Gemeinderat,
45. Sitzung vom 26.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 106
derartige Ausdrucksweisen, Herr Kollege, die ich von
Ihnen sonst normalerweise gerade nicht gewohnt bin.
Kollege Schuster hat ebenfalls die Aktion eines
gewalttätigen Glatzkopfes in FPÖ-Nähe gerückt. (Heiterkeit im Saal.) Auch von Kollegen Schuster bin ich – bitte,
das ist keine Verächtlichmachung von Körpersituationen, aber er hat es
eindeutig so gesagt – so etwas nicht gewohnt. Ich frage mich, was hinter einer
solchen Häufung an Bemerkungen von Leuten steckt, die sich sonst anders
benehmen.
Es hat mir auch der Herr Bürgermeister vor zwei
Sitzungen eine Lüge in die Schuhe geschoben. Ich habe mich dann zum Wort
gemeldet und habe ihm gesagt, er möge das überprüfen, denn das lässt sich
leicht machen. Er hat es dann, interessanterweise, auch getan, das habe ich
auch erfahren, gleich unmittelbar nachher, und hat festgestellt, dass er nicht
recht hatte. Er hat es nicht zurückgenommen, da war er sich zu gut. Ich habe
damals gesagt, er möge es prüfen, und wenn er recht hat, werde ich mich
entschuldigen, ansonsten sollte er es tun, alles andere wäre schäbig. Ich
stelle fest, er hat es nicht zurückgenommen, und diese Haltung ist schäbig.
Und eines sage ich Ihnen, meine Damen und Herren von der
SPÖ: Wie man in den Wald hineinruft, so werden Sie es zurückbekommen. Ich
verstehe ja, dass Sie jetzt in Anbetracht der Gesamtsituation nervös geworden
sind, aber auch das Nervöswerden muss Grenzen haben.
Und nun zum Wechsel in den Funktionen und dem
Rücktritt der Frau StRin und VBgmin Laska. Wenn jemand in Pension geht, so ist
dies üblicherweise lange vorher geplant. Es gibt Blumen, da liegen ja auch noch
andere draußen, man macht einen Rückblick auf sein Berufsleben, es gibt
Lobesworte und manchmal auch Weihrauch, vor allem von denjenigen, die schon in
den Startlöchern stehen, um endlich die höheren Weihen zu erlangen.
Manche sind ja offenbar schon ganz begierig darauf,
ich lese da in der „Wiener Zeitung“ von vorgestern ein Interview mit dem Herrn Klubobmann
oder Noch-Klubobmann Oxonitsch, der gefragt wird, wie das jetzt ist mit dem
Übernehmen und ob das sein Wunschressort sei. Da sagt er: „Jedes Ressort wäre
mein Wunschressort.“ Also, die Hauptsache ist, ich werde etwas. Die Hauptsache
ist, es ist Cash, was ich mache, ist wurscht. Das ist schon eine sehr
eigentümliche Meldung zum Antritt der Funktion, Herr Kollege Oxonitsch.
Was wir aber heute erleben, das hat recht wenig mit
einer vorbereiteten Amtsübergabe zu tun. Es ist in Wirklichkeit die Flucht aus
einem Verantwortungsbereich vor einem sich abzeichnenden Debakel, es ist
bestenfalls die Erkenntnis, von der Aufgabe überfordert zu sein und die Frau
Stadträtin und Vizebürgermeisterin musste gehen, weil sie durch fortdauernde
Skandale für die SPÖ einfach zur unerträglichen Belastung geworden ist. Die
herannahenden Wahlen haben sie dazu gebracht, meine Damen und Herren von der
SPÖ, das können Sie jetzt beschönigen, soviel Sie wollen.
Wäre es anders gewesen, dann würden Sie nicht jetzt
noch beratschlagen, wer Klubobmann oder wahrscheinlich Klubobfrau, auch wenn es
viele von den Herren in der SPÖ nicht gerne sehen, werden soll. Dann hätten Sie
das längst vorbereitet und wohl geordnet gehabt, dann hätte nicht der Herr
Bürgermeister heute drüben im Speisesaal den Ordner spielen und die
SPÖ-Mandatare herüberstampern müssen, sondern dann hätte das der Ordner und der
Klubobmann gemacht. Sie waren auf das nicht vorbereitet, es ist überraschend
geschehen.
Und dann fragt man sich in einer solchen Situation, was
kann das ausgelöst haben. Einer der Punkte könnte Folgendes gewesen sein: In
der gleichen Zeitung, wo der Herr Noch-Klubobmann Oxonitsch zitiert wird, steht
auch etwas anderes, groß mit Überschrift: „Razzien in Causa Riesenradplatz“,
„Knalleffekt in der Causa Riesenradplatz“, und „Just an dem Tag, an dem VBgmin
Laska zurückgetreten ist, wurde bekannt, dass es vor Kurzem in dem politisch
höchst brisanten Fall Razzien im Auftrag der Staatsanwaltschaft gegeben hat.“
Nun ja, es gibt im Leben viele Zufälle, wir werden
sehen, wie sich diese Sache weiter entwickelt. Ich habe jedenfalls das Wirken
der Frau Stadträtin erst seit 2005 aus der Nähe, allerdings mit großem
Interesse, mitverfolgt, und wenn ich diese Jahre Revue passieren lasse, dann
habe ich, das muss ich Ihnen auch sagen, keine besonders positiven
Erinnerungen.
Es ist auch den Damen und Herren der SPÖ sicher
aufgefallen, dass der Beifall aus den Reihen der Opposition nicht bloß enden
wollend war, sondern gefehlt hat. An sich wäre ein langes politisches Leben zu
würdigen, und es gibt sicher auch Bereiche in der politischen Arbeit der Frau
Stadträtin, die an sich eines Beifalls wert gewesen wären, aber was sich in den
letzten Jahren abgespielt hat, das ist einfach politisch untragbar, und es wäre
heuchlerisch gewesen, dafür Beifall zu zollen.
Wenn es darum geht, sich zu erinnern, dann erinnere
ich mich an den Prater-Masterplan und an Herrn Mongon. Millionen wurden
verschwendet. Ich erinnere mich an die Admiral-Novomatic Geschichte im Prater,
das Kleine Glücksspiel und die Kontakte, die ich in dieser Zeit mit zahlreichen
unglücklichen Spielsüchtigen hatte. Zehntausende in Wien, mit ihren Familien
noch viel mehr, sind davon betroffen. „Glücksspiel ist ein Teil des Lebens“,
hat die Frau Stadträtin damals gesagt, als ich sie darauf angesprochen habe.
Als die Geschichte zu laut wurde,
hat der Herr Bürgermeister hier in diesem Raum versprochen, eine Kommission
einzusetzen, die sich dieser Thematik widmen sollte. Ein halbes Jahr später war
von der Kommission nichts zu merken. Ich habe ihn daraufhin wieder
angesprochen. Da hat er gesagt, es werden Experten eingesetzt, aber es wird bis
zum Herbst des vergangenen Jahres eine Lösung geben. Die Experten kamen nicht,
die Lösung kam nicht, eines der zahlreichen Versprechen des Herrn
Bürgermeisters war pfutsch, vergessen. Die Zehntausenden sind Ihnen
gleichgültig, da steht Ihnen anscheinend die Novomatic und da steht Ihnen anscheinend der Bereich des Glücksspieles
näher als
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