Gemeinderat,
45. Sitzung vom 26.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 87 von 106
fehlen bei den Drei- bis Sechsjährigen nach wie vor
15 Prozent und bei den Unterdreijährigen sind wir noch lange nicht bei dem
Drittel, das die Europäische Kommission verlangt. Also es fehlen Plätze, es
fehlen KindergartenpädagogInnen.
Wenn Sie, Herr StR Oxonitsch, jetzt den Bildungsplan
angesprochen haben, so gibt es in Wien einen Bildungsplan, der jedoch nur für
etwas weniger als die Hälfte der Kinder in Wien gilt, nämlich nur für die
städtischen Kindergärten. Obwohl die ÖVP bereits vor zwei Jahren einen Antrag
gestellt hat, ist dieser Bildungsplan noch immer nicht für alle Kindergärten
dieser Stadt gültig. Auch hier wäre es wichtig, endlich einen Schritt zu setzen
und einen Bildungsplan für alle Kinder in dieser Stadt umzusetzen.
Was mir aber besonders wichtig ist und wo ich auch
zwei Anträge einbringen möchte, ist die Debatte um die Gebührenfreiheit. Man
muss nicht immer das Rad neu erfinden. Es gibt europaweit schon gute Modelle.
In Hamburg wurde ein gutes Modell entwickelt, nämlich das Modell, den Eltern
direkt einen Gutschein in die Hand zu geben, der dann für alle Eltern in dieser
Stadt gleich ist. Das wäre das, was Sie fordern, nämlich eine
Mittelstandsförderung, und die Eltern haben die Wahlfreiheit, den Kindergarten
auszusuchen. Damit würde man niemanden in ein enges Korsett stecken. Das würde
Gerechtigkeit für alle Eltern und für alle Kinder bedeuten. Das würde auch
bedeuten, dass das relativ einfach zu handlen ist. Daher stellen meine Kollegen
Mag Ines Anger-Koch, Dr Wolfgang Aigner und Sirvan Ekici den Antrag:
„Der Herr amtsführende Stadtrat für Bildung, Jugend,
Information und Sport wird ersucht, für den beitragsfreien
Kinderbetreuungsplatz in Wien ein Gutscheinsystem, wie oben aufgezeigt,
einzuführen.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung dieses
Antrages an den Gemeinderatsausschuss für Bildung, Jugend, Information und
Sport verlangt.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Das nächste Thema, das sich
den Eltern von Kindern, die einen Kindergartenplatz brauchen, stellt: Was haben
die Eltern von einem gebührenfreien Kindergartenplatz - sagen wir, es gäbe mehr
-, wenn sie keinen Rechtsanspruch darauf haben? Wir leben in einer Zeit, in
einer Welt, wo alles gesetzlich geregelt ist. Bildung ist ein gesetzliches Gut.
Der Kindergarten, haben Sie selbst gesagt, ist eine Bildungseinrichtung. Daher
ist einfach nicht einzusehen, warum Bildung nicht auch gesetzlich im Wiener
Landesgesetz verankert ist. Daher stellen wir den Antrag:
„Der Wiener Gemeinderat
spricht sich dafür aus, dass durch geeignete Maßnahmen für alle Kinder von null
bis sechs Jahren ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz eingeführt wird.
In formeller Hinsicht wird
die Zuweisung an den amtsführenden Stadtrat für Bildung, Jugend, Information
und Sport beantragt.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Ganz zum Schluss möchte
ich noch einmal darauf hinweisen, es waren zwei Gemeinderäte der ÖVP, die das
erste Mal einen Antrag auf einen gebührenfreien Kindergarten gestellt haben.
Das waren nämlich der Kollege Dr Ulm, der hier noch sitzt - auch da zeichnet er
sich durch Beharrlichkeit aus - und der jetzige Vizepräsident des
Stadtschulrates, Prof Strobl. Sie haben nämlich am 26.6.2001, und das kann man
gerne nachlesen, das erste Mal den gebührenfreien Kindergarten in diesem
Gemeinderat verlangt. Dieser wurde damals von der SPÖ abgelehnt. Mittlerweile
freuen wir uns, dass der Herr Bürgermeister 13 Anträge später, nachdem Sie
unseren letzten Antrag am 23.2. dieses Jahres abgelehnt haben, einen
Sinneswandel vollzogen hat. Wir freuen uns, dass wir Sie endlich davon
überzeugen konnten, dass der gebührenfreie Kindergarten ein wichtiger, nicht
nur sozialpolitischer, sondern auch bildungspolitischer Meilenstein ist. (GRin Nurten Yilmaz: Das glauben Sie aber
jetzt selbst nicht!) Das können Sie gerne nachlesen, 26.6.2001, ist in den
Akten.
Last but not least hat es mich gefreut, dass der Herr
Stadtrat gesagt hat, er ist an Bildungsreformen interessiert. Ich hoffe, er
meint das auch ernst. Wir sind ganz sicher diejenigen, die Ihnen
Bildungsreformen gerne aufzeigen können. Heute haben Sie die Gelegenheit, schon
unsere zwei Anträge zu unterstützen. Das wäre ein erstes Zeichen, dass Sie
Reformen ernst nehmen und zumindest darüber nachdenken, ob das ein neuer Weg in
dieser Stadt ist. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Wutzlhofer. Ich erteile es ihm.
GR Mag Jürgen Wutzlhofer (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Meiner Meinung nach ist es ein zentraler Bestandteil
sozialdemokratischer Politik, für eine Gesellschaft zu arbeiten, in der alle
die gleiche Chance auf Teilhabe haben. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist, dass
alle Leute, und zwar nicht nur Kinder, Jugendliche, Erwachsene, SeniorInnen,
die aus begüterteren oder besser gebildeten Schichten der Bevölkerung kommen,
einen Zugang zu Information haben, einen Zugang zu Medien und
Informationstechnologie und Media Literacy haben.
Auch wenn das jetzt nicht zu den beiden
VorrednerInnen passt, finde ich, es ist eine gute Tradition, im Gemeinderat ein
paar Worte zum Akt, der verhandelt wird, zu verlieren. Das möchte ich hiermit
tun. Es ist ein ganz großes Projekt der Kinderfreunde, einen solchen Zugang zu
vermitteln. Es geht in diesem Akt, den wir diskutieren, um ein Projekt Media
Literacy, also Kompetenz im Umgang mit Medien und Zugang zu Medien gerade mit
einem Diversitätsansatz, gerade mit einem niederschwelligen Ansatz zu
vermitteln, in der Freizeitbetreuung, in Parks. Eine tolle Sache.
Ich freue mich auch darüber, dass
davon auszugehen ist - zumindest gehe ich einmal davon aus -, dass es, so wie
im Ausschuss, einstimmig ist und möchte uns allen dazu gratulieren, dass wir
das ermöglichen und den Kinderfreunden für diese Initiative danken. (Beifall
bei
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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