Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 113
Was die flächendeckende Versorgung von Verbrechensopfern betrifft, so ist das im Prinzip heute schon gegeben. Worum es geht, ist, dass es effizienter wird, dass es mehr an den Betroffenen herankommt, dass es qualitativ auch entsprechend verbessert wird. Ich kann Ihnen zusagen, dass wir die Gespräche mit dem Weißen Ring noch vor dem Sommer abschließen werden, sodass wir auch noch vor dem Sommer die allfälligen zusätzlichen Finanzmittel zur Verfügung stellen werden. Natürlich wird man sich auch darüber unterhalten, dass es nicht nur um ein Bezirksprojekt geht, sondern dass es natürlich darum geht, dass wir uns um Wien kümmern als Ganzes bei diesen Gesprächen. Aber ich sage hier noch einmal, dies erscheint mir der vernünftigste Weg dabei auch zu sein, denn Sie wissen sehr genau, dass es gemäß Finanzverfassung verboten ist, dass eine Gebietskörperschaft eine andere subventioniert. Daher werden wir auch hier den Umweg gehen müssen, den wir gelegentlich ja auch bei anderen Dingen gehen, wo wir Hilfe geleistet haben, und zwar eine Hilfe, wo wir nicht durch das Gesetz verpflichtet waren, sondern im Gegenteil das Gesetz, eigentlich die Finanzverfassung, es uns sogar verboten hätte zu helfen und wir haben trotzdem einen Weg gefunden, dass wir hier helfen. Aber machen Sie uns das nicht zum Vorwurf.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke, Herr Bürgermeister, für die Beantwortung der 2. Frage.
Wir
kommen nun zur 3. Frage (FSP - 01711-2009/0001 - KGR/GM). Sie wurde von Frau GRin Mag Ringler gestellt
und ist gleichfalls an den Herrn Bürgermeister gerichtet. (In zwei
Subventionsakten für den Ausschuss für Kultur und Wissenschaft am 31. März
fand sich ein Passus, der die Stadt Wien im Falle einer sich verschlechternden
Finanzsituation der Stadt zu jährlichen Subventionskürzungen von 20 % pro
Jahr berechtigt hätte. In letzter Sekunde wurde dieser Passus erfreulicherweise
gestrichen. Nichtsdestotrotz hat er innerhalb der Kulturszene und des Wiener
Kulturpublikums große Verunsicherung ausgelöst, ob Kürzungen des Kulturetats bevorstehen.
Können Sie, Herr Bürgermeister, ausschließen, dass es 2010 Kürzungen des
Kulturbudgets geben wird?)
Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm
Dr Michael Häupl: Sehr
geehrte Frau Gemeinderätin!
Die Frage ist sehr einfach zu beantworten: Ja, ich
schließe aus, dass es im Jahre 2010 zu Budgetkürzungen im Kulturbereich kommt.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Wir kommen zur 1. Zusatzfrage.
GRin
Mag Marie Ringler (Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Bürgermeister!
Das
finde ich sehr erfreulich, das finde ich eine sehr, sehr positive Entwicklung.
Wir waren sehr, sehr beunruhigt über diese Kürzungsklausel, die da im letzten
Kulturausschuss aufgetaucht ist. Nichtsdestotrotz kommt wahrscheinlich im
gesamten Kulturbereich in den nächsten eineinhalb Jahren eine schwierige Zeit
auf uns zu. Die Finanzkrise fordert auch im Kulturbereich, ich will jetzt nicht
sagen, Opfer, aber sie bringt zumindest ganz klare Probleme beim
Publikumszustrom. Menschen, die immer weniger Geld haben, werden leider, befürchte
ich, auch bei der Kultur zuerst zu sparen beginnen.
Können
Sie sich vorstellen, ein, sagen wir einmal, Kulturpaket zu schnüren, das
Kulturinstitutionen dabei unterstützt, Menschen, die jetzt auch sparen müssen,
stärker noch in die Häuser zu bringen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm
Dr Michael Häupl: Sehr
geehrte Frau Gemeinderätin!
Ich weiß nicht, welche Klausel im Kulturausschuss
aufgetaucht ist oder nicht. Aber ich weiß jedenfalls, dass das, was von Ihnen
hier zitiert wurde und was auch in den Medien gestanden ist, in den
Vier-Jahres-Verträgen der Theater nicht vorkommt. Also so gesehen verstehe ich
die Aufregung ehrlich gesagt gar nicht. Und wenn ich daran denke, dass wir in
den letzten acht Jahren das Kulturbudget in der Stadt Wien um 40 Prozent
angehoben haben, dann können Sie daran erkennen, was wir der Kulturarbeit in
dieser Stadt auch an Wert zumessen. Das ist die Realität und nicht irgendwelche
Sätze oder Halbsätze, die irgendwo herumgeistern, aber jedenfalls nicht
Bestandteil von irgendeinem Vertragswerk sind. Also so gesehen kann ich das als
solches nicht nachvollziehen. Der Vorschlag, den Sie hier in der Fragestunde
unterbreitet haben, ist etwas, worüber man nachdenken muss, so ad hoc und ex
cathedra in einer Fragestunde zu verkünden, würde ich für unangemessen halten.
Aber ich verspreche Ihnen, dass wir das diskutieren werden, darüber nachdenken
werden und dann auch darüber miteinander sprechen werden.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die 2. Zusatzfrage wird von GR Dr Wolf gestellt. Bitte.
GR
Dr Franz Ferdinand Wolf
(ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Bürgermeister, Ihr klares Bekenntnis, die Kulturbudgets nicht zu kürzen,
ist erfreulich. Sie sagten, Sie kennen die Klausel nicht, die gekürzt wurde.
Ich darf sie Ihnen kurz zu Gehör bringen: „Die Stadt Wien ist jedoch
berechtigt, die Subvention zu kürzen oder teilweise zu sperren, wenn eine
Verschlechterung der finanziellen Situation der Stadt Wien eintritt oder sonst
die Einhaltung von mit dem Bund und den übrigen Gebietskörperschaften
vereinbarten Stabilitätszielen gefährdet erscheint.“
Frage: Ist damit zu rechnen, dass die
Stabilitätsziele, die mit dem Bund vereinbart wurden, von der Gemeinde Wien
aufgekündigt werden?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm
Dr Michael Häupl: Also
erstens, ich habe nicht gesagt, dass ich diesen Passus nicht kenne. Ich habe
ihn ja in der Zeitung gelesen und des Zeitunglesens bin ich mächtig, wie Sie
aus eigener Erfahrung wissen. Zum Zweiten habe ich darauf hingewiesen, dass
dieser Passus, der in den Zeitungen gestanden ist, nicht Bestandteil von
Vertragswerken ist und das ist schon einmal ein bisserl ein Unterschied.
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