Gemeinderat,
45. Sitzung vom 26.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 106
gehabt. Das heißt, ihr seid nicht ausgenommen und mir
hat in dieser Zeit von den Wiener Abgeordneten auch immer gefehlt, dass nur irgendjemand
von der ÖVP oder FPÖ gemeint hätte: „Hört auf mit dieser verdammten Politik,
die zu Lasten der Wiener Bevölkerung geht.“ Keine Rede davon! Ihr habt dazu
sogar noch jubiliert! (GR Mag Wolfgang Jung: EU-Beitritt! EU-Beitritt!)
Das Ziel damals war ausschließlich - und glaubt es
mir, ich war mit den Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorsteher-Stellvertretern
meiner Fraktion damals beim Innenminister Strasser: Wir sind von ihm verhöhnt
worden, weil er ein einziges Ziel hatte: Umfärben, umfärben und umfärben, koste
es was es wolle im Bereich Sicherheit. Und genau das ist das, was ich überhaupt
nicht verstehe!
Ich verstehe den Kollegen Ulm taktisch, dass er
deswegen mit der Stadtwache argumentiert, aber ich verstehe überhaupt nicht,
dass Sie keine einzige Aussage zur Wiener Polizei machen und zur Belastung, die
bei der Wiener Polizei passiert, keine einzige Forderung offiziell, mehr
Personal für die Wiener Polizei zu bekommen. Es gibt ein riesiges Bemühen, sage
ich auch ehrlicherweise dazu, weil man sonst nicht die Wahrheit sagen würde,
ein riesiges Bemühen des jetzigen Landespolizeikommandanten, auch mehr
Polizisten und Polizistinnen zu bekommen. Fast 50 Prozent der
Kriminalfälle in Österreich, darauf wurde hingewiesen, passieren in Wien. Was macht
man? Die Belastung der Wiener Polizei im Verhältnis zur übrigen Polizei ist
eins zu acht. Eins zu acht! Und trotzdem gibt man nicht mehr Personal hier her,
außer dass wir in den letzten Jahren jetzt dankenswerterweise mehr
Auszubildende bekommen. Nur rechnen wir uns einmal ehrlicherweise durch, wie
viel mehr an Pensionierungen in dieser Zeit auch stattfinden.
Das wollte ich dazu nur
sagen und bitte, Kollege Ulm, das Thema für die Bevölkerung ist ein anderes,
nämlich, wie sichere ich die Aufklärungsrate und vermeide dadurch auch
Einbrüche, Autodiebstähle, et cetera.
Einen Satz noch, weil meine
Zeit bald zu Ende ist: Liebe Freunde von der FPÖ, also so kann es ja doch nicht
sein. Es gab am Anfang dieser Woche eine Presseaussendung, wo der Herr
Bürgermeister quasi schuldig gesprochen wurde, weil ein Mord in der Innenstadt
passiert ist. Diese Aussage gab es von Kollegen Gudenus. Ich habe sehr sachlich
dagegen argumentiert, und versuche es auch hier. Wenn Kollege Gudenus in einer
Presseaussendung derartige Worte in den Mund nimmt, dann würde ich ihn wirklich
ersuchen, sich vorher ein bisschen zu informieren.
Zum Ersten: Wir können in
dieser Stadt gar nicht so viele Polizisten haben, um Morde aufzuklären, die in
der überwiegenden Anzahl im familiären Bereich, oder ad hoc auf der Straße, wie
hier im 1. Bezirk, passiert sind.
Nur: Dieser Mord im
1. Bezirk betraf einen Hooligan aus der rechtsextremen Szene, (GR Mag
Wolfgang Jung: Aber doch nicht!) einen Hooligan aus der rechtsextremen
Szene, so steht es in den Medien. Und hier würde ich mich sehr verwahren, den
Herrn Bürgermeister in diese Szene zu bringen, sondern das ist eine Szene, die
sehr engen Kontakt zu eurer Partei pflegt und daher nehmt das nicht so leicht
in der Argumentation zum Sicherheitsgrad. (Beifall bei
der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Als nächste Rednerin am Wort ist Frau GRin Matiasek. Ich erteile es ihr.
GRin Veronika Matiasek
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir haben eigentlich nichts
anderes erwartet, als wieder dieses reflexartige Beantworten des Themas
Sicherheit und Polizei mit der blau-schwarzen Bundesregierung und deren
Verschulden für die derzeitigen Zustände.
Sehr geehrter Herr Kollege
Schuster, sehr geehrte Damen und Herren, ich glaube, wenn man dieses Thema
Stadtwache, städtischer Ordnungsdienst, für den wir stehen, ernsthaft
bespricht, dann muss man sich wirklich, und jetzt ganz unabhängig von der
Anzahl der Polizisten und Polizeibeamten in Wien, auch einmal ein Bild von
deren Tätigkeit machen. Diese reicht von einer Art Schlüsselverwaltungsdienst
im Falle eines Feuerwehreinsatzes, im Fall eines Einsatzes der Rettung bis hin
über Einsatzgründe wie verbogenes Verkehrsschild, verdächtiger Müllsack
irgendwo, lautes Fußballspielen im Park, tote Katze auf der Fahrbahn,
verflogener Papagei in einer Garage, angeschmierte Hauswände et cetera, et
cetera. Hier überall wird die Wiener Polizei zu Hilfe gerufen. Jedes Mal
Einsatz von Beamten, Einsatz eines Funkwagens, denn die beiden Beamten können
ja nicht überall zu Fuß hingehen.
Ja, und auch die Stadt Wien
sieht in ihrer Verwaltungsabwicklung den Einsatz, durchaus auch einen
wesensfremden Einsatz, von Polizeibeamten vor. Viele von Ihnen kommen etwa aus
den Bezirksvertretungen, waren mit bei Lokalaugenscheinen, bei
Ortsaugenscheinen, und wenn es darum geht, Pflanzentröge vor Geschäftslokalen
aufzustellen, Baustellen auszumessen und so weiter und so fort, ist ein
Polizeibeamter mit dabei.
Sehr geehrte Damen und
Herren, das sind doch alles Dinge, die sehr wohl von einem Ordnungsdienst
bewältigt werden können, wie zum Beispiel das falsch geparkte Auto vor der
Hauseinfahrt, die Verwaltung der Schlüssel, wenn etwa nach einem Wasserschaden
die Feuerwehr in die Wohnung eindringen muss, dann ein Schlosser kommt, muss
die Polizei den Schlüssel verwalten. Warum kann der Bürger, der jetzt gerade
nicht zu Hause war - und es geht eindeutig hier nicht um einen kriminellen Akt,
sondern nur um ein Gebrechen - sich nicht den Schlüssel bei der Feuerwehr
abholen?
Was die Polizei hier an
Nebenbelastungen, an wesensfremden Aufgaben hat, das gehört, unabhängig von der
natürlich dringend notwendigen Aufstockung, aus dem Polizeidienst
herausgenommen. Dafür werden die Beamten nicht ausgebildet, sehr geehrte Damen
und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)
Und
das sind auch die Dinge, worüber die Polizei klagt, weil das sehr viel Zeit
verbraucht und ernsthafte Polizeibeamte sagen, wir können die Kriminalität in
Wien
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