Gemeinderat,
45. Sitzung vom 26.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 106
Gemeindebauten oder gingen
überhaupt ins benachbarte Niederösterreich.
Was haben Sie, Herr
Bürgermeister, diesem Trend entgegengesetzt? Oder war es Nachbarschaftshilfe
von Seiten des Herrn niederösterreichischen Landeshauptmannes Pröll, dass die
Wienerinnen und Wiener dort aufgenommen wurden, in einem Bundesland, wo
AlleinerzieherInnen weniger schwer eine leistbare Wohnung kriegen und einen
kostenlosen Kindergartenplatz dazu.
Obwohl immer mehr Geld in
Mediationen durch Mieterbeiräte oder Gebietsbetreuungen investiert wurde, waren
die Erfolge nicht sichtbar. Jahrelang ziehen sich Mediationen ohne spürbare
Veränderungen dahin. Es gibt keine Konsequenzen gegen Verstöße der Hausordnung,
gegen Grillen am Balkon, Lärmbelästigungen, die sich bis tief in die Nacht
ziehen und unmittelbar vor den Wohnungsfenstern der Mieter stattfinden.
Sie, meine Damen und Herren
der SPÖ, machen immer nur einen Rückzug, anstatt Maßnahmen zu setzen, die dem
Ganzen wirkungsvoll entgegenstehen würden. Wir Freiheitliche haben für den
Zuzug zu den Wiener Gemeindebauten zumindest grundlegende Deutschkenntnisse
gefordert. Dadurch wäre es möglich, Konflikte ohne Dritte untereinander
auszutragen, denn wie es auf Wienerisch heißt: „Durchs Reden kommen d'Leut'
z’amm." Das wäre sicherlich wirkungsvoller und kostengünstiger, als
unverbindliche Gespräche mit Dritten zu führen.
Jetzt haben sich auch Ihr
Bundeskanzler Faymann und Frau Ministerin Fekter unserer jahrelangen Forderung
nach Integration durch Sprache angeschlossen. Aber Ihr erster politischer
Reflex, alles abzulehnen, was von Seiten der Freiheitlichen eingebracht wird,
auch wenn es von Ihnen als gut und richtig anerkannt werden könnte, ist für
diese Stadt weder förderlich noch rühmlich! Ihre Intention war bisher, dass die
Wiener Verständnis für jene aufbringen müssten, die das fast 100 Jahre
alte System des Wiener Gemeindebaus, das international bei Ausstellungen
gezeigt wird und auf das alle stolz waren, zerstören.
Sie, Herr Bürgermeister, haben nicht zur Ordnung
gerufen, sondern Sie haben geschwiegen! Sie haben auch geschwiegen – oder es sind mir zumindest keine Stellungnahmen
Ihrerseits bekannt –, wenn
sich wirklich Mieter oder auch Menschen an Sie gewandt haben, die dringend
Wohnungen gebraucht hätten, egal, ob es sich um kranke Menschen, Obdachlose
oder AlleinerzieherInnen gehandelt hat. Sie waren nicht einmal in der Lage,
deren Briefe zu beantworten!
Herr Bürgermeister! Die Menschen haben auf Sie in
dieser Stadt gesetzt, und Sie lassen sie einfach im Stich! Diese Menschen sind
Ihnen nicht einmal eine Antwort wert! (Beifall bei der FPÖ.)
Ältere Menschen müssen oft verbale Attacken in Kauf
nehmen und haben keine Lobby, die sie vertritt, obwohl durch ihre
Arbeitsleistung diese Bauten überhaupt erst errichtet werden konnten. Auch das
sollte man nicht vergessen!
Es waren ebenso falsche Maßnahmen, wenn bei
überbordender Lärmbelastung oder Vandalismus einfach Tische und Stühle
weggeräumt wurden, obwohl das sehr wichtige Kommunikationsmittel gewesen wären,
die auch zur Entkonfliktisierung – ein von mir erfundenes Wort – beigetragen
hätten. Sie haben die Bänke entfernt, aber nicht die Ursachen!
Mieterbeiräte und Gebietsbetreuungen müssen
Mediationsaufgaben übernehmen. Viel Geld ist in diese Gebietsbetreuungen
geflossen, und ein Teil davon wandert nun in die Kosten für neues Briefpapier,
Hinweisschilder, Visitenkarten et cetera, denn die Agenden werden nun von
Wiener Wohnen abgezogen und dem Wiener Wohnservice unterstellt. Eine
Evaluierung ist hoffentlich Voraussetzung, damit man sieht, welche Erfolge
diese neuen Einrichtungen für sich verbuchen können.
Aber auch das scheint Ihnen nicht ausreichend zu
sein, Herr Bürgermeister, denn Sie wissen über die Probleme im Gemeindebau sehr
wohl Bescheid. Nicht umsonst sehen Sie sich jetzt genötigt, 4 000
Ordnungskräfte zu beschäftigen, die für Ruhe und Ordnung in dieser Stadt und – wie ich hoffe! – vor allem
auch in den Gemeindebauten sorgen werden. In Ihrer Antwort werden wir ja
diesbezüglich Auskunft erhalten.
Wie dringend diese Maßnahme ist, zeigt ein Artikel in
der heutigen Presse: „Wien ist Hauptstadt des Verbrechens" titelt heute
die „Kronen Zeitung", und eine Graphik zeigt, dass Wien im Vergleich zu
allen anderen Bundesländern weit voraus im Spitzenfeld liegt. Der Gemeindebau
ist nur ein Teil dieser Kriminalstatistik; darauf werden meine Kollegen noch
näher eingehen.
Besonders betroffen sind die Wiener und Wienerinnen
von der sich immer mehr nach oben drehenden Spirale der Wohnungskosten. Auch
das führt zu Konflikten. Leider hat sich herausgestellt, dass die
sozialistische Partei auch hier den Sozialgedanken weitestgehend verdrängt hat,
denn anders sind die vielen leeren Versprechungen nicht zu erklären. Obwohl der
heutige Bundeskanzler Faymann seinerzeit noch das Festhalten am
Kategoriemietzins versprach, wurde zunehmend der weit überhöhte
Richtwertmietzins eingeführt. In Studien wurde bereits vermerkt, dass sich
Wiener Wohnen bei der Mietpreisgestaltung im Wiener Durchschnitt befindet. – Sozialer Wohnbau im Wiener
Durchschnitt: Es wäre Ihre Aufgabe gewesen, Herr Bürgermeister, diesem
Gewinnstreben, das einem sozialen Wohnbau nicht gerecht wird, Einhalt zu
gebieten! Leider habe ich keine Reaktion von Ihnen vernommen!
Die ständig steigenden
Betriebskosten haben die Kosten entsprechend in die Höhe getrieben. Daran sind
aber mehrere Schuldige beteiligt, und zwar zum einen die Stadt selbst mit stark
überhöhten Gebühren für Müll, Strom, Wasser, Kanal und so weiter, die das Maß
der Kostendeckung weit überschreiten. Zum anderen trägt die nicht vorhandene
Disziplin vieler neuer Mieter dazu bei, dass die Kosten steigen. Wären Wahlen
in greifbarer Nähe, würden Sie wieder einmal den Mieterinnen und Mietern
Senkungen der Strom- und Gaspreise zusagen. Das wäre gerechtfertigt, denn an
der Leipziger Strombörse sinkt der Preis. Wie aber reagiert die Stadt Wien
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