
beschäftigen. Und diese Gruppe möchte man jetzt ja gerne auflösen, weil sie so
erfolgreich ist. Ich weiß ja nicht, was da passiert, das kann ja nicht normal
sein. Da müssten Sie ja normalerweise schon aufspringen. Das ist aber in Wien,
das ist alles bei uns in Wien, meine Damen und Herren!
Drogensituation, schon
angesprochen vom Herrn
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular