Gemeinderat,
45. Sitzung vom 26.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 106
dieser Einstellung, vor allem aber auch mit dieser
Regierungsumbildung werden Sie die Hoheit über die Stammtische sicherlich nicht
zurückerobern! Mit dieser Einstellung, mit diesem Zugang, Herr Bürgermeister,
werden Sie die Mehrheit nicht zurückerobern, werden Sie Ihren Kopf ganz sicher
nicht retten können! Herr Bürgermeister, diese Wahl wird das Aus für Sie
bedeuten! Die Wienerinnen und Wiener werden Sie bei dieser Wahl abwählen, Herr
Bürgermeister! (Beifall bei der FPÖ. - GR Kurt Wagner: Die Sendung „Wünsch dir was" gibt es nicht mehr,
Herr DDr Schock!)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Vassilakou. - Bitte schön.
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr verehrte Damen und
Herren!
Zunächst möchte ich der Frau Stadträtin alles Gute
für ihr weiteres Leben wünschen und möchte nichtsdestotrotz auf das Erbe zu
sprechen kommen, das Christian Oxonitsch als heute zu wählender Stadtrat
antreten muss. Ich glaube, dass diese Debatte eine wichtige Debatte ist, meine
Damen und Herren, und finde es sehr bedauerlich, dass hier insbesondere die
Kolleginnen und Kollegen von der Sozialdemokratie es vorgezogen haben, sich
wichtigeren, offensichtlich vordringlicheren Dingen zu widmen. Ich vermute, es
wird irgendeine Form von Verabschiedung sein. Ich kann es menschlich
nachvollziehen, meine aber, wenn der Tagesordnungspunkt „Wahl eines
Stadtrates" lautet und dieser Stadtrat kein geringeres Ressort als das
Ressort Jugendwohlfahrt, Schule, Kindergarten, Sport übernimmt, wäre es
eigentlich durchaus wert, sich hier hinzusetzen und die Debatte, die es zu
führen gibt, zu verfolgen, denn es ist eine wichtige Debatte! (Beifall bei
GRÜNEN und ÖVP.)
Es geht um Kinder und Jugendliche in dieser Stadt. Es
geht um die Zukunft der Stadt, mit anderen Worten, und es macht Sinn, diese
Debatte, die wir in den letzten Jahren schon hundert Mal, was sage ich, hundert
Mal, wahrscheinlich tausend Mal geführt haben, tausend und ein Mal gemeinsam zu
führen, denn dieses eine Mal ist nicht irgendein Mal, es ist das eine Mal, das
sich anlässlich einer Neuübernahme eines zentralen Ressorts ergibt. Da macht es
schon Sinn, mit dem neuen, angehenden Stadtrat darüber zu diskutieren, was
jetzt anders werden kann und was unserer Ansicht nach auch anders werden muss,
damit manches in der Stadt endlich weitergeht.
Ich habe vorhin über das schwere Erbe gesprochen, das
hier von Christian Oxonitsch angetreten wird, und möchte gleich mit einem
Bereich beginnen, in dem dieses Erbe in den nächsten Jahren tatsächlich sehr
viel zu tun gibt. Das ist der Bereich Schule.
Wir wissen, dass wir eine der reichsten Städte der
Welt sind. Das sind wir nach wie vor und das werden wir bis auf Weiteres auch
bleiben. Eigentlich würde ich mir erwarten, dass in einer der reichsten Städte
der Welt auch die besten Schulen der Welt zu finden sind. Wir wissen, dass es
so nicht ist. Es nützt auch nichts, wenn wir um den heißen Brei herumreden, die
PISA-Studie und die PISA-Ergebnisse der letzten Jahre belegen es in einer Art
und Weise, wo ich denke, dass wir uns die Diskussion darüber sparen können, ob
jetzt im Schulbereich doch einiges zu tun wäre oder nicht.
Klar ist, dass wir es in Wien noch dazu mit einer
sehr besonderen Situation zu tun haben. Nahezu die Hälfte der Taferlklassler
und Taferlklasslerinnen haben eine andere Muttersprache als Deutsch oder eine zusätzliche
Muttersprache außer Deutsch. Das heißt, dass das Wiener Schulwesen mit einer
zentralen Aufgabe konfrontiert ist, die da lautet, einerseits diesen Kindern
die Möglichkeit zu geben, möglichst rasch und möglichst ausgezeichnet Deutsch
zu lernen, denn wenn sie nun einmal in ein deutschsprachiges Land geboren
werden, dort aufwachsen und auch ihr Leben dort verbringen werden, ist es eine
Selbstverständlichkeit, dass die Sprache dieses Landes auf Muttersprachenniveau
beherrscht wird, und andererseits ist es eine Aufgabe dieses Schulwesens, diese
sprachliche Vielfalt, die die Kinder mit sich bringen, darüber hinaus zu
nutzen, um beispielsweise innovative Schulprojekte zu starten, die den Kindern
die Möglichkeit geben würden, spielerisch drei, vier Sprachen im Rahmen ihrer
sozusagen schulischen Laufbahn und auch in der Kommunikation miteinander zu
lernen. Man muss sich geben, was es eigentlich heißt, man muss sich vor Augen
führen, dass in dieser Stadt mindestens 40 Sprachen in der Schule in
nennenswerter Anzahl gesprochen werden und welche Potenziale hier schlummern,
die eigentlich nach wie vor weitestgehend ungenutzt bleiben. Von alldem habe
ich in den letzten Jahren nichts bemerkt.
Schritte in diese Richtung zu setzen, hat es einmal
gegeben. Die hat es einmal gegeben. Es hat einmal auch das Konzept der
StützlehrerInnen und der BegleitlehrerInnen gegeben, die in den Klassen
versucht haben, Kinder, die teilweise Schwierigkeiten hatten, dem Unterricht zu
folgen, unmittelbar und in der Klasse zu unterstützen. Wir alle wissen, was
dann passiert ist. Es hat vor wenigen Jahren Verhandlungen rund um den
Finanzausgleich gegeben. Das hat dazu geführt, dass über tausend Lehrerinnen
und Lehrer eingespart wurden. Das hatte zur Folge, dass diese Einsparungen
genau diese Förderungs- und Betreuungsmaßnahmen, die für Kinder mit
nichtdeutscher Muttersprache zu setzen gewesen wären, getroffen haben. Es hat
dazu geführt, dass auch Muttersprachenunterricht gekürzt wurde, der nachmittags
angeboten wird. Es hat dazu geführt, dass jedenfalls heute eine Situation da
ist, wo wir Schulklassen haben, in denen wir einen Anteil von bis zu
80 Prozent, manchmal sogar mehr, von Kindern mit nichtdeutscher
Muttersprache in bestimmten Bezirken haben, wo ein Teil dieser Kinder beträchtliche
Schwierigkeiten hat, dem Unterricht zu folgen und wo wiederum viele Eltern
meinen, egal ob zu Recht oder zu Unrecht, ihr Kind in eine Privatschule geben
zu müssen, um sicherzugehen, dass dieses Kind in seinem schulischen Fortschritt
nicht behindert wird.
Ich kann Ihnen sagen, meine Damen
und Herren von der Sozialdemokratie, so spärlich, wie Sie sich gerade in
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