Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 113
Landesgeschäftsführer der SPÖ, und man wollte natürlich keine großen Wellen. Man kann das alles als Schlamperei abtun, aber man hat natürlich auch Prof Strohmer nichts Gutes getan. Im ganzen Kudlmudl hat man ihm nämlich nach der Generalversammlung Mitte Oktober von heute auf morgen gesagt, er kann seinen Hut nehmen. Sofort nach der Generalversammlung wird jetzt Anita Zemlyak seine Agenden übernehmen. In den Unterlagen ist die Karenzierung zwar erst mit 1. November ausgesprochen, aber auch da kann man sagen, das sind alles vielleicht interne Sachen, die stark mit Schlamperei zu tun haben.
Jetzt kommt es dazu, dass sich Prof Strohmer einen
neuen Arbeitsplatz gesucht hat, denn er hat noch einen Vertrag bis, ich glaube,
Ende April, und er ist Geschäftsführer in der Gesellschaft bei der
Stegreifbühne Tschauner gewesen. Er hält als Eigentümer zwar nur
2 Prozent, der Rest von 98 Prozent gehört dem Volksbildungswerk, aber
man will halt nicht so sein, und er hat dort ein neues Betätigungsfeld
gefunden. Und dann schreibt er Anfang März einen Brief an den Präsidenten Harry
Kopietz und stellt darin fest, dass die drohende Zahlungsunfähigkeit des
Vereins vor der Tür steht, wenn man nicht rechtzeitig Subventionen gibt. Auch
da kann man noch sagen, es hat immer Subventionen fürs Volksbildungswerk
gegeben.
Dann kommt es dazu, dass man am 30. März einen
Brief schreibt, in dem steht, dass man ehebaldigst eine neue Generalversammlung
einberufen wird. Man hat aber auch Prof Strohmer sein Gehalt nicht ausgezahlt,
und jetzt wird es ein bisschen heikel. Diese Gehaltszahlung ist natürlich ein
unangenehmer Fall. Wenn man vorher vertraglich etwas vereinbart, so muss man
das auch einhalten.
Streitigkeiten zwischen Strohmer, Zemlyak
beziehungsweise Kopietz über abgeschlossene Verträge möchte ich hier nicht
kommentieren, es ist aber offensichtlich innerhalb der SPÖ-Familie ein eigenes
Kapitel. Man sollte sich durchaus ordentlich trennen in so einem Fall und
sollte nicht Verträge brechen. Wenn es nämlich bei der SPÖ darum geht, dass sie
sich an ihre eigenen Spielregeln halten soll, hält sie sich bekannterweise
nicht daran.
Ich muss aber trotzdem sagen, dass das
Volksbildungswerk in anderen Aktivitäten, etwa bei der Neuordnung der Wiener
Bezirksfestwochen, durchaus einen ordentlichen Job gemacht hat, und ich wünsche
mir halt, dass diese Geschichte, die doch einige Wellen schlägt, endlich aus
der Welt geräumt wird. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Ich habe alle mögliche Unterstützung.
Zum eigentlichen Akt, zu dem wir ja auch reden, dass
die Stadt Wien den Verband österreichischer gewerkschaftlicher Bildung für das
neue Projekt so genannter „KulturlotsInnen als Brücke zwischen
ArbeitnehmerInnen, Wiener Kunst- und Kulturinstitutionen" mit
80 000 EUR in den Jahren 2009 und 2010 fördern will, erscheint uns
sehr problematisch. Wir werden diesem Akt nämlich nicht zustimmen, denn während
andere Institutionen um ihr Überleben ringen – wir haben heute schon gehört,
dass es viele Institutionen geben wird, denen die Luft und die Finanzmittel
ausgehen werden –, werden hier auf eine sehr eigenartig Weise dem
Gewerkschaftsbund 80 000 EUR zugeschossen. Da frage ich mich schon:
Der Gewerkschaftsbund hat im letzten Jahr einen deutlichen Gewinn gemacht,
warum sollen wir also einen Verein wie den Gewerkschaftsbund in dieser
Angelegenheit unbedingt noch fördern? – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Baxant. Bitte schön.
GR Petr Baxant
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates):
Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Sehr geehrter Herr StR Herzog, wissen Sie, wann mir
schlecht wird? Wenn ich höre, wie Sie sich an die kurdischen Mitbürgerinnen und
Mitbürger anbiedern. Das ist absolut unter jeder Kritik, wenn ich bedenke, dass
der Vater Ihrer Bewegung dem Schlächter von Bagdad, nämlich Saddam Hussein, die
Hand gegeben hat. Und Sie biedern sich an die kurdische Bevölkerung an! Das ist
eine absolute Frechheit, und Sie werden wohl nicht glauben, dass wir darauf
hineinfallen. Aber dazu wird mein Kollege Ernst Woller noch ein bisschen mehr
beitragen können.
Meine Damen und Herren! Die Stadt Wien ist stolz
darauf und wir als Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen sind stolz darauf,
dass wir in der aktuellen Mercer-Studie die höchste Lebensqualität der Welt
erreicht haben.
Diese Studie ist
objektiviert und wissenschaftlich valid. In Wien ist der soziale Friede ein
hohes Gut, er fällt aber nicht vom Himmel. Ich meine nur, man sollte sich die
Demonstrationen und Unruhen in Paris ansehen, das alles hat natürlich auch mit
einer falschen Kommunalpolitik und mit einer falschen Sozialpolitik zu tun.
Dem wird in Wien
entsprochen, wir haben eine lebensnahe Integrationspolitik, die auf die
Unterstützung und die Betonung von Rechten und Pflichten setzt, zu der Sie von
der FPÖ übrigens überhaupt nichts beitragen. Es gibt keine einzige Integrationsmaßnahme,
der Sie in den letzten paar Jahren zugestimmt hätten. Die bekannte Wiener
Hausordnung muss von allen eingehalten werden, und die Umsicht und die
Aufmerksamkeit sind Basis des Zusammenlebens.
Die Jugendarbeit, die bei
uns gelebt wird, fußt auf Partizipation und Respekt. Die Bildungspolitik in
Wien ist auf der Höhe der Zeit. Vom Kindergarten bis zur Erwachsenenbildung
versuchen wir, Chancengerechtigkeit herzustellen, da es wichtig ist, dass
Bildung nicht vom sozialen Background und vom Einkommen der Eltern abhängig
sein darf. (StR Johann Herzog: Wer aber
bezahlt denn das!)
Wien hat ein
hochqualitatives und ausgebautes öffentliches Verkehrssystem und wir ruhen uns
nicht aus, sondern wir bauen es laufend intensiv aus. Wien setzt international
beachtete städtebauliche Maßnahmen - ich sage nur, Aspern – es werden ganze
Stadtteile neu gebaut.
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