Gemeinderat,
45. Sitzung vom 26.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 106
Nächster Punkt, der mit diesen ganztägigen Schulen in
einem engen Zusammenhang steht: Eine ganztägige Schule kann keine halbtägige
Schule sein, wo man dann den Nachmittag draufpfropft. Das funktioniert so
leider überhaupt nicht, und da hat Wien es leider verabsäumt, rechtzeitig die
Weichenstellungen vorzunehmen. Ich weiß, man ist dabei zu schauen, dass man
Platz schafft. Ich weiß das, ich honoriere das auch gerne, ich sehe das - ich
bin nicht blind, ja -, ich weiß, man ist jetzt draufgekommen, dass das dringend
notwendig ist.
Nur, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie,
wir befinden uns diesbezüglich im Jahre Schnee! Der Anfang ist gemacht, aber da
wird es hohe Investitionen und große Anstrengungen brauchen, damit Schulen
tatsächlich ganztägig geführt werden, wo Kinder Platz haben. Sie müssen sich
austoben können, sie müssen einen Raum zum Theaterspielen haben, sie müssen einen
großzügigen Essraum haben, sie müssen Rückzugsmöglichkeiten haben, wo sie lesen
oder für sich sein können. Das braucht Platz, das braucht Investitionen, und
das braucht große Anstrengungen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn in fünf Jahren in
der Zeitung zu lesen ist: StR Oxonitsch hat es geschafft, es ist geschafft, und
dieser ganztägige Schulbetrieb kann auf einem hohen Niveau stattfinden, weil
auch der Raum dafür geschaffen wurde. Da halte ich echt die Daumen, und da
hoffe ich, dass ich das in fünf Jahren in der Zeitung lesen kann. Ich werde
dann auch applaudieren.
Ein weiterer Punkt, der mir sehr am Herzen liegt -
und ich weiß schon, ich werde auch Punkte weglassen müssen -, ist auch ganz, ganz
wichtig. Wir haben in dieser Stadt Regionen, wo in den Volksschulen 70, 80 oder
90 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund haben. Viele Eltern, die
für ihre Kinder eine erfolgreiche Schullaufbahn wünschen und eben keinen
Migrationshintergrund haben, verlassen diese Schulstandorte fluchtartig.
Ich denke, niemand sollte sagen, dass diese Eltern
Rassisten sind. Das sind sie nicht, aber sie haben bestimmte Vorstellungen von
dem, was sie sich von einer Schule erwarten. Ich denke, man sollte mit diesen
Eltern in einen sehr ausführlichen Diskurs eintreten, damit sie die Sicherheit
gewinnen, dass ihr Kind in dieser Schule gut gefördert wird und genauso in
Richtung AHS unterwegs ist, wie wenn die Flucht in den 7. oder 8. Bezirk
angetreten wird. Da muss man in einen Diskurs, in einen präzisen Diskurs
eintreten, da muss man alles dazu tun, diese Schulstandorte zu attraktivieren.
Das geht nur über eine positive Diskriminierung. Wenn
ich dort nicht in jedem Fach in jeder Stunde zwei Lehrerinnen und Lehrer drinstehen
habe, dann wird das nichts. Wenn ich nicht dafür sorge, dass in diesen Schulen
eine Nachmittagsbetreuung stattfindet, die alle Stückeln für alle Kinder spielt
- für alle Kinder! -, und nicht nur Seminare für jene, die es sich leisten
können, dann wird das nichts.
Das heißt, ich erwarte vom designierten Stadtrat,
dass er sich um diese Schulstandorte ganz im Speziellen kümmert, dass er mit
den Eltern in einen Diskurs eintritt und sicherstellt, dass auch an diesen
Schulen eine erfolgreiche Schullaufbahn begonnen werden kann, die auch Eltern
überzeugt, wie Sie es selbst sind, wie ich als Großmutter es bin oder wie wir
eben hier sitzen. Sie müssen uns davon überzeugen, dass die nächste Schule, die
nächste Volksschule im 15. Bezirk ein hervorragender Schulstandort für
alle Kinder ist. Dort gibt es einige hervorragende Direktorinnen und
Direktoren, Lehrerinnen und Lehrer, die sich total bemühen, aber sie brauchen
auch die notwendigen Investitionen und den notwendigen Rückhalt. Sie brauchen
eine Doppelbesetzung, und sie brauchen sehr, sehr viel mehr, als an reichen
Schulstandorten notwendig ist.
Jetzt lasse ich ein paar Dinge aus. Wir werden über
die Neue Mittelschule, die garantiert eine Sackgasse ersten Ranges ist, noch
reden. Ich will gar nicht damit anfangen, über die Neue Mittelschule zu reden,
weil ich mich da sofort in einen kompletten Wirbel hineinrede, vor lauter
Entsetzen über das Schaffen einer dritten Schulart. Ich fange schon zu stottern
an, wenn ich nur daran denke.
Aber was noch ein ganz wichtiger Punkt ist und wo
mich meine Kollegin GRin Claudia Smolik auch gebeten hat, das jetzt ganz
explizit noch einmal zu sagen, ist Folgendes: Was wir, ich kann nicht einmal
sagen, uns wünschen, sondern was wir fordern, was wir verlangen, ist ein anderer
Kommunikationsstil mit den Eltern!
Es passiert immer wieder - und derzeit gerade in der
Volksschule Draschestraße -, dass Eltern über Veränderungen nicht informiert
sind, spät informiert werden, halb informiert werden. Dann werden Gerüchte in
die Welt gesetzt, dann werden Veränderung vorgenommen, die die Eltern überhaupt
nicht wollen. Niemand bemüht sich, sie zu überzeugen, niemand tritt mit ihnen
in einen echten Diskurs ein, sondern sie werden spät, aber doch vor vollendete
Tatsachen gestellt. Auf gut Wienerisch sagt man: Es wird über sie
drübergefahren.
Ich denke, dass es für einen neuen Stadtrat auch eine
gute Einstiegsmöglichkeit ist, in diesem Schulbereich zu zeigen, dass man
gewillt ist, mit den Eltern in einen sehr seriösen, frühzeitigen Diskurs zu
treten, wenn es um Veränderungen und neue Vorschläge geht, sodass sich die
Eltern auch eingebunden und ernst genommen fühlen können. Das ist unsererseits
ein ganz wichtiges Anliegen.
1 Minute und 41 Sekunden habe ich noch, und
in diesen 1:41 Minuten sage ich: Wir GRÜNE wollen die Gesamtschule, und
wir erwarten uns von einem neuen Stadtrat, dass er aus seiner Position heraus
das Seine dazu beiträgt, dass das möglich wird. (GRin Nurten Yilmaz: Wir
wollen es auch!) Viele von Ihnen wollen es auch, ja, natürlich; der
Zwischenruf ist von mir freudig aufgenommen worden.
Und was wir auch wollen, ist -
damit müsste man gleich beginnen, und da muss man überlegen, wie man das tut -,
wir brauchen sehr viel mehr Plätze in der Oberstufe. Es ist nicht nur mit zehn
Jahren eine große Schnittstellenschwierigkeit gegeben, sondern vor allem auch
mit vierzehn, weil viele Jugendliche dann nicht
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