Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 113
und die regierende SPÖ ihre Ausführungen absolviert hat. (GR
Godwin Schuster: Schauen Sie bitte auch ins rechte Eck!)
Meine Damen und Herren! Wir sind uns, glaube ich,
einig, dass es derzeit eine Situation gibt, wie sie es seit 1945 auf der Welt
nicht gegeben hat. Wir haben weltweit sehr, sehr schwierige wirtschaftliche
Zeiten, und es handelt sich hiebei nicht wie bei einigen Krisen, die es vor
Jahren gegeben hat, um eine partielle Krise.
Es war daher sehr interessant, dass die SPÖ beziehungsweise
die Frau Vizebürgermeister heute eine Mitteilung mit dem Titel „Wien für
dich – Wiens Maßnahmen gegen die Krise“ gemacht hat.
Und ich sage es ganz offen. Ich war ganz besonders
enttäuscht von dir, lieber Kollege Strobl, dass die erste Antwort, die du
gegeben hast, das Vorweisen eines Taferls war, dass Wien Nummer 1 unter
den Wohlfühlstädten ist. – Das stimmt vielleicht! Das ist ganz wunderbar!
Das ist das Ergebnis einer Studie. Und ich rede Wien wirklich nicht schlecht!
Aber es ist dies eine Studie, die auf Umfragen unter Managern basiert, wie wohl
sich diese hier fühlen. Aber wir wissen ganz genau, dass es im Großen und
Ganzen viele Studien gibt, bei denen wir bei den Hard Facts leider nicht immer
ganz vorne sind.
Aber ich will Wien, wie gesagt, nicht schlechtreden,
sondern ich will darauf zurück kommen, wie man sich in Wien jetzt in dieser
Situation einsetzt und was vor allem, meine Damen und Herren, die allein
regierende SPÖ unternimmt, damit das Umfeld für die Wiener Wirtschaft besser
wird. Und wir haben uns ganz einfach von der Mitteilung der Frau
Vizebürgermeister ein bisschen mehr erwartet, das muss auch gesagt werden! (Beifall
bei der ÖVP.)
Sie hat damit begonnen, dass man nur gemeinsam
erfolgreich sein kann. – Wir merken aber nichts von der Gemeinsamkeit! Sie
verkündet Dinge, die sie schon einige Male verkündet hat. Sie hat wieder
begonnen mit den berühmten 700 Millionen EUR, wobei bekannt ist, dass
573 EUR die Inflationsabgeltung für das Budget von 11 Milliarden, die es
sowieso gibt, sind. Wir hatten also ein Konjunkturpaket von
100 Millionen EUR, wofür ein Kredit aufgenommen werden musste, von
dem aber auch schon wieder über zwei Drittel vergeben worden sind.
Ich möchte jetzt nur zwei Punkte dazu erwähnen. Ich
komme dann auch noch auf die Klein- und Mittelbetriebe zurück, weil diese dir
besonders am Herzen liegen, Fritz Strobl! Darauf komme ich später noch zurück,
möchte jetzt aber festhalten, dass zwei Institutionen, nämlich der KAV und die
Wiener Linien, bereits einen Großteil des Konjunkturpakets bekommen haben. Die
Wiener Linien haben schon im ersten Konjunkturpaket 15 Millionen EUR
bekommen, und sie bekommen im zweiten, wie wir heute gehört haben, noch einmal
40 Millionen EUR dazu.
Wenn also immer nur die eigenen Betriebe der Gemeinde
Wien all diese Subventionen bekommen, dann sehe ich nicht, wo Strobls geliebte
Klein- und Mittelbetriebe sind, die der Garant des wirtschaftlichen Erfolgs
sind, die die meisten Arbeitsplätze schaffen, wie du selbst gesagt hast, und
die im ganzen Jahr 2008, wie du erwähnt hast, 45 Millionen EUR von
der Wirtschaftsförderung bekommen haben. (Zwischenruf von GR Friedrich
Strobl.) Alle Betriebe zusammen!
Jetzt aber bekommen mit einem Federstrich die Wiener
Linien wieder einmal um 40 Millionen EUR mehr. Und ich füge hinzu:
Sie haben in einem Jahr zusätzlich über 60 Millionen EUR bekommen,
wobei ich das auch in Relation setzen möchte: Sie machen einen Umsatz von
400 Millionen EUR! Ich hätte als kleiner Unternehmer auch gern, dass
mir die Gemeinde Wien 15 Prozent meines Umsatzes ganz einfach zur
Verfügung stellt, damit ich investieren kann! – Wenn das
Wirtschaftspolitik für die Klein- und Mittelbetriebe sein soll, dann verstehe
ich das im Großen und Ganzen nicht! (Beifall bei der ÖVP.)
Dazu muss man noch sagen: Dann wird als einzige
Maßnahme definiert, wie wir auch bereits gehört haben, dass gewisse Fahrpreise
um 10 Cent erhöht werden. Wir werden schauen, wie das vor sich geht, wenn die
anderen nicht erhöht werden!
Meine Damen und Herren! Die Frau Vizebürgermeister
hat sehr viel vom Gemeinsam-erfolgreich-Sein und Ähnlichem gesprochen. Und sie
hat wieder erzählt, was denn alles geschehen ist: Es seien 119 Ansiedlungen in
Wien vonstatten gegangen. – Sie wissen aber schon, dass die AWS sehr stark
daran beteiligt ist, dass diese 119 Firmen nach Wien kommen!
Welche waren die vier ganz konkreten Andeutungen, die
heute neu gebracht wurden?
Und wo waren jetzt die vier ganz konkreten
Andeutungen, die heute sozusagen neu, wie gesagt, wieder gebracht worden sind?
Das waren auf der einen Seite, schon gestern verkündet, die 200 Millionen der
Wohnbauanleihe, die jetzt demnächst aufgelegt werden soll und wo wir ganz genau
wissen, dass das einige Zeit – Monate, wenn nicht ein, zwei Jahre – dauert, bis
sie zur Wirkung kommen. Und da möchte ich dann sehen, wie viel davon wieder für
die Klein- und Mittelbetriebe zur Verfügung steht, damit die investieren können
im Großen und Ganzen.
Dann sind das – bereits auch schon von mir erwähnt –
die 42 Millionen für die Wiener Linien. Die sind ein, sage ich jetzt, in dem
Sinn privilegiertes Unternehmen, wo man ganz einfach auf jeden Fall zuschießen
muss und die ganze Wirtschaftsförderung wesentlich weniger ausmacht, und dann
die Exportwirtschaft. Absolut richtig! Die Exportwirtschaft in Österreich ist
ein Hammer. Wir brauchen sie, und wir wissen ganz genau, dass 50 Prozent
unserer gesamten Wertschöpfung von den Exportbetrieben kommt. Und dafür haben
wir 20 Millionen EUR Bürgschaften. Ich glaube, auch da könnte man
etwas nachlegen.
Ich möchte jetzt nicht
missverstanden werden, meine Damen und Herren, auch diese Maßnahme ist
natürlich eine richtige und eine gute Maßnahme, aber man soll es uns nicht als
Konjunkturpaket verkaufen, dass es jetzt 2 500 neue Fernwärmeanschlüsse
gibt. Eine
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